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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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ich je haben werde.
    Auf dem ganzen Weg zur Arbeit lege ich mir zurecht, was ich zu Dex sagen werde, und in der U-Bahn rede ich irgendwann sogar mal laut vor mich hin. Als ich schließlich im Büro ankomme, habe ich mir meine Worte so gut eingeprägt, dass sie nicht mehr einstudiert klingen. Habe meine Erklärung zu Position und künftigen Intentionen mit den richtigen Pausen versehen. Ich bin bereit.
    Ich will gerade anrufen, als ich sehe, dass ich eine E-Mail von Dexter habe. Ich öffne sie und erwarte, dass er zu dem gleichen Schluss wie ich gekommen ist. Der Betreff heißt«du».

    Du bist eine erstaunliche Person, und ich weiß nicht, woher die Gefühle kommen, die du in mir weckst. Ich weiß nur, dass ich an absolut nichts anderes mehr denken kann als an dich, und am liebsten ließe ich die Zeit still stehen, damit ich immer bei dir sein kann und an nichts anderes mehr zu denken brauche. Ich mag buchstäblich alles an dir, einschließlich der Art, wie dein Gesicht immer verrät, was du denkst, und vor allem, wie es aussieht, wenn wir zusammen sind und dein Haar zurückgestrichen ist und deine Augen geschlossen und deine Lippen ein klein wenig geöffnet. Okay. Das ist alles, was ich sagen wollte. Lösch es bitte.

    Ich bin atemlos, und mir wird schwindlig. Niemand hat mir je so etwas geschrieben. Ich lese es nochmal,
nehme jedes Wort in mich auf. Ich mag auch buchstäblich alles an dir , denke ich.
    Und mein Vorsatz ist futsch, einfach so. Wie kann ich etwas beenden, was ich noch nie erlebt habe? Etwas, worauf ich mein Leben lang gewartet habe? Niemand vor Dex hat mich so etwas empfinden lassen – und was ist, wenn ich es nie wiederfinde? Was ist, wenn das der Fall ist?
    Mein Telefon klingelt. Ich nehme ab, und ich denke, es könnte Dex sein, und hoffe, dass es nicht Darcy ist. Ich kann jetzt nicht mit ihr sprechen. Ich kann jetzt nicht mal an sie denken. Ich vibriere von meinem elektronischen Liebesbrief.
    « Cheers, Baby.»
    Es ist Ethan. Er ruft aus England an, wo er seit zwei Jahren lebt. Ich bin froh, seine Stimme zu hören. Seine Stimme lächelt – sie klingt immer, als ob er gleich lachen müsste. Ethan ist größtenteils noch genau so wie in der fünften Klasse. Er ist immer noch mitfühlend, hat immer noch Puttenwangen, die in der Kälte rosig werden. Aber die Stimme ist neu. Sie kam auf der High School – in der Pubertät –, lange nachdem aus dem Kinderschwarm ein Freund geworden war.
    « Hi, Ethan!»
    « Wann verjähren vergessene Glückwünsche zum Geburtstag?», fragt er. Seit meinem Jurastudium streut er zu gern juristische Fachausdrücke in die Unterhaltung, oft mit einem kleinen Gag. Sein Lieblingsfilm, behauptet er, ist Jurassic Park .
    Ich lache.«Keine Sorge. Es war bloß mein dreißigster.»
    « Kannst du mich nicht leiden? Du hättest anrufen und mich erinnern müssen. Ich komme mir völlig idiotisch vor – achtzehn Jahre hab ich’s nicht vergessen.
Scheiße. Mein Verstand geht den Bach runter, und ich bin nicht mal dreißig – nicht, dass ich dir das unter die Nase reiben will.»
    « Meinen siebenundzwanzigsten hast du auch vergessen», erinnere ich ihn.
    « Wirklich?»
    « Ja.»
    « Glaub ich nicht.»
    « Doch … du warst mit Bran…»
    « Stopp. Sprich diesen Namen nicht aus. Du hast Recht. Ich hab deinen siebenundzwanzigsten vergessen. Das macht diesen Verstoß jetzt ein bisschen weniger unerhört, oder? Ich habe keine Tradition gebrochen … Und wie geht’s?»Er stößt einen Pfiff aus.«Ich kann nicht glauben, dass du dreißig bist. Du müsstest immer noch vierzehn sein. Fühlst du dich älter? Weiser? Welterfahrener? Was hast du in der großen Nacht gemacht?»Frenetisch wie ein hyperaktives Kind feuert er seine Fragen ab.
    « Es ist wie immer. Ich bin wie immer», lüge ich.« Nichts hat sich geändert.»
    « Wirklich?»Typisch für ihn, dass er nachfragt. Es ist, als wüsste er, dass ich etwas verschweige.
    Ich schweige, und meine Gedanken überschlagen sich. Sag ich’s ihm? Sag ich’s ihm nicht? Was wird er von mir denken? Was wird er sagen? Ethan und ich haben seit der High School ein vertrautes Verhältnis, auch wenn wir nur sporadisch miteinander Kontakt haben. Doch wenn wir miteinander sprechen, machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben. Er würde in dieser aufkeimenden Saga einen guten Vertrauten abgeben. Ethan kennt alle wichtigen Beteiligten. Und was noch wichtiger ist, er weiß, wie es ist, wenn man Mist macht.

    Bei ihm fing alles ganz gut an. Er legte eine

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