Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
vorsätzlich Gesetze missachtet. Je größer die Macht, desto größer die Versuchung, sie auf illegale, unmoralische oder nicht regelrechte Weise zu erreichen oder zu erhalten. Dabei lassen sich zwei gegensätzliche Ziele unterscheiden:
Die Erlangung der Macht durch Verschwörung: Die Verschwörer haben dabei keinen oder nur begrenzten Zugang zu staatlichen Einrichtungen, der Justiz oder den Zwangsmitteln der ausführenden Gewalt. Sie müssen also versuchen, die Machthaber auszuschalten, bevor diese die staatlichen Machtmittel gegen sie anwenden können. In einer Demokratie mit Regeln für den geordneten Übergang der Macht reicht es aus, die bisherigen Inhaber der Macht zu diskreditieren, also ihren Ruf soweit zu beschädigen, dass sie die nächste Wahl verlieren. In einem diktatorischen oder monarchischen Regime bedeutet eine Verschwörung zur Erlangung der Staatsmacht immer einen Staatsstreich. Natürlich müssen die Verschwörer auch imstande sein, die Macht tatsächlich zu übernehmen. So wären die Initiatoren der Pulververschwörung selbst bei einem Erfolg ihres Sprengstoffanschlags kaum an die Regierung gekommen, sehr viel wahrscheinlicher hätten sie ein Massaker an den Katholiken in England ausgelöst. So findet man Verschwörungen zur Erlangung der Macht vorwiegend im Vorhof der Macht, also bei denen, die am ehesten die Regierung übernehmen können, wenn die gegenwärtigen Machthaber fallen.
Die Erhaltung oder Erweiterung der Macht durch Verschwörung: Verschwörer, die bereits an der Regierung sind, können die staatlichen Machtmittel für ihre Verschwörungen einsetzen, und
zwar gegen die jeweils anerkannten Regeln und Gesetze des Machtwechsels. Dazu zählt auch der Versuch, zusätzliche Machtmittel unter Kontrolle zu bringen. Die Machthaber gehen dabei ein beträchtliches Risiko ein: Richard Nixon und seine Berater haben mit illegalen Mitteln seine Wiederwahl betrieben und hatten damit zunächst Erfolg. Die Reporter Woodward und Bernstein deckten aber die Machenschaften der Verschwörer auf und erzwangen Nixons Rücktritt. Mehrere seiner Berater erhielten empfindliche Gefängnisstrafen.
In der Praxis gehen die beiden Arten der Verschwörung oft ineinander über, weil die tatsächliche Macht nur selten in einer Hand vereint ist. Ein starker Staat begünstigt Verschwörungen zum Machterhalt, ein schwacher Staat solche zur Erlangung der Macht.
Verschwörungen der Staaten gegeneinander
Dieses Thema führt uns in die schattenhafte Welt der Geheimdienste und der Geheimdiplomatie. Täuschungen, geheime Absprachen, Spionage, Falschinformationen und Kriegslisten sind so alt wie die Menschheit. Im Jahre 9 plante etwa der Römische Kaiser, die germanischen Stämme zwischen Rhein und Elbe mit Abgaben zu belegen und in ihrem Herrschaftsbereich das römische Recht einzuführen. Der Cheruskerfürst Arminius, offiziell ein Verbündeter Roms, brachte heimlich eine Koalition von germanischen Stämmen zusammen, um gegen die römische Vorherrschaft zu kämpfen. Arminius lockte die Truppen des römischen Statthalters Varus mit der Falschmeldung über einen Aufstand in unbekanntes Gelände und griff sie dort mit den Truppen seiner Koalition überraschend an. Vorher hatte er einen Teil der germanischen Hilfstruppen der Römer heimlich auf seine Seite gezogen. Sie marschierten zwar mit den Römern, stellten sich aber in der Schlacht gegen sie. Mit dieser Kriegslist gelang es den germanischen Stämmen, die taktisch
und waffentechnisch weit überlegenen römischen Legionen nicht nur zu besiegen, sondern fast vollständig zu vernichten.
In der heutigen Zeit unterhält praktisch jedes Land der Welt seine eigenen Nachrichtendienste, um Staatsgeheimnisse zu schützen und die Geheimnisse anderer auszuforschen. Sie heuern Informanten, Verräter und Spione an, platzieren »Maulwürfe« und »Schläfer«, brechen in Panzerschränke und Datenbanken ein, sabotieren Industrieanlagen und ermorden gelegentlich auch Menschen. Sie produzieren gefälschte Dokumente und decken Fälschungen anderer Staaten auf. Nichts prägt die öffentliche Vorstellung einer immerwährenden Verschwörung so sehr wie dieses stille und verbissene Ringen.
Politiker und Regierungen machen sich unbeliebt, wenn sie Gesetze oder moralische Grundsätze absichtlich verletzen. Ein Geheimdienst dagegen baut seinen Ruf gerade auf illegalen Handlungen auf. Der israelische Geheimdienst Mossad verdankt seinen Nimbus als bester Geheimdienst der Welt nicht zuletzt
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