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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Belle
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mir konnte ich bewegen. Ich stöhnte. Jetzt war ich hilflos und der Mann war wieder zurückgekommen. Panisch wimmernd versuchte ich weiter, mich aus dem Tragegriff zu befreien, aber ich schaffte es nicht. Ich war zu schwach. „Schhh, alles gut.“ Eine warme, sanfte Stimme beruhigte mich und ich hörte auf mich zu wehren. Das war nicht der Vergewaltiger. Ich lehnte meinen Kopf an die Schulter die mich trug und konnte an meiner Backe die Muskeln fühlen, die darunter arbeiteten. Die Körperwärme, die von der Uniform unter meinem Kopf ausging, erinnerte mich daran, wie nass und durchgefroren ich doch war. Ich wurde wieder festgehalten, aber der Griff war ein anderer. Er gab mir Sicherheit und fühlte sich geborgen an. Mir tat alles weh. Willenlos ließ ich mich schaukelnd tragen. Wieder verlor ich das Bewusstsein.

    Mühsam öffnete ich die Augen und blinzelte, darum bemüht wach zu bleiben. Ich lag warm eingepackt in meinem Bett. Die Vorhänge waren halb zugezogen und das ganze Zimmer war in ein sanftes Dämmerlicht gehüllt. In meiner Nähe konnte ich eine Gestalt ausmachen, aber sie saß so vor dem hellen Rechteck des Fensters, dass ich nur die Konturen erkennen konnte. Ich raffte die Decke über mir bis zum Kinn zusammen. Ich brauchte Schutz.
    „ Na, wach?“ Die Stimme kannte ich. Warm und brummend und bis in meine Innereien vibrierend. Baumann. So sanft, dass es mich erstaunte.
    Ich versuchte zu fragen, was passiert war. Wie ich hierher gekommen war. Wo der Kerl, der mich vergewaltigen wollte, hin sei. Aber aus meiner Kehle kam nur ein kratziges, undefinierbares Geräusch. Mit ganzer Kraft kämpfte ich gegen die Ohnmacht an, die mich schon wieder fangen wollte.
    „Du hast ihm die Nase gebrochen! Einem Lieutenant!“. Aus seiner Stimme konnte ich Respekt heraushören: „Er ist weg. Er steckt in der Arrestzelle, keine Sorge. Wir haben ihn erwischt. Entspann dich. Ich passe auf dich auf.“ Dankbar über diese Info seufzte ich, dann hatte die Ohnmacht wieder Überhand. Ich verlor den Kampf, meine Augen offen zu halten und driftete dankbar wieder zurück ins Dunkle, wo ich weder etwas spürte noch nachzudenken brauchte.

    Mein ganzer Körper war ein einziger Schmerz. Ich lag auf dem Rücken. Eine kleine Nachttischlampe brannte und tauchte mein Bett in einen warmen Schimmer. Neben meinem Kopfende saß auf dem Schreibtischstuhl Baumann und schlief. Seine Füße waren hochgelegt und übereinander geschlagen. Die Arme verschränkt vor dem Bauch, das Kinn auf der Brust, sein Gewehr auf dem Schoß balancierend. Er atmete gleichmäßig und ruhig. Dunkle Bartstoppeln zeichneten sich deutlich von seiner hellen Haut ab. Einige widerspenstige Strähnen seiner schwarzen Haare hingen ihm in der Stirn.
    „ Baumann?“, fragte ich leise. Ich hatte die Gewalt über meine Stimme wieder, auch wenn sie sich sehr kratzig und heiser anhörte.
    Mit einem Ruck hatte er die Augen offen. Scheinbar hatte er nur gedöst, denn er war sofort hellwach. Er nahm die Beine runter, richtete sich auf und legte das Gewehr auf den Tisch. Dann lehnte er sich zu mir.
    „Na endlich. Ich habe schon gedacht, du würdest gar nicht mehr aufwachen wollen.“ Sanft und erleichtert schaute er mich an: „Wie geht’s dir? Alles okay? Kann ich was für dich tun?“ Aus seiner Stimme klang echte Besorgnis.
    Ging es mir irgendwie? Ich wollte es erst gar nicht wissen. Es würde mich nur daran erinnern, was geschehen war. Darüber wollte ich nicht nachdenken müssen. Nie wieder. Aber dieses Gesicht, diese Fresse, hatte sich unauslöschlich in mein Hirn gebrannt und ich sah es deutlich vor meinem inneren Auge. Wieder und wieder. Ich wünschte, ich könnte die Bilder in meinem Kopf ausschalten, aber ich schaffte es nicht.
    Ich sah, dass der Schlamm auf meinen Armen mittlerweile getrocknet war und herunter bröselte und empfand hilflose Wut darüber, was meinem Körper da angetan wurde. Obwohl mir sämtliche Knochen weh taten und ich am liebsten liegen geblieben wäre, sagte ich leise: „Duschen“. Ich wollte den ganzen Ekel abwaschen, der an mir zu kleben schien.Mein Fuß war dick in einen weißen Verband gewickelt und auf meinen fragenden Blick hin antwortete Baumann: „Der Doc war vorhin hier. Dein Knöchel ist verstaucht und deine Rippen geprellt, aber das heilt wieder. Sonst bist du soweit okay. Das Arschloch hat dich 'da' nicht angefasst. Keine Sorge. Bist du sicher, dass du aufstehen kannst? Ich könnte den Sanitätsdienst rufen, um dich waschen zu

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