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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Belle
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In der Tat war es nicht genug gewesen. Ich war immer noch heiß und voller Begierde. Augenscheinlich hatte ich ihn vorher zu sehr gereizt. Patrick stöhnte auf: „Ich kann jetzt gerade nicht...“ Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Meine Lust musste wohl oder übel warten. Notdürftig wischte ich mich mit einem Taschentuch ab und zog mich anschließend enttäuscht wieder an. Patrick küsste mich, nun viel sanfter und ohne diese Gier. „Sehe ich dich morgen wieder?“.
    „ Ich weiß es noch nicht. Mal sehen, was ich morgen so zu tun habe.“ Ich legte mich lieber nicht fest. Ich fand seine Gefühlsregungen irgendwie unpassend für einen One Night Stand. Abgesehen davon hätte ich lieber einen Mann zwischen den Beinen gehabt, der mich auch kommen lassen konnte.
    Still kamen wir hinter den Containern wieder hervor. Niemand hatte etwas bemerkt, das Camp war wie ausgestorben.
    Er verabschiedete sich mit einem kleinen Kuss vor meiner Zimmertür von mir. Ich beeilte mich, ihn loszuwerden und blieb kurz angebunden. Als ich im Bett lag, kümmerte ich mich lieber alleine um meine Bedürfnisse. Mein Vibrator sagte wenigstens nicht 'ich liebe dich' zu mir.

    Tags drauf ging ich auf die 'Rennstrecke', ein ungefähr einen halben Kilometer langer, festgetretener, rechts und links mit Absperrbändern abgesteckter Feldweg. Die Joggingstrecke des Camps. Ich musste meine sexuellen Energien irgendwie loswerden. Der Sex mit Patrick war wie ein Appetithäppchen gewesen und hatte mich frustriert. Außerdem musste ich auf andere Gedanken kommen und mir über einiges klar werden. Sport half mir eigentlich immer dabei.
    Ich zog mir meine Sporthose und ein Oberteil über und klemmte mir die Kopfhörer meines tragbaren CD-Players in die Ohren. Laut schallte mir Depeche Mode entgegen. Das war genau das Richtige, um Dampf abzulassen.
    Langsam fing ich an, auf dem Feldweg vor mich hin zu traben. Auf beiden Seiten des Weges waren Schilder, die vor Tretminen warnten. Ich hoffte doch sehr, dass die Strecke selbst gut abgesucht war. Es war ein merkwürdiges Gefühl, sein Leben so vollkommen von anderer Leute Arbeit abhängig zu machen. Rechts und links lauerte der Tod, während man selbst „Stripped“ hörte und einer Freizeitbeschäftigung nachging. Der Bass wummerte mir in den Ohren im selben Takt wie meine Füße den Boden berührten. Man konnte sich regelrecht in Trance laufen. Ich achtete nicht darauf, wer sonst noch so auf der Strecke lief. Nach all den ganzen Menschen um mich herum wollte ich alleine mit mir sein. Ich musste mir über mich selbst klar werden. Die letzten Tage hatten mein Leben derartig umgekrempelt, dass irgendwie nichts mehr an seinem Platz war. Mir kamen die Bilder der Erlebnisse der letzten Nacht mit Patrick in den Sinn. Sein erigierter Schwanz, nass glänzend, der zwischen unseren nackten Bäuchen wie ein Pfahl stand. Ein sehr erregender Gedanke, aber auch nicht sehr hilfreich, wenn ich überlegte, wie schnell er abgeschossen hatte. Aber was empfand ich für Patrick? Ich wusste es nicht. Ich hätte Herzklopfen haben sollen oder Schmetterlinge im Bauch- aber da war nichts. Er war nett, sympathisch, sah gut aus und war anständig bestückt. Mit ein bisschen Training könnte man ihn vielleicht zu einem anständigen Liebhaber erziehen, aber war mir das die Mühe wert? Er reizte mich nicht. Er war zu einfach zu bekommen gewesen und lockte mich nicht im Geringsten. Das war viel zu leicht- wie Blümchen pflücken auf einer Wiese. Ich wollte einen Wolf und hatte ein Schoßhündchen gefunden. Ich hatte Lust gehabt, wollte mich innerlich an Peter rächen und Patrick hatte gerade zur Verfügung gestanden. Willig war er, aber er war nicht der Kick gewesen, den ich gebraucht hätte. Ich hoffte nur, dass Patrick das genauso sah.
    Aber da irrte ich mich, denn als ich verschwitzt nach meinen Runden zurück zu meinem Zimmer kam, lagen ein riesiger Rosenstrauß und ein gefalteter Zettel vor der Tür auf dem stand: „ Hab Dich gesucht und nicht gefunden. Ich vermisse Dich “. Ups. So war das ja nicht gedacht gewesen. Nein, einen Mann, der mit Hundeblick an mir hing, konnte ich gerade gar nicht in meinem Leben brauchen. Hatte ich ihm denn Hoffnungen gemacht, es hätte mehr als nur ein Abenteuer sein können? Ich konnte mich nicht erinnern.
    Ich ging in mein Zimmer und riss mir die verschwitzten Klamotten vom Leib. Nackt ging ich am Computer vorbei um zu sehen, ob Baumann inzwischen gearbeitet hatte, aber noch war nichts zu sehen.

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