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Freiwild Mann

Freiwild Mann

Titel: Freiwild Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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gewesen?“
    „Das hätte zwei Probleme gelöst, unsere Probleme.“
    „Hm“, stimmte er zu. „Es hätte uns all unserer Sorgen entledigt. Aber du hättest es auch damals auf dem Hügel tun können und hast es auch da nicht getan. In dir brennt die Flamme des Lebens, Rura, genau wie in mir. Wir sind beide Kinder der Dunkelheit, und wir wollen den Sonnenaufgang sehen.“
    „Wird es jemals einen Sonnenaufgang geben?“
    „Wahrscheinlich nicht.“
    „Warum dann weiterkämpfen? Warum diese hoffnungslose Sache weiterverfolgen?“
    „Weil ich ein Mann bin. Und weil ich nicht von ein paar flachbrüstigen Homosexuellen für veraltet und überholt erklärt werden will, die denken, ein Massagestab sei ein Ersatz für die Natur.“
    „Ich habe Frauen geliebt“, sagte sie trotzig. „Ich liebe sie immer noch. Ich liebe sie, weil sie zart und graziös sind. Weil sie eine Sensibilität und Wahrnehmungsfähigkeit haben, die Männern fremd ist.“
    „Sogar Vernichterinnen?“
    „Sogar Vernichterinnen. Ich war eine Vernichterin. Ich kenne sie.“
    „Nein, Mädel, du warst keine Vernichterin. Zum Töten ausgebildet, ja. Aber ohne Appetit dafür entwickelt zu haben. Die wirklichen Vernichterinnen, die Professionellen, die genießen das Töten. Es bringt ihre Lebenssäfte zur Wallung. Es bringt ihnen den großen Orgasmus.“
    „Du bist abstoßend.“
    „Ja, Rura, ich bin abstoßend. Außerdem bin ich noch eine Autorität in Sachen Vernichterinnen. Ich habe viele in Aktion gesehen. Ich könnte dir Sachen erzählen, die dich zum Kotzen bringen.“
    „Ich glaube deine Lügen nicht.“
    „Brauchst du auch gar nicht. Bald genug wirst du es selber sehen … Du hast gesagt, daß du mich liebst, Rura. Warum in aller Welt solltest du mich lieben?“
    Sie war verwirrt. „Ich weiß es nicht. Habe ich das gesagt? Ich weiß nicht mehr, daß ich es gesagt habe.“
    „Du streitest es also ab?“
    „Ich … Ich …“ Sie fing an zu weinen.
    „So ist es richtig, Mädel. Tränen sind genau das richtige, um die Sache rauszukriegen aus dem System. Laß es fließen. Ich wünschte, ich könnte jetzt auch weinen. Ganz bestimmt.“
    „Warum konntest du mich nicht sterben lassen?“
    „Liebe Rura, das ist eine gemeine Frage. Jawohl, das ist eine ganz gemeine Frage. Ich hätte dich dem Rudel vorwerfen können, aber ich habe es nicht getan.“ Diarmid strich sich mit der Hand über das Gesicht. Plötzlich schien er sehr müde zu sein. „Vielleicht, weil du meinen Sohn in deinen Armen gehalten hast. Vielleicht, weil du ihn sehr sanft neben seine Mutter gelegt hast. Oder vielleicht war auch ein Leben in dir … Was macht es schon aus. Es macht überhaupt keinen Unterschied. Es scheint so, als ob wir uns gegenseitig brauchen, und das genügt doch … Komm, leg ein paar Decken auf den Boden neben das Feuer, und wir legen uns zusammen hin und halten uns warm. Ich werde dir nichts antun, und du wirst mich auch nicht mit dem Dolch bearbeiten. Wir schlafen und versuchen die Welt, die uns beide kaputtmacht, zu vergessen. Ist das ein fairer Handel?“
    „Ja, Diarmid, das ist ein fairer Handel.“
    Während der Nacht stöhnte und zitterte Diarmid, und sein Arm schmerzte ihn. Rura hielt ihn fest, tröstete ihn, versuchte ihn warmzuhalten. Es war eine lange Nacht. Kurz vor der Dämmerung hörte es auf zu regnen. Dann sank Diarmid in einen betäubungsähnlichen Schlaf. Als er aufwachte, schien er erfrischt zu sein. Rura fühlte sich übermüdet. Die große Müdigkeit des Geistes …
     

16
     
    Der Morgen war schön, die Luft kristallklar. Die Sonne schien aus dem gleichförmig blauen Himmel. Es war, als habe es den gestrigen Tag – den stürmischen Tag der Dunkelheit, der Katastrophe und der Erniedrigung – nie gegeben.
    Unter geduldiger Anweisung hatte Rura zum Frühstück Salzschinken und Kartoffeln gekocht. Mit Quellwasser spülten sie das Mahl herunter. Es war ein gutes Mahl. Es half, die Müdigkeit zu bekämpfen.
    Rura schaute sich Diarmids Wunde an. Sie sah besser aus. Sie konnte nicht mehr verstehen, wie sie es fertiggebracht hatte, das Fleisch zusammenzunähen, als sei es nichts als zerrissener Stoff.
    Aber der Arm war steif geworden. Steif und schmerzhaft. Als Rura den Arm sanft badete, verzog Diramid sein Gesicht.
    „Ich hoffe, daß niemand anders dem Duglas nacheifern will. Ich glaube kaum, daß ich heute mit einem Dolch in der Hand herumspringen könnte … Rura?“
    „Ja, Diarmid?“
    „Das, was von deiner Uniform übriggeblieben

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