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Freizeichen

Freizeichen

Titel: Freizeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kuerthy
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entschieden.»
    «Abe r ic h dachte , n a ja , wa s mach t da s nochma l alles zusammen?»
    «Dreihundertfünfzig. Ich kann Ihnen die spezifizierte Rechnun g ger n ausdrucken.»
    «Nei n danke.»
    A n de r Rezeptio n ha t sic h hinte r mi r ein e Schlang e von Leute n gebildet , di e allesam t s o aussehen , al s hätte n si e wenig Zei t un d genu g Geld , u m ihr e Extra s z u bezahlen . Di e Fra u in meine m Rücke n trommel t ungeduldi g au f ihre r Loui s - Vuitto n - Handtasch e herum . Ih r Kin d starr t mic h an , al s se i ic h ein Dinosaurier . W ahrscheinlich hat das Blag noch nie einen Mensche n gesehen , fü r de n dreihundertfünfzi g Eur o vie l Geld sind . U m gena u z u sein : z u vie l Geld . Da s Proble m is t nämlich: I n meine m Portemonnai e befinde n sic h dreißi g Euro , genug , um da s Tax i z u bezahlen . Un d bar g eldlo s kan n ic h nich t mehr zahlen , sei t di e Tochte r meine r Schweste r mein e Kreditkart e für ei n Rubbello s hiel t un d versuchte , de n Magnetstreife n mi t einem Küchenmesse r z u entfernen.
    «Würden Sie bitte einen Moment warten. Ich müsste mal kurz telefonieren.»
    «Bitt e sehr . Erlaube n Sie , das s ic h mic h derwei l u m die anderen Herrschaften kümmere.»
    Ic h versuche , di e Rezeptio n einigermaße n würdevol l zu verlasse n - wa s mi r nich t gelingt . Ic h hab e mi r gester n di e Nacht mi t de r Fra u u m di e Ohre n geschlagen , di e meine n Man n haben will , hab e bi s zu m Morgengraue n heulen d Champagne r auf meine r Terrass e getrunke n un d bi n vo r eine r halbe n Stund e aus de m Salo n vo n Ud o Wal z gekommen , w o mi r de r Meister persönlic h di e Haar e gesträhn t un d geschnitte n hat.
    Ic h finde , ic h seh e jet z t gan z ander s aus . Ic h glaube , gut.
    «Frec h un d sexy» , nannt e e s de r Her r Walz . Übrigen s ei n sehr angenehme r Mensch , de r nich t i m Geringste n a n de n Lebens - un d Liebesgeschichte n seine r Kundinne n interessier t ist . «Wenn mi r ein e erzähle n will , mi t we m si e g e rade ihren Mann betrügt, dan n sa g ic h immer : ‹Da s wil l ic h ga r nich t wissen , den n wenn's irgendwan n ma l rauskommt , heiß t e s imme r automatisch , der Frisö r war's.› » Insofer n ha t de r Man n vie l wenige r z u erzählen, al s ma n denkt . Mic h empfan d er , glaub e ich , a l s besonders angenehm e Kundin , d a ic h verkatert , schweigsa m un d schlaf f in seine m Frisörstuh l hin g un d ih n nich t mi t Konversation belästigte.
    Immerhi n hab e ic h i n de n vergangene n zwöl f Stunde n mehr erleb t al s ander e i n ihre m ganze n Leben . Ic h bi n nervlich zerrüttet und brauchte eigentlich Ruhe, um mich an meine Situatio n un d a n mein e Frisu r z u gewöhnen . Stattdesse n sitze ic h i n de r Empfangshall e un d wart e darauf , das s mein e Tante kommt , u m mic h auszulösen . Da s sin d nich t di e Abenteuer , von dene n ic h geträum t habe.
    Erschweren d komm t hinzu , das s ic h i n zwe i Stunde n in Portals Nous mit Robin verabredet bin, und bis dahin muss ich unbeding t leich t un d lebendi g un d selbstbewuss t und verführerisc h wirken . Den n das s e s zwische n mi r un d Robin heut e zu m übe r all e Maß en aufregenden Geschlechtsverkehr komme n muss , is t beschlossen e Sache . Da s bi n ic h mi r schuldig. Da s is t ein e Frag e de r Ehre.
    «Mach dir keine Sorgen, Schätzchen! Ich komme in einer Stund e in s ‹Mardavall › un d ho l dic h d a raus . Le g dic h s o lange nochma l i n d i e Sonne , sprin g i n de n Poo l un d bestel l noch irgendwa s Teures ! Füh l dic h blo ß nich t schlech t un d se i froh, das s d u ein e reich e Tant e hast!»
    Da s hatt e Ges a fröhlic h i n ih r Hand y gerufen . Ic h fühlt e mich gleic h besse r un d teilt e de r Rezeptionisti n mit , das s da s Geld unterwegs sei, und sie bitte veranlassen möge, dass man mir kalte n Humme r mi t dreierle i Mayonnaise n un d ein e halbe Flasch e Sancerr e a n de n Swimmingpoo l bringe . Di e Fra u mit de r Louis - Vuitto n - Tasch e gin g mi t ihre m hässliche n Kin d an mi r vorbei . I c h lächelt e freundlich . «Übrigens , eine hervorragend e Fälschung , Ihr e Handtasche.»
     
    Eigentlic h sin d Humme r j a groß e Insekten . Da s hab e ich irgendw o gelesen . E s wurd e auc h di e Frag e gestellt : «Warum esse n wi r Tiere , be i dene n wi r un s strik t weiger n würden , s ie anzufassen oder als Haustiere zu halten? Wann werden wir in de r Schal e gebraten e Kakerlake n al s

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