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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Grüter
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Gesetze, aber deshalb müssen sie nicht an einer bestimmten Stelle ein bestimmtes, ungeklärtes Verbrechen verübt haben. Die CIA würde einen Staatspräsidenten ermorden, wenn die Regierung der Vereinigten Staates es ihr befiehlt. Deshalb muss sie aber nicht Präsident Kennedy erschossen haben. Der britische Auslandsgeheimdienst MI 6 kann sicherlich einen tödlichen Autounfall arrangieren. Das beweist aber nicht seine Beteiligung am Tod von Lady Diana.
    In erstaunlich vielen Fällen erfährt die Öffentlichkeit nach vielen Jahren doch noch von »erfolgreichen« Verbrechen der Geheimdienste. Entweder rühmen sich die Beteiligten in ihren Memoiren ihrer früheren Taten oder eine spätere Regierung möchte Klarheit über die Vergangenheit schaffen. In vielen anderen Fällen jedoch
lässt sich keine Gewissheit mehr schaffen. Der angebliche Selbstmord von Uwe Barschel (der ehemalige Ministerpräsident von Schleswig-Holstein wurde unter verdächtigen Umständen in einem Genfer Hotel tot aufgefunden) ist nur ein Beispiel von vielen. Bei den kriminellen Aktionen der Geheimdienste berühren sich also echte Verschwörungen und Verschwörungstheorien. Das gilt für fast alle Dienste weltweit. Trotzdem kommen in den meisten Verschwörungstheorien nur zwei Geheimdienste vor: Der Mossad und die CIA . Die meisten Menschen in Europa und in den USA haben dagegen von den Abkürzungen FSK und DGSE nie etwas gehört (Der FSK ist der russische, der DGSE der französische Auslandsgeheimdienst), obwohl diese Dienste keineswegs weniger aktiv sind.

Das Misstrauen der Mächtigen
    Im Umfeld der Macht entstehen ständig Verschwörungen – und zerfallen wieder, meist ohne Spuren zu hinterlassen oder Folgen nach sich zu ziehen. Je stärker die Machtkonzentration an einer Stelle ist, desto sicherer sind die Menschen dort davon überzeugt, dass sie ein ständiges Ziel von Verschwörungen sind. Der Verschwörungsglauben ist geradezu die Religion der Mächtigen. Sie wittern hinter jedem Ereignis, sei es auch noch so klein, eine Verschwörung und setzen die so gewonnenen Verschwörungslegenden zu ständig aktualisierten Verschwörungstheorien zusammen. Solche Theorien sind fließende Gedankenkonstrukte, vage Planungen von Zügen und Gegenzügen wie bei einem Schachspiel, virtuelle Landkarten mit Wegen, Umleitungen und Nebenwegen.
    Jeder Abgeordnete, Minister, Ministerpräsident, Kanzler oder Präsident entwickelt und verwirft in nahezu jeder wachen Minute Szenarien für Verschwörungstheorien. Oder konkret formuliert: Alle Mächtigen überlegen ständig, wer sich mit wem gegen sie verbündet haben könnte, und wie sie dagegen vorgehen.
    Im Grunde ist das nichts anderes als eine verfeinerte Variante der
Rangkämpfe, wie sie bei Primaten allgemein üblich sind. Nur verlagern die Teilnehmer einen Teil der Auseinandersetzung in ihren Kopf.
    Um eine Verwechslung mit den eher auf Vorurteilen basierenden »klassischen« Verschwörungstheorien zu vermeiden, möchte ich hier lieber von
Verschwörungsplanspielen
sprechen.
     
    »Ein Abgeordneter verbringt mindestens ein Drittel seiner Zeit damit, Intrigen abzuwehren, ein weiteres Drittel damit, selber welche zu spinnen und den Rest der Zeit mit sinnvoller Arbeit«,
erklärte mir einmal ein Abgeordneter des Deutschen Bundestages. Das meinte er nicht etwa scherzhaft oder ironisch.
     
    Die vorgezogenen Wahlen zum Deutschen Bundestag im September 2005 entsprangen möglicherweise einer Verschwörungstheorie des Bundeskanzlers Gerhard Schröder und des SPD -Vorsitzenden Franz Müntefering. Sie erwarteten Bündnisse von SPD -Abgeordneten gegen die durch die verlorene Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen geschwächte Bundesregierung. Es bestehe, so wurde Gerhard Schröder im Nachrichtenmagazin
Der Spiegel
zitiert, »ein erhöhtes Erpressungspotenzial«.
    Je gewaltsamer ein Regime ist und je weniger ein regelmäßiger Machtwechsel vorgesehen ist, desto erbitterter und gefährlicher werden die Rangkämpfe in der Hierarchie und umso tödlicher wird es für diejenigen, die der Alleinherrscher oder die herrschende Gruppe einer Verschwörung verdächtigt. Ein übermäßig misstrauischer Alleinherrscher wird früher oder später die Bevölkerung drangsalieren. Wenn er, wie Stalin, zugleich als Genie verehrt werden will, erzeugt er einen unauflöslichen Widerspruch. Das Volk kann auf die zunehmende Unterdrückung nur mit Passivität reagieren, was den Herrscher noch misstrauischer macht. Dieser Teufelskreis endet entweder

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