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Freiwild Mann

Freiwild Mann

Titel: Freiwild Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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noch mehr Whisky. Du legst mich doch nicht um, solange ich noch nüchtern bin, oder?“
    Sie füllte sein Glas auf, dann ihr eigenes. „Und was ist mit den Vernichterinnen?“
    „Prost! Vernichterinnen. Na ja, das sind, hmm, nicht ganz Frauen und doch wieder nicht ganz Nicht-Frauen.“ Er lachte rauh auf. „Wir sind ziemlich brutal geworden, Rura Alexandra. Wir haben zuviel Morde gesehen. Vernichterinnen sind so stark, weil der Grundsatz ihres Lebens das Zerstören ist. Wenn wir sie lebendig erwischen – was nicht oft geschieht – gewähren wir ihnen im allgemeinen ihren Todeswunsch, nachdem die Männer sich mit ihnen amüsiert haben.“
    Rura schleuderte ihr Glas zu Boden. „Schweine! Wilde! Sadisten!“
    Er lächelte. „Aber schließlich auch Männer … Sag mal, hat deine verstorbene Freundin es nicht auch genossen, meinen Sohn zu töten? Das würde mich mal interessieren. Laß hören.“
    „Das ist … Das ist etwas anderes.“
    „So?“ Wieder lachte er. „Du mußt viel lernen. Ich werde es dir beibringen. Ich werde dein Lehrer sein in der Heide und auch im Bett. Du wirst lernen, wie es ist, eine Frau zu sein. Wer weiß – vielleicht schenkst du mir ja sogar einen Sohn.“
    „Schwein! Niemals werde ich mich freiwillig mit dir ins Bett legen.“
    „Dann tust du es eben nicht freiwillig – oder du bringst mich um.“ Er zog seinen Dolch und warf ihn ihr zu Füßen. „Du bist ausgebildet, du hast eine Waffe. Ich bin verletzt, ich habe keine. Jetzt ist deine Gelegenheit gekommen. Der Whisky hat uns beide närrisch gemacht, und du hast deine Gelegenheit.“
    Rura schaute den Dolch an. Er war immer noch voller Blut. Das Blut des Duglas.
    „Gib mir noch einen Drink“, sagte er träge. „Ich bin müde, aber der Tod ist immer eine harte Sache.“
    Sie schenkte ihm noch Whisky ein und gab ihm das Glas. Den Dolch gab sie nicht aus der Hand.
    „Prost, Rura Alexandra. Ich bin nur ein dreckiges, wildes Tier, und ich habe für dich getötet. Vielleicht war das ein Fehler, den du bald berichtigen wirst.“
    Er setzte sein Glas ab und starrte sie an. Verzweifelt stieß Rura mit dem Dolch zu. Beinahe lässig schlug er ihren Arm weg. Der Dolch fiel klappernd zu Boden. Rura brach zusammen, fiel zu ihm auf den Stuhl.
    „Ich liebe dich“, sagte sie, ohne zu wissen, was sie redete. „Ich liebe dich.“ Ihr Kopf lag auf seiner Brust. Sie fühlte sich unendlich müde. Sie konnte Schweiß, Blut und regennasse Kleider riechen.
    Er streichelte ihr Haar. „Menschen“, sagte er, „sind die verrücktesten Dinger. Ich glaube, daß wir uns brauchen, du und ich. Das ist der traurigste Witz auf der Welt.“
     

15
     
    Die Ereignisse des Tages hatten sich auf Rura aufgehäuft, bis sie zu erschöpft war, zu traumatisch, um noch vernünftig und zusammenhängend denken zu können. Irgendwie reinigte sie Diarmids Wunde und verband sie. Er mußte ihr sagen, was zu tun war; und sie hatte seine Instruktionen mechanisch befolgt, wie ein Automat. Die Verletzung war nicht schlimm. Der Dolch hatte das Fleisch angerissen, aber der Muskel schien nicht ernsthaft verletzt zu sein. Diarmid sagte ihr, sie solle die Lippen der Wunde mit Nadel und Faden zusammennähen, während er den letzten Whisky austrank.
    Die Nacht kam, und es regnete stärker. Der Wind und der Regen peitschten die Wände der Hütte. Aber das Feuer auf dem Herd brannte hell, und es war genug Holz vorhanden. In der Küche fand Rura einen Sack Hafer, Milchpulver und in Streifen geschnittenes Wildbret. Diarmid zeigte ihr, wie sie die Milch anzurühren hatte, wie sie den Hafer kochen mußte, um einen Brei zu machen, der gerade noch eßbar war. Dann zeigte er ihr, wie die Streifen Wildbret am Feuer zu rösten waren.
    Aber sie war nicht hungrig, und die Nahrung fand sie ungenießbar. Aber irgendwie zwängte sie sie herunter, da sie wußte, daß ihr Körper es brauchte.
    Diarmid beobachtete sie mit Belustigung. „Warmes Essen“, sagte er. „Das ist ein Luxus. Warte, bis wir tagelang im Heidekraut überleben müssen, ohne Feuer, auf dem wir kochen könnten. Du wirst überrascht sein, was man alles essen kann.“
    „Ich glaube kaum, daß mich noch etwas überraschen kann“, sagte sie lahm. „Ich bin eine Verräterin und wahrscheinlich geisteskrank. Ich hätte zuerst dich mit dem Dolch umbringen sollen und dann mich.“
    Diarmid nagte an dem Fleisch. Er aß es gierig wie ein Wolf. Und doch waren seine Bewegungen seltsam würdevoll.
    „Was wäre daran vorteilhaft

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