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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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das erst in ein paar Monaten stattfindet!
    « Es tut mir Leid, Darce – es ist nicht meine Schuld, dass ich arbeiten muss.»
    « Okay.»
    « Es ist nicht meine Schuld», wiederhole ich.
    Nicht meine Schuld.
    Was ich für Dex empfinde, ist nicht meine Schuld.
    Und an seinen Gefühlen für mich – und ich weiß, dass sie echt sind – ist er auch nicht schuld.
    Bevor ich entkommen kann, hat Darcy ihr Handy herausgeholt und ruft Claire an. Ob sie es schon an der Bobbi-Brown-Theke bei Saks versucht hat, höre ich
Claire fragen, und dann erklärt sie mit der ganzen Autorität des Bride Magazine , dass sie eine wunderschöne Hochzeitslinie haben und dass ihr Lippenstift reichlich Feuchtigkeit, aber nicht zu viel Glanz hat.
    « Kannst du dich jetzt gleich mit mir treffen?», bettelt Darcy ins Telefon. Ihr Anspruchsdenken kennt keine Grenzen.
    Sie beendet das Gespräch und sagt, dass ich gehen kann – Claire werde gleich da sein. Sie wedelt mit der Hand; ich bin entlassen.
    « Wiedersehen», sage ich.«Wir hören voneinander? »
    « Natürlich. Von mir aus. Bye.»
    Als ich gehen will, lässt sie mir eine letzte Warnung zukommen:«Wenn du nicht aufpasst, muss ich dich zur schlichten Brautjungfer degradieren, und dann wird Claire Ehrenjungfer.»
    Wie Schwestern. Genau.

    Ich rufe Dexter auf dem Handy an, sowie ich außer Sicht bin. Es ist ein schäbiger Zug, ihn anzurufen, während Darcy ihre Hochzeitsbesorgungen macht, aber ich bin empört und muss Dampf ablassen. Das hat sie davon, dass sie so anspruchsvoll ist, so anmaßend und egozentrisch.
    « Wo bist du?», frage ich Dex, nachdem wir hallo gesagt haben.
    « Zu Hause.»
    « Oh.»
    « Und du? Ich dachte, du bist shoppen?»
    « War ich auch. Aber ich hab gesagt, ich muss arbeiten. »
    Ich merke, dass wir es beide vermeiden, Darcys Namen auszusprechen.

    « Und musst du arbeiten?», fragt er zögernd.
    « Eigentlich nicht.»
    « Gut. Ich auch nicht. Kann ich dich sehen?»
    « Ich bin in zwanzig Minuten zu Hause.»
    Dex ist vor mir da; er wartet in der Lobby und plaudert mit José über die Mets. Ich bin ebenso glücklich, ihn zu sehen, wie erleichtert, Darcy entkommen zu sein. Ich lächle und sage hallo, und ich frage mich, ob José sich an Dex durch die gemeinsamen Besuche mit Darcy erinnert. Hoffentlich nicht. Nicht nur meine Eltern sollen billigen, was ich tue. Auch mein Portier.
    Dex und ich fahren mit dem Aufzug hoch und gehen durch den Flur zu meinem Apartment. Ich bin ganz zapplig vor banger Erwartung und sehne mich nach seiner Berührung. Wir setzen uns auf meine Couch. Er nimmt meine Hände, und wir küssen uns mit einer Eindringlichkeit, die sich anfühlt wie eine Affäre. Das ist ein ernstes Wort – ein Furcht einflößendes Wort. Es lässt Bilder aus der Sonntagsschule und von den Zehn Geboten in mir aufsteigen. Aber es ist kein Ehebruch. Niemand ist verheiratet. Noch nicht. Ich schiebe all das beiseite, während ich Dexter küsse. Keine Schuldgefühle – nicht jetzt in diesem Zeitabschnitt.
    Plötzlich kommt es mir lächerlich vor, hier auf der Couchkante zu hocken. In meinem Bett wäre es so viel bequemer. Es muss ja nicht unbedingt mehr passieren, nur weil wir im Bett liegen. Das ist eine Teenagerwahrnehmung. Aber ich bin eine erwachsene Frau mit (wenn auch begrenzter) Lebenserfahrung, und ich kann mich sogar in meinem eigenen Bett beherrschen. Ich stehe auf und führe ihn hinüber auf die andere Seite des Zimmers. Er folgt mir, ohne meine Hand loszulassen. Wir setzen uns an das Fußende. Dex streift seine
Loafer ab. Er trägt keine Socken. Er bewegt die großen Zehen auf und ab und reibt dann die Füße aneinander. Seine Riste sind anmutig geschwungen, seine Knöchel schlank.
    « Komm her», sagt er, und er zieht mich an sich und dann uns beide zu den Kissen hinab. Er ist stark und seine Haut warm. Wir liegen auf der Seite und schmiegen uns aneinander. Er küsst mich wieder, und wir kippen in seine Richtung. Plötzlich hört er auf, mich zu küssen; er räuspert sich und sagt:«Es ist so merkwürdig. So mit dir zusammen zu sein. Und gleichzeitig fühlt es sich ganz natürlich an. Vielleicht, weil wir schon so lange Freunde sind.»
    Ich weiß genau, was er meint. Ich denke an die Uni. Damals waren wir nicht die allerbesten Freunde, aber wir standen einander doch nah genug, um viel übereinander zu erfahren, lauter Sachen, die man mitbekommt, auch wenn man sich eigentlich auf mitwirkendes Verschulden und Vertragsauflösungen konzentriert. Im Geiste stelle

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