Freiwild
verstehe nicht. Erkläre mal, bitte.“ Ich war immer noch völlig ahnungslos. Peter hatte nicht einmal gewusst, dass ich die Stelle bei der Agentur angenommen hatte. Wie konnte Ralf von ihm überhaupt etwas wissen?
„ Hier, guck mal!“, wütend tippte Ralf auf den Monitor seines Rechners, „Du hast Post. Lies!“. Er war stinksauer. Obwohl mir nichts Gutes schwante, beugte ich mich über den Schreibtisch und las die Mail. Es handelte sich eigentlich nur um eine Notiz und sie lautete: „ Liebe Anne, Martina ist ausgezogen. Ich vermisse Dich, komm bitte zurück nach Hause, Peter “. Adressiert war sie an die Presseabteilung, weswegen Peter die Mail erhalten hatte. Ich war fassungslos. „Deswegen regst du dich so auf? Peter ist Geschichte. Er ist ein Ex, aber wir hatten schon vor meiner Reise hierher Schluss gemacht. Da ist nichts mehr und wird auch nicht mehr sein.“ Doch Ralf blieb stur: „Du hattest mir gesagt, da wäre zu Hause niemand, der auf dich warten würde. Und was ist das jetzt?“. Er wurde laut. Scheinbar war er tief getroffen. Ich musste ihn besänftigen, wusste aber nicht genau, wie ich das anstellen sollte. Ich ging zu ihm hin und nahm seine Taille. „Ralf.... bitte glaub mir. Da ist wirklich nichts mehr. Er hatte mich betrogen und rausgeschmissen und nur wegen ihm bin ich jetzt hier“. „Dann muss ich dem Kerl also auch noch dankbar sein?“ Ralf blieb skeptisch. Ich lächelte: „Sieht so aus. Wie wäre es, wenn du ihm antwortest? Das ist schließlich eine Mail an dich? Ich habe nichts mehr mit ihm zu tun und würde ihm auch nicht antworten. Mach du das doch.“ Ich grinste. Es wäre sicher lustig, Peters Gesicht zu sehen, wenn er eine Mail von Oberfeldwebel Baumann bekommen würde. In einer Kurzfassung erklärte ich Ralf die Umstände unserer Trennung, die er mit einem knappen „Du lässt im Leben aber auch nichts aus, was?“ kommentierte. Meine ebenso knappe Antwort war nur mit einem Schulterzucken: „Krieg ist grausam“, ein Spruch, den ich von ihm übernommen hatte.
Auch Ralf grinste bei der Vorstellung und wir überlegten gemeinsam, was er schreiben konnte, um Peter erneut ins Unglück zu stürzen. Lachend ersannen wir immer neue und immer gemeinere Texte, bis wir schließlich doch bei einem einfachen „Danke für das Angebot, aber ich bin nicht interessiert.“ landeten. Das sagte unserer Meinung nach alles aus, was Peter zu interessieren hatte. Ich nahm Ralfs Gesicht zwischen meine Hände und küsste ihn sanft. „Na, beruhigt?“. Er nickte, dann vertiefte er den Kuss, wurde leidenschaftlicher und hielt mich an meiner Taille. Mir stockte der Atem, aber ich ließ ihn gewähren. Ich sehnte mich sehr nach seinen Zärtlichkeiten; nur mein dummer Kopf wehrte sich noch immer. Ich wünschte, ich hätte ihn ausschalten können. Bei so vielen Zweifeln und Ängsten konnte ich mich nie und nimmer wirklich fallen lassen und den Kuss genießen. „Ralf... ich hab Angst.“ Mein Widerspruch verhallte und er beruhigte mich: „Ich tue nichts, was du nicht willst, das weißt du doch“, und küsste weiter. Er saugte sanft an meiner Unterlippe. Seine von sprießenden Bartstoppeln raue Haut kitzelte in meinem Gesicht. Ja, das wusste ich. Ich vertraute Ralf bis ins tiefste Mark. Ich schloss meine Augen. Zuerst zögernd und schüchtern erwiderte ich seinen Kuss immer heftiger, bis wir uns schließlich schwer atmend in den Armen hielten. „Anne...“, stöhnte Ralf, „Du weißt ja gar nicht, was du da tust!“ Doch, das wusste ich nur zu gut und im Augenblick hatte ich Angst vor meiner eigenen Courage. Offenbar hatte er auch nicht damit gerechnet, mit seinen Annäherungsversuchen Erfolg bei mir zu haben. Ich sprang kopfüber in Gewässer, die ich in einem früheren Leben einmal kannte, mir jetzt aber gänzlich fremd waren. Ich wusste genau, was jetzt kommen konnte und wollte es ja auch, hatte aber einfach Angst. Ich sah in seine dunklen Augen, die in diesem Licht fast schwarz wirkten. Während ich den Reißverschluss seiner Uniformjacke langsam öffnete, hielt ich Augenkontakt. Unsere Blicke verhakten sich ineinander. Jetzt wollte ich es wissen. Ich wollte nicht eine einzige Regung in seinem Gesicht verpassen. Er strahlte eine Mischung zwischen Verwunderung, Unsicherheit und Lust aus. Meine Hände schoben sich unter sein Shirt und ich konnte das erste Mal seine nackte Haut spüren. Es fühlte sich wundervoll an. Direkt unter der Haut konnte ich sämtliche Muskeln ertasten. Sein Bauch war fest
Weitere Kostenlose Bücher