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Freiwild Mann

Freiwild Mann

Titel: Freiwild Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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ausgesehen, als sei es über dem Haus gewesen. Es hatte ausgesehen, als sei er über einem Platz gekreist, der näher am Meer lag, näher dem Ort, wo sie gestanden hatte. Aber warum sollte er so etwas tun?
    Das Frauto! Vielleicht war das Frauto nicht so gut versteckt, wie Diarmid gedacht hatte. Rura eilte in den Wald, um nachzusehen. Das Versteck war gut. Der Schnee hatte es noch besser gemacht. Nein, die im Hubschrauber konnten das Frauto nicht gesehen haben. Vielleicht hatte man nur ein paar Hirsche entdeckt. Das war ein guter Gedanke. Ein bequemer Gedanke.
    Niedergedrückt machte sich Rura langsam auf den Weg zurück nach Lindsays Zuflucht.
    Diarmid mußte den Hubschrauber ebenfalls gesehen oder gehört haben. Wenn ja, dann würde er wahrscheinlich entscheiden, daß sie das Gebiet aufgeben und sich einen anderen Ort suchen mußten. Wenn er wußte, daß der Hubschrauber über dem Wald gekreist war, dann würde er sich mit Sicherheit für das Wegfahren entscheiden. Für ihn konnten Hubschrauber nur eine Bedeutung haben.
    Rura wollte Lindsays Zuflucht nicht verlassen. Es war das erste richtige Zuhause, das sie gekannt hatte. Es war der Ort, an dem ihr Bauch und ihre Brüste plump und stolz geworden waren. Es war das Heim, das Diarmid und sie von toten Liebenden geerbt hatten …
    Kein anderer Ort, kein anderes Haus konnten jemals wieder das gleiche bedeuten. Weil sie hier wirklich erfahren hatte, was es hieß, eine Frau zu sein.
    Sie betrat das Haus, schleuderte das Lasergewehr von sich weg, setzte sich vor den Herd und schaute die Holzscheite an. Sie wollte nicht wieder hier ausziehen. Sie wollte, daß ihr Kind hier geboren wurde. Sie wollte, daß Lindsays Zuflucht seiner Bestimmung gerecht wurde.
    Sie machte einen Pakt mit sich selbst. Einen Pakt mit einem weiblichen Teufel. Wenn Diarmid den Hubschrauber gesehen hatte, dann würde sie ihm erzählen, was geschehen war. Und die Folgen akzeptieren.
    Aber wenn Diarmid den Hubschrauber nicht gesehen hatte, dann bestand eigentlich wirklich kein Grund, ihn unnötig zu beunruhigen. Es konnte ja sein, daß er gekreist war, weil die Pilotin eben kreisen wollte. Er konnte hier gekreist sein, weil es der nördlichste Punkt der Patrouille war und er umkehren mußte. Er konnte gekreist sein, weil Rauch aus dem Schornstein eines baufälligen Hauses aufgestiegen war …
    Diarmid kehrte erst bei Einbruch der Dämmerung zurück. Er hatte einen sehr kleinen jungen Hirsch erlegen können. Er warf ihn mit Befriedigung auf den Boden.
    „Wie war’s heute, Liebling?“
    „Nicht schlecht. Ich bin im Wald spazieren gegangen und habe die meiste Zeit darüber nachgedacht, was ich doch für ein Glück habe.“
    Er küßte sie. „Ich bin diesem elenden Tier ungefähr zehn Kilometer weit nachgestiegen. Eine perverse Kreatur. Er ist in einem großen Kreis gewandert. Als ich schließlich zum Schuß kam, da war ich kaum einen Kilometer vom Haus entfernt. Einen Bolzen hab ich gebraucht, das hat genügt.“
    Rura dachte an den großartigen Bock, den sie gesehen hatte. Diarmids Beute war im Vergleich dazu ein Zwerg.
    „Ein schöner Hirsch“, sagte sie.
    Er lachte. „Du erweist ihm zuviel der Ehre. Heute morgen habe ich einen Bock gesehen, der viermal so groß war. Ich war am Meer, und das Geräusch der Wellen hing in meinen Ohren. Sonst hätte ich ihn kommen hören. Er ist auch ziemlich nahe an mir vorbeigekommen … Komm, wir machen ein Feuer, Mädel. Heute nacht wird’s wieder kalt, so wie es jetzt aussieht.“
    Vielleicht war der Bock, den Diarmid gesehen hatte, dieselbe Wunderkreatur, die auch sie im Wald gesehen hatte. Offensichtlich hatte Diarmid den Hubschrauber nicht gesehen. Und gehört konnte er ihn auch nicht haben, wahrscheinlich aus demselben Grund, aus dem heraus er auch den Hirsch nicht gehört hatte.
    Also sagte Rura nichts. Sie entfachte erneut das Feuer, während Diarmid sich versicherte, daß die Fensterverdunklung kein Licht nach draußen fallen ließ. Dann bereitete sie den Weißfisch und den Hummer, die Diarmid tags zuvor vom Meer mitgebracht hatte.
    Mit der Dunkelheit war Wind aufgekommen. Das Rauschen in den Bäumen klang wie das Meer. Das Feuer flackerte hell, die Scheite knackten und knisterten, und Flammen stiegen den Kamin hoch, warme Schatten tanzten im Raum umher.
    Die Hütte im Hochland stand in scharfem Unterschied zu den zentralbeheizten Zivilisationsräumen mit Klimaanlage, die es in der Republik Anglia gab. Es war ein scharfer Unterschied und ein wundervoller

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