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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Belle
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lassen.“ Ich schüttelte den Kopf. Nicht noch mehr Männer, die mich anfassten. Schlimm genug, dass mich der Arzt untersucht hatte, womöglich noch in Baumanns Beisein.
    Mit meiner letzten Willenskraft stemmte ich mich hoch, um dann am Bettrand komplett erschöpft sitzen zu bleiben. Das Zimmer drehte sich vor meinen Augen und ich schwankte bedenklich. Ich schaffte das nicht. Aufstehen war ein Ding der Unmöglichkeit. „Warte, ich mach das.“ Baumann sprang auf und nahm mich mit unendlicher Vorsicht auf den Arm wie ein kleines Kind. Ich hatte keine Chance, Widerspruch einzulegen und ließ mich ins Bad tragen. Dort stellte er mich langsam auf mein gesundes Bein ab und holte den Stuhl, auf dem er eben gerade noch geschlafen hatte, und stellte ihn in die Dusche. Ich war unfähig mich zu bewegen und lehnte an den kühlen Wandkacheln. Seine Handlungen wirkten ernsthaft, unendlich vorsichtig und sanft. Liebevoll.
    Baumann zog mir den Sweater über den Kopf, dann knotete er die Jogginghose auf. Mein Atem stockte und ich starrte ihn an. „Nein..., Ich wollte nicht, dass er mich nackt sah oder mich sogar auszog. Nach den Erlebnissen wollte ich vermutlich überhaupt nicht mehr gesehen werden. Oder, noch schlimmer, angefasst werden. Es blieb aber bei dem Wunsch - ich war nicht in der Lage, tatsächlich irgendeine Art von Gegenwehr zu leisten. Dazu war ich viel zu erschöpft. Er schüttelte langsam den Kopf und murmelte: „Ich weiß. Ich bin ganz vorsichtig.“
    Die Entscheidung war mir zu schwer. Einerseits wollte ich den Ekel auf mir abwaschen und würde dafür Hilfe brauchen. Andererseits kannte ich Baumann kaum und ausgerechnet er wollte mir helfen? Ich konnte mich doch nicht vor ihm so bloßstellen. Mein Kopf brummte entsetzlich. Ich gab einfach auf. Willenlos ließ ich geschehen, was er tat. Mehr als zu hoffen, dass er mich nicht irgendwie anfasste, konnte ich in diesem Augenblick sowieso nicht tun. Ich hatte nicht die Kraft, mich noch einmal zu wehren.
    Seine Bewegungen vermittelten angenehme Ruhe und Sicherheit. Während er mir langsam die Jogginghose auszog, lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter. „Die Unterwäsche muss auch runter.“ Er zierte sich, aber ich nickte nur. Mach doch, Wolf. Deine Beute steht hilflos vor dir. Fass. Beiss endlich zu, dann habe ich es hinter mir. Dann stand ich nackt vor ihm, an ihn gelehnt. Mein ganzer Körper war mit Schlamm verschmiert, Brust und Hals ein einziger großer blauer Fleck und überall hatte ich Schürfwunden, nur der Fuß war weiß und sauber verpackt. Ich schämte mich und hielt meine Hände vor mein Geschlecht: „Mach das Licht aus, bitte.“ Ich wollte nicht gesehen werden und schon gar nicht in der kalten nackten Atmosphäre des neonbeleuchteten Bades. Das war nicht ich, die hier stand. Meine Seele lag im Koma und dieser Körper war mir fremd. Mein Körper, den ich kannte, konnte sich wehren. Dieser hier war ein hilfloses Stück Fleisch.
    Baumann schaltete das Licht aus und öffnete die Badezimmertür einen Spalt, so dass ein Lichtschein von der Nachttischlampe die Dusche notdürftig erleuchtete. „Ich muss schon sehen können, wo ich wasche. Nachher schrubbe ich aus Versehen das Bad und du bist immer noch dreckig.“ Sein Scherz verhallte in meinem Schweigen.
    Behutsam nahm er mich hoch und setzte mich auf den Stuhl, so dass mein eingewickelter Fuß aus der Dusche hing. Ich fror und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Zusammengekauert saß ich unter dem heißen Wasser, während Baumann mich sanft mit einem Waschlappen abrieb. Bemüht, mich nicht mehr als unbedingt nötig zu berühren, wusch Baumann erst meinen Rücken, dann die Arme, schließlich die Haare und das Gesicht. Währenddessen sprach keiner von uns ein Wort. Stumm saß ich nackt und verletzlich da und beobachtete ihn mit großen Augen. Warum fraß der Wolf mich nicht endlich? Ich saß doch vor ihm wie auf einem Präsentierteller, fertig zum Verzehr? Baumann konzentrierte sich jedoch darauf, mir nicht weh zu tun. Sein Gesicht hatte einen sorgenvollen Ausdruck, er hatte Ringe unter den Augen, die dunklen Bartstoppeln stachen markant von seiner Haut ab. Es war so intim, was er da mit meinem Körper machte. Meine Seele stand daneben und starrte mit offenem Mund, unfähig, sich bemerkbar zu machen.
    „Härter!“. Baumann schaute mich verwundert an. Er erschrak regelrecht, als er meine heisere Stimme vernahm. „Härter, du sollst härter schrubben!“. Irritiert rubbelte er ein wenig fester an

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