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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Grüter
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organisiert, strikt übernational. Das trug ihm das Misstrauen der Protestanten ein, die ihrerseits allenfalls national organisiert waren. Sie sahen in den Jesuiten eine Art internationale Eingreiftruppe des Papstes mit der Aufgabe, die Gegenreformation voranzutreiben. Schon bei dem Prozess gegen die Pulververschwörer in England im Jahre 1605 , nur 65  Jahre nach der Gründung des Ordens, waren diese Verschwörungstheorien voll ausgeprägt. Der Generalstaatsanwalt Sir Edward Pope warf in seinem Plädoyer den Jesuiten vor, mit Kronen zu spielen, Könige zu erheben und abzusetzen und die weltliche Gewalt ihren Interessen unterzuordnen. Pater Garnet, der oberste Jesuit Englands, wurde in einem juristisch fragwürdigen Prozess der Anstiftung zu dem Verbrechen für schuldig befunden und später hingerichtet.
     
    Nahezu alle bedeutenden Verschwörungsvorwürfe gegen den Orden waren politisch bedingt und wurden von innerkirchlichen Widersachern genauso bereitwillig weitergetragen wie von den äußeren Gegnern der katholischen Kirche. Im achtzehnten Jahrhundert schien der Orden schließlich seinen Widersachern endgültig unterlegen zu sein. Paradoxerweise lag die Ursache nicht zuletzt in seinem anhaltenden Erfolg, der dazu führte, dass der einstmals hochmoderne Orden zunehmend versteinerte. Die innere Verwaltung nahm immer mehr Zeit in Anspruch, der Orden verzettelte sich in Kämpfen gegen die Aufklärer, gegen die Protestanten und gegen die streng moralischen Jansenisten, eine nach dem holländischen Theologen Cornelius Jansen benannte katholische Reformbewegung. Die Jesuitenkollegien lehrten nach einer mittlerweile als überholt angesehenen Methode. Mitte des achtzehnten Jahrhunderts galten die Jesuiten deshalb als Fortschrittsfeinde und zugleich als Feinde der Nationalstaaten. Es machte sich jetzt auch bemerkbar, dass die Jesuiten nicht so klug gewesen waren, sich Verbündete zu suchen.
    Als Erstes verboten die Portugiesen den Orden. Die Jesuiten hatten in Paraguay autonome Indiogemeinschaften gegründet, die so genannten Reduktionen, die nach einem auch heute noch modernen christlichen Sozialsystem organisiert waren. Aufgrund eines Vertrages zwischen Spanien und Portugal von 1750 erhob Portugals Regierung, vertreten durch den mächtigen Minister de Carvalho, Anspruch auf jene Teile des Jesuitengebietes, in denen er von Jesuiten betriebene Goldminen vermutete. Die portugiesische Regierung verlangte, dass sieben Reduktionen in unwirtliches Land umgesiedelt werden sollten. Die Indios widersetzten sich. Portugal und Spanien vertrieben sie schließlich mit militärischer Gewalt. Portugal machte die Jesuiten für den Widerstand der Indios verantwortlich. Der aufklärerisch gesinnte de Carvalho sah die Jesuiten ohnehin als Gegner an, die er auszuschalten gedachte.
    Er begann eine Verleumdungskampagne gegen den Orden und erreichte zunächst, dass die Jesuiten 1757 den portugiesischen Hof verlassen mussten. Ein Jahr später hängte er den Jesuiten einen angeblichen Mordanschlag auf den König an und ließ unter diesem Vorwand die Güter des Ordens in Portugal und in Südamerika beschlagnahmen. Die dort vermuteten Goldminen fand er allerdings nicht; sie hatten nie existiert. De Carvalho befahl schließlich, alle Jesuiten, 1700 an der Zahl, aus Portugal und den Überseeprovinzen auszuweisen. 250 von ihnen ließ er unter so grausamen Bedingungen einkerkern, dass ein Drittel die Haft nicht überlebte.
     
    In Frankreich führte eine undurchsichtige Finanzaffäre zur Auflösung des Ordens im Jahre 1764 . Es folgten Verbote in Spanien und den von Spanien abhängigen Gebieten Neapel und Parma. Die Spanier befanden es nicht einmal für nötig, die Aktion zu rechtfertigen. Nach diesen Teilerfolgen verlangten Frankreich, Spanien und Portugal die Auflösung des Ordens von Papst Clemens XIII ., der dies entschieden zurückwies. Aber der Papst war bereits ein alter Mann. Im Februar 1769 erlitt er einen Schlaganfall und starb. Die drei katholischen Mächte warfen jetzt ihren Einfluss zusammen,
um einen nachgiebigeren Papst wählen zu lassen. Der neue Papst, Clemens XIV ., taktierte vier Jahre lang, bevor er den mittlerweile massiven Drohungen der katholischen Herrscher nachgab und den Jesuitenorden 1773 verbot. »Zur Herstellung eines dauerhaften Friedens«, wie er in dem Auflösungs-Breve
Dominus ac Redemptor
schrieb. Kein Papst nahm jemals wieder den Namen Clemens an.
     
    Im protestantischen Preußen blieb der Orden drei weitere Jahre

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