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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Belle
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Rücken an seinem Bauch an und schlief zufrieden und geborgen ein.

Kapitel 14
    Durch den Schnee wurden überall Minen ausgelöst und das Räumteam war tagelang ununterbrochen unterwegs gewesen. Dennoch hörte man ständig Detonationen. Der allgemeine Dresscode 'charly five' war schon seit Tagen in Kraft; niemand ging mehr ohne komplette Schutzausrüstung vor die Tür.
    Ich war gerade in Ralfs Büro gewesen, um über meine Bilder zu diskutieren und haderte damit, keine 'echten' Einsatzbilder machen zu können. Meine Bilder waren viel zu harmlos und dokumentierten nicht wirklich die Zustände hier. Alles, was mir hier vor die Linse kam, hatte ich schon hundertfach abgelichtet: Soldaten beim Appell, beim Essen, beim Arbeiten. In der Planung und sogar beim Straße kehren. Obwohl das Leben im Camp alles andere als normal war, so war es außerhalb wesentlich interessanter. Mir war daran gelegen, auch das zu zeigen, wofür die Armee tatsächlich hier war. Ralfs Telefon klingelte und er nahm automatisch Haltung an. Er kommentierte das Gehörte nur knapp mit 'ja' oder 'jawohl', aber ich konnte daraus nicht schließen, was er wohl für Befehle erhalten hatte. Schließlich legte er auf und blickte mich an: „Komm, pack deine Kamera, wir fahren raus. Nimm Schutzausrüstung mit!“. Das war knapp und bündig, aber es klang nach einem Einsatz. Freudig suchte ich meine Sachen zusammen und stieg zusammen mit Ralf und ein paar anderen Soldaten in einen gepanzerten Jeep. Wir fuhren nicht weit, nur zum Rande Sarajevos. Dort angekommen, sah ich viele Menschen um eine Wiese herum stehen. Alle waren aufgeregt und schrien auf Bosnisch ein paar Kinder an, die stocksteif in der Mitte des weiten Feldes standen und sich nicht mehr rührten. Die Kinder hatten damit angefangen, einen Schneemann zu bauen. „Was geht hier vor?“, fragte ich Ralf, der aber die Zähne zusammengebissen hatte. Ich sah, wie angespannt er war. „Das Feld ist nicht geräumt“, presste er heraus, unfähig, mir mehr Erklärungen zu geben. Das war aber auch nicht nötig. Die Kinder waren in akuter Lebensgefahr. Jeder Schritt von ihnen konnte bedeuten, dass eine Tretmine explodieren konnte. Mir blieb das Herz stehen. „Da hinten bist du nicht im Weg“, raunte mir Ralf zu und zeigte wage auf das andere Ende der Wiese. Ich ging weit außen herum, stellte mich auf die angegebene Stelle und hielt die Kamera im Anschlag. Ich konnte nur abwarten, was passieren würde, und kämpfte mit meinem Gewissen. Das war genau das, was mein Job von mir verlangte. Hinzusehen und die Kamera auszulösen, wenn andere vielleicht starben. Mir war ganz elend zumute. Ich wollte auf die Wiese rennen und die Kinder retten, aber das hätte nicht nur ihren, sondern auch meinen Tod bedeutet. Ich war dazu verdammt, tatenlos zuzusehen. Aber ich wusste auch, dass nur solche Bilder zeigten, was Krieg wirklich ist. Sterbende Kinder, die jetzt angsterfüllt vor mir standen und die ich durch mein Objektiv beobachtete. Nur solche Bilder konnten Herzen erweichen und vielleicht irgendeinen Menschen auf der Welt dazu verleiten, eine Tretmine weniger in der Erde zu vergraben. Ich wollte meine Augen einfach verschließen. Ich wollte nicht sehen, was mit den Kindern passierte. Ralf sperrte die Wiese mit seinen Kameraden weiträumig ab, damit nicht noch mehr Menschen auf das Feld liefen. Er hielt die aufgeregten Menschen davon ab, sich in Gefahr zu bringen. Ich sah die Anspannung in seinem Gesicht und machte mir auch um ihn Sorgen. Hoffentlich war er vorsichtig! Durch meine Optik sah ich die verzweifelten Gesichter der Eltern. Nicht ansatzweise konnte ich mir vorstellen, wie es ihnen gehen musste. Es war so entsetzlich grausam. Die Kinder schrien um Hilfe und wedelten panisch mit den Armen, bewegten ihre Beine aber glücklicherweise nicht. Dort, wo sie standen, mussten sie stehen bleiben, sonst würden sie sterben. Die Kinder waren höchstens sechs oder sieben Jahre alt. Es war eine Frage der Zeit, wann ihre Panik so übermächtig wurde, dass sie zu ihren Eltern liefen. Es war pervers. Die rettenden Arme der Eltern konnten den Tod für die Kinder bedeuten. Ich konnte es einfach nicht mehr länger mit ansehen. Mir liefen die Tränen das Gesicht herunter. Das waren Probleme. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, wie egoistisch ich doch war mit meinen eigenen. Mir ging es doch phantastisch. Ich war am Leben. Was wollte ich mehr. Die Soldaten um Ralf arbeiteten verbissen und konzentriert. Ich wünschte, ich könnte in

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