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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Belle
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ich Sie wieder mal retten soll, sagen Sie mir dann bitte vorher Bescheid? Danke!“ .
    Was bildete sich der Kerl eigentlich ein! Sah ich so aus, als ob ich mich von ihm retten lassen wollte? Andererseits hatte ich seine Aktion in der Messe schon nett gefunden. Er war genau zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle gewesen. Und hatte auch noch die perfekte Worte gefunden, obwohl ich bisher nicht wirklich nett zu ihm gewesen war. Leise seufzte ich auf. Der Mann fing an mir zu imponieren, obwohl er mich ja mit seiner Notiz eher aufzog, als mir tatsächlich Hilfe anzubieten. Wäre er nicht so reserviert mir gegenüber, dann würde ich mich tatsächlich gerne von ihm retten lassen.
    Ich schickte die Bilder dann endgültig zur Agentur, bewaffnete mich mit meiner Kamera und ging meinem Auftrag nach.
    Die nächsten Tage versuchte ich soweit es ging unsichtbar zu bleiben. Mein Gewissen meldete sich dann doch. Der arme Patrick, doch jetzt war es zu spät. Er hatte sich versetzen lassen und war nicht mehr im Camp. Es war besser so, als wenn er jedes Mal in Tränen ausbrach, sobald er mich zu Gesicht bekam. Meine Bilder schickte ich via Intranet zu Baumann und bekam sie postwendend am selben Tag zurück. Ich hatte auf weitere Notizen gehofft, auf irgendein persönliches Wort von ihm, aber ich wurde enttäuscht.
    Eine Patrouille wurde organisiert. Es sollte in die Berge gehen, zu einem kleinen Bergdorf in Richtung Tarcin. Ein gepanzerter Jeep als Führungsfahrzeug und zwei kleine Aufklärungspanzer bildeten zusammen die Kolonne, mit der es losgehen sollte. Ich war begeistert mitfahren zu dürfen. Langsam wurde es langweilig, nur im Camp herumzulaufen. Da kam mir so ein Ausflug in die Gegend gerade recht. Sergeant Major Wessons leitete die Mission, die darin bestand, mit dem Dorfältesten zu reden und um Unterstützung zu bitten. In den Bergen saßen noch jede Menge Rebellen, die eine vernünftige Friedensverhandlung unmöglich machten.
    Die Fahrt ging über enge Passstraßen und durch dunkle, dichte Wälder. Der Regen trommelte heftig an die Scheiben. Überall lagen große, hellgraue Felsbrocken herum und ich sah einige Bombenkrater zwischen den Pinien. Der Fahrer, ein schmächtiger Ire, war angespannt und fuhr langsam die Serpentinen dem Berggipfel entgegen, der kahl und grau immer wieder zwischen den Baumwipfeln hindurch schimmerte. Niemand sprach ein Wort. Alle Augen waren auf die Umgebung gerichtet, um im Falle eines Angriffes so schnell wie möglich reagieren zu können. Meine Splitterschutzweste drückte, aber mir war bewusst, wie lebensnotwendig sie hier sein konnte. Hinter jedem Busch, hinter jedem Felsen konnte ein Scharfschütze lauern, der es nur darauf abgesehen hatte uns zu treffen. Die Straßen waren schlecht ausgebaut, sehr eng und voller Schlaglöcher. Der Wald lichtete sich und ging langsam in Felder und Wiesen über. Schließlich fuhren wir nur noch über Feldwege, bis wir endlich am Ende des Pfades das Dorf sahen. Es war nicht mehr als eine Handvoll Häuser, dicht um eine kleine, weiße Kirche mit einem sehr schmalen, spitzen Kirchturm gruppiert. Ich kam mir vor wie vor hundert Jahren und war nicht erstaunt, als uns ein Ochsenkarren entgegen kam. Ich fotografierte, was das Zeug hielt. So musste das Ende der Welt aussehen. Einige Bewohner kamen neugierig aus ihren Häusern um zu sehen, was da so einen Lärm veranstaltete. Kinder mit dreckigen Gesichtern, strubbeligen Haaren und schlecht sitzenden Kleidern tobten lachend um unsere Fahrzeuge herum. Vermutlich waren wir das Aufregendste, was hier seit Langem passierte. Während sich eine Gruppe schwer bewaffneter Soldaten vor dem Haus des Dorfältesten postierte, führte der Seargeant Major im Inneren die Verhandlungen. Die roten Geranien auf dem Fensterbrett standen im scharfen Kontrast zu den Wachen, die mit den Gewehren vor der Brust dort standen und die Blumen scheinbar flankierten. Ich war enttäuscht, dass ich nicht mit in das Haus durfte. Meine Neugier war groß, wie es wohl darin aussah. Aber das Gespräch war geheim und ging mich nichts an. Missmutig kickte ich einen Kiesel gegen einen der Panzer und handelte mir dafür einen strafenden Blick der Wache ein. Er machte den Eindruck, als hätte ich mit dem Steinchen eine Beule in den Panzer gemacht. Ich trollte mich und ließ den Mann im Regen stehen.
    Da alle Soldaten für den Schutz Wessons benötigt wurden, durfte ich mich auch nicht weit bewegen. Ohne ausreichende Begleitung durfte ich keinen Fuß vor

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