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Freiwild Mann

Freiwild Mann

Titel: Freiwild Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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Nippel?
    „Ich bin verrückt“, dachte sie. „Ich habe die Zivilisation an die Barbarei verraten. Ich habe mich einer verlorenen Sache angenommen. Eines nicht allzu fernen Tages werde ich in der Heide umkommen. Meine Freundinnen, meine ehemaligen Kameradinnen werden mit ihrer Sicherheit kommen, mit ihrer Hingebung, ihren Lasergewehren und werden mich vom Antlitz der Erde hinweg brennen. Und sie werden angesichts meines Todes jubilieren, des Todes einer Verräterin. Warum bin ich so, wie ich bin? Was bringt mich dazu, meine Artgenossinnen zu verraten, mich mit einem Schwein zu paaren, die Uniform der Sklaverei zu tragen?“
    Diarmid stand auf der Schwelle, beobachtete sie, las ihre Gedanken.
    „Weil du entdeckst, daß du eine Frau bist“, sagte er. „Nicht mehr und nicht weniger. Frauen sind keine Art für sich, sie sind nur ein Teil einer Art. Der Krieg, den deine Freundinnen führen, ist nicht gegen die Männer gerichtet, sondern gegen die Natur.“
    Rura war völlig verblüfft. „Woher wußtest du, was ich dachte?“
    „Der Ausdruck in deinen Augen. Deine Haltung. Eine Frau hätte es nicht gewußt, aber ich habe es erraten. Männer und Frauen sind fein aufeinander eingestellt, Rura. Niemals können Frauen und Frauen genauso fein aufeinander eingestellt sein.“
    „Was weißt du schon von Frauen – wirklichen Frauen? Das einzige, was du kennst, sind …“ Sie hielt inne.
    „Wilde Hochlandsäue?“ Er lachte grimmig. „Auch die haben Brüste und weiches Fleisch und gerundete Gliedmaßen. Sie sind dünn, weil sie oft hungern, und sie werden schnell alt, weil es hier viel gibt, das sie alt macht. Aber es sind Frauen, wirkliche Frauen. Manchmal haben sie Glück, und sie erfahren dann so etwas wie Liebe. Sie bringen Kinder zur Welt, erleben vielleicht eine kurze Erfüllung, dann sterben sie. Ich habe sie leben und lieben, schwanger werden und sterben sehen. Ich weiß Bescheid über Frauen … Die Kleider stehen dir gut – besser als der schwarze todbringende Stoff.“
    „Ich …“ Rura zögerte. „Ich glaube, sie haßt mich. Ich konnte es fühlen, als ich die Kleider angezogen habe.“
    Er schüttelte den Kopf. „Alles, was von Flora übrig ist, ist in mir. Diese Flora haßt dich nicht – nur die Welt, aus der du kommst. Alles, was du hast, um dich an sie zu erinnern, ist eine verängstigte, wütende Frau mit einem Dolch. Ich aber habe mehr, viel mehr … Mädchen, so geht’s nicht. Diese Art Gerede ist dann gut, wenn die Nächte lang sind und der Regen fällt und wir am Feuer liegen, das uns beim Einschlafen hilft. Aber es ist ein schöner Morgen, das Grenzregiment kommt hoch nach Norden, und es gibt viel zu tun.“
    „Was meinst du damit?“
    „Ich habe euren Funk abgehört. Außer deinem ist noch ein Frauto weggeblieben. Vielleicht haben meine Leute das andere genommen, vielleicht auch nicht. Wie dem auch sei, die Grenzer kommen nach Norden, und wir müssen ihnen ein möglichst gelungenes Willkommen bereiten. Wir haben dein Frauto, und wir haben etwas Besseres als Armbrüste. Wir wollen versuchen, deinen Leuten klarzumachen, daß es sie teuer zu stehen kommt, ins Hochland vorzustoßen.“
    „Ihr braucht einen Piloten. Habt ihr einen guten Piloten?“
    „Ja, Rura, den haben wir. Dich.“
    Sie starrte ihn fassungslos an. „Du erwartest von mir, daß ich das Frauto fahre, so daß ihr noch mehr von meinen Kameradinnen umbringen könnt?“
    „Genau das.“
    „Das mache ich nicht.“
    „Du bist meine Frau. Ich habe um dich gekämpft. Du liebst mich. Du wirst es tun.“
    „Ich werde es nicht tun.“
    Diarmid seufzte. „Der Duglas ist also für nichts gestorben. Wir müssen uns jetzt verstehen, Rura. Ich habe für dich gekämpft und getötet. Du mußt dich unserer primitiven Psychologie anpassen. Du bist meine Frau. Ich bin der Führer dieser Gruppe. Wenn du das jetzt nicht tust, dann werde ich dich nicht töten. Ich werde dich der Gruppe geben. Was sie mit dir machen, daran denke ich lieber nicht, weil ich es schon bei anderen gesehen habe … Du wirst sagen, daß das Tiere sind, und das sind sie auch. Das sind wir alle. Tiere haben das Recht zu überleben wenn sie können. Du bist ein Glied – augenblicklich ein ziemlich starkes – in ihrer Überlebenskette. Also wirst du das Frauto steuern, oder du wirst bald wünschen, der Duglas hätte gewonnen und du hättest einen relativ angenehmen Tod gehabt.“
    „Empfindest du nichts für mich?“ rief sie weinend. „Ist es dir völlig

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