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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Belle
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betrachtet, einen faden Nachgeschmack. Was war der schärfste Sex wert, wenn keine Gefühle im Spiel waren?
    Wie war ich jetzt? Vorsichtiger, introvertierter, reflektierender, wachsamer. Und ich hatte meine Liebe gefunden. So furchtbar mein Erlebnis auch war, es hatte mir gezeigt, was wirklich wichtig war für mich. Nicht der schnelle Gelegenheitssex machte mich glücklich, sondern die körperliche und seelische Nähe mit Ralf. Er war eine Droge, deren Wirkung nicht nachließ. Ich hatte erlebt, wie wichtig mir ein Partner war, dem ich hundertprozentig vertrauen konnte. Bei dem ich mich fallenlassen konnte und geborgen war. Er war mein Fels in der Brandung. Alleine war ich hilflos. Ich sah erst jetzt, wie nötig das war.
    Die Beziehung zu Peter war anders gewesen; mehr wie eine Art freundschaftliches Team, das nebeneinander her lebte und aus rein praktischen Gründen eine Wohnung teilte. Mit der Liebe, die ich für Ralf empfand, hatte das nichts zu tun. Eigentlich sollte ich Peter und Martina dankbar sein, denn ohne seinen Betrug an mir wäre ich hier nie gelandet, sondern würde immer noch zwischen Passbildern und öden Pseudobeziehungen umherdümpeln. Ich überlegte, Peter eine kurze Mail zu schreiben, was ich dann nach kurzem Überlegen auch tat.
    „Peter, ich danke Dir dafür, dass Du mich betrogen hast. Wenn Du nicht so ein Volltrottel gewesen wärst, hätte ich hier nicht die Liebe meines Lebens gefunden. Ich wünsche Dir ein schönes Leben! Grüße, Anne“.
    Nachdem ich kurzentschlossen auf „Senden“ gedrückt hatte, schaltete ich den Rechner aus.
    Am nächsten Morgen ploppte eine Mail von Ralf auf, als ich den Rechner hochfuhr. Er musste die Mail sofort geschrieben haben, als er seine Arbeit begonnen hatte.
    „ Meine Kleine! Ist Dir eigentlich klar, dass ich nicht nur kontrollieren muss, was Du an Bildern wegschickst, sondern auch Deine Texte? Es tut mir Leid, aber Briefgeheimnisse gibt es hier nicht. Du weißt schon, 'Krieg ist grausam' und so. Ich bin sehr berührt, als 'Liebe Deines Lebens' tituliert zu werden. Ich freue mich auf Dich nachher. Gruß & Kuss, Ralf“
    Ups. Irgendwie war das schief gelaufen. Solche Sachen hätte ich ihm ja gerne persönlich gesagt und nicht als Häppchen in fremden Mails serviert. Ich war mir auch noch nicht so sicher, ob ich mit so einem gewaltigen Wort wie 'Liebe' ankommen konnte. Ja, ich war verliebt bis über beide Ohren und konnte mir ein Leben ohne Ralf nicht vorstellen. Ich empfand Liebe, aber bisher hatte ich mich nicht getraut, es ihm zu sagen. Ich war ihm nicht böse, dass er meine Mail kommentiert hatte, ich war ein wenig enttäuscht, dass er meine Gefühle für ihn so erfahren musste. Andererseits hätte ich damit rechnen müssen, dass er meine Mails las und ich war ein wenig missmutig, weil die Mail ja nun wirklich nicht für ihn oder seine Augen bestimmt gewesen war. Ich antwortete ihm:
    „Mein Großer, ich freue mich, dass Du Dich offensichtlich für meine Gefühle erwärmen kannst, aber mir wäre es lieber, wenn ich Dir das unter vier Augen sagen könnte. 'Liebe' ist ein zu großer Begriff für 'nebenbei gelesen'. Abgesehen davon war die Mail privat, und ich wünsche mir, dass Du das respektierst. Gruß & Kuss zurück, Anne.“
    Wir würden darüber reden. Heute Abend, nach Dienstschluss. Jetzt war erst mal arbeiten angesagt und ich packte meine Ausrüstung zusammen. Aber ich kam nicht weit. Mit dem typischen Sound holte mich mein Rechner zurück an den Schreibtisch. Ich war viel zu neugierig, als dass ich eine Mail von Ralf ungelesen lassen konnte.
    „Kleines Fräulein! Du weißt, dass ich mich für alle Deine Gefühle bis aufs Äußerste erwärme und kann Dir freudig mitteilen, dass ich ebenso empfinde. Dieses Übereinkommen sollte heute Abend entsprechend dem Anlass gewürdigt werden. Ich würde mich freuen, Dir zu Diensten zu sein. Ralf.
    P.S: Selbstverständlich respektiere ich Deine Privatsphäre. Gibt es eine?“
    Was er wohl damit meinte? Auf was um Himmelwillen spielte er da an? Ich war ratlos. Andererseits war ich spät dran und hatte nicht mehr die Zeit, ihm ausführlich zu antworten. Ich schickte ihm nur noch eine kleine Notiz:
    „ Ich freue mich auf Deine Dienstleistungen! Bis heute Abend!“
    Mit einem breiten Grinsen im Gesicht ging ich aus meinem Zimmer. An Ralfs Ideen konnte nichts Schlimmes dran sein. Ich freute mich darauf, wie er mir 'zu Diensten' sein könnte. Das klang irgendwie nach einem netten Spiel.
    Ich konnte es kaum

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