Freiwild Mann
sie sie abreißen wolle.
„Aha! Einer im Sack. Nun, Schwein-Ausbrüterin, das Fest ist vorüber.“
27
Die Vernichterin ging einen Schritt zurück, ballte ihre Faust und rammte sie in Ruras Magen. Sie fiel auf die Knie, klappte zusammen, stöhnte, keuchte. Die Grenzerin ergriff ihr Haar, riß ihren Kopf zurück, erkannte mit Befriedigung die Qual in Ruras Gesicht.
„Wo ist er, Sau?“
„Ich weiß es nicht.“
Die Vernichterin hielt sie immer noch am Haar fest. Ein Fuß kam hoch und trat sie. Rura ächzte, versuchte, den Schmerz zu bekämpfen.
„Wo ist er?“
„Er jagt … Er jagt irgendwo.“
Die Vernichterin kicherte und schleuderte Rura an ihrem Haar in voller Länge auf den Boden.
„Wir warten … Er wird sich über Besuch freuen.“
Rura lag stöhnend auf dem Boden, versuchte, mit den Schmerzen fertig zu werden und zu denken. Gewöhnlich kehrte Diarmid erst kurz vor der Dämmerung zurück. Das gab ihr Zeit, etwas zu tun. Was, das wußte sie noch nicht. Aber irgend etwas.
Die andere Vernichterin sprach. Ihre Stimme war sanfter, vielleicht deshalb, weil sie älter war. „Kindchen, du mußt nicht unbedingt sterben. Wenn du uns hilfst, dann brauchst du nicht zu sterben. Wir können dich rehabilitieren, dich vielleicht sogar das Kind austragen lassen … Wie heißt du?“
Immerhin, dachte Rura. Das wissen sie nicht. Sie denken, ich sei irgendeine Frau aus dem Hochland … Wie hätten sie es auch wissen können? Ich war ja nur so kurz in Carlisle.
Ein weiterer Tritt erfolgte. „Name!“ forderte jene, die es genoß, Bestrafungen durchzuführen.
„Jenny Lindsay.“
Ein Lachen. „Das hier ist nicht mehr deine Zuflucht, Jenny Lindsay … Das Schwein, dein Mann. Wie heißt der?“
„Duncan.“
Goldschopf sprach mit der anderen. „Duncan Lindsay. Ist der auf der Liste, Garnet?“
„Nein, er ist nicht auf der Liste.“
„Kleinvieh! Unser übliches Pech. Nicht Ballantrae oder Hamilton oder MacDiarmid. Nur ein dumpfer kleiner Bauer, der denkt, er würde immer noch in einer Männerwelt leben. Na ja, eigentlich besser als nichts. Ein Skalp. Ein Skalp für die Akten, bevor der Winter endgültig kommt.“ Sie wandte sich an Rura. „Aufstehen, Schweineliebchen. Wann kommt er zurück?“
„Ich weiß es nicht.“
Goldschopf schlug ihr ins Gesicht. „Versuch, dich zu erinnern. Das ist weniger ermüdend.“
„Ich weiß es nicht.“
Goldschopf holte zu einem weiteren Schlag aus, aber die andere Vernichterin fuhr dazwischen. „Das reicht, Willa. Ruf Carlisle, gib unsere Position an und sag ihnen, daß wir einen Treffer gelandet haben. Sag ihnen, daß wir zurückrufen, wenn wir uns entschließen zurückzukehren oder wenn wir das Schwein fertiggemacht haben.“
Willa, die Goldhaarige, schien enttäuscht zu sein. Sie ging aus dem Haus, vermutlich dorthin, wo sie das Frauto stehenlassen hatten.
Die dunkelhaarige Vernichterin stand auf. „Das ist wohl ein trauriger Tag für dich, Jenny Lindsay.“
„Ja“, sagte Rura dumpf.
„Du bist hübsch. Trotz der Lumpen bist du hübsch.“ Sie legte den Laser ab. „Hast du schon jemals eine Stadt voller Menschen gesehen, Jenny?“
Für einen Augenblick war Rura Alexandra mit dem silbernen Nippel versucht zu lachen. Aber sie erinnerte sich an die Rolle, die sie zu spielen hatte. „Nein. Ich bin nur ein armes Hochlandmädel, das in Frieden mit seinem Mann leben will.“
„Der wird sterben müssen, Jenny. Da führt kein Weg dran vorbei. Aber du brauchst nicht zu sterben, nicht, wenn du eine Freundin hast.“
„Ich habe keine Freundinnen.“
Garnet kam zu ihr. „Du könntest eine Freundin haben … Wenn man dich baden würde, wenn du schöne Kleider anhättest, dann könntest du sogar noch hübscher sein. Wäre dir das recht?“
„Ja“, sagte Rura sanft, „das wäre mir recht.“
„Mit der richtigen Freundin wäre es vielleicht sogar möglich, daß du das Baby behalten dürftest.“
„Das wäre mir sogar sehr recht“, sagte Rura.
Garnet kam noch näher. Sie legte einen Arm um Rura. „Küß mich. Dann kann ich aus der Weise, in der du küßt, erkennen, wie stark dein Lebenswille ist.“
Rura zuckte zurück, dann konzentrierte sie sich auf ihre Rolle als Jenny Lindsay. Jenny, dachte sie, würde durch die Zärtlichkeiten einer Frau stark in Verlegenheit gebracht werden. Seltsamerweise ging es Rura, die schon mit vielen Frauen Küsse getauscht hatte, jetzt genauso. „Ich habe noch nie eine Frau geküßt“, sagte sie zögernd.
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