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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Zähne erinnern mich an weiße Kaugummis.
    « Nein», sage ich.

    « Aber sie ist wie eine Schwester», sagt Darcy schlicht und aufrichtig.
    Ich komme mir mies und schäbig vor, und ich sehe mich in einer Daily-Talk-Show: Die Sendung heißt« Meine beste Freundin wollte mir den Bräutigam stehlen». Das Publikum buht und pfeift, während ich stammelnd meine Entschuldigungen und Ausreden vortrage. Ich erkläre, dass ich keine böse Absicht gehabt habe, dass ich einfach nicht anders konnte. Früher habe ich mich immer gefragt, wo sie die Leute fanden, die Taten von so abscheulicher Niedertracht begangen hatten. (Und erst recht, wie sie diese Leute dazu brachten, dies im landesweiten Fernsehen zu gestehen.) Jetzt gehörte ich selbst zu diesen Kreaturen. Da könnte Brandi mit i sich noch eine Scheibe abschneiden.
    Das muss aufhören. Sofort. Augenblicklich. Noch habe ich nicht absichtlich und nüchtern mit Dex geschlafen. Wir haben uns geküsst? Ja, aber nur das. Der Wendepunkt wird die Auswahl des Hochzeitslippenstifts sein. Also: Eins – zwei – drei – los!
    Dann denke ich an Dexters weiches Haar, seine Zimtlippen und an seine Worte – ich mag buchstäblich alles an dir. Ich kann immer noch nicht glauben, dass Dex solche Gefühle für mich hat. Und die Tatsache, dass ich genauso für ihn empfinde, ist einfach nicht zu ignorieren. Vielleicht soll es so sein. Wörter wie Schicksal und Seelenverwandtschaft schwirren mir durch den Kopf, Wörter, über die ich nur höhnisch grinsen konnte, als ich noch nicht dreißig war. Die Ironie der Sache entgeht mir nicht – soll man mit zunehmendem Alter angeblich nicht zynischer werden?
    « Gefällt dir der?»Darcy dreht sich zu mir um und schiebt die vollen Lippen zu einem Schmollmund vor.
    « Ja. Schön», sage ich.

    « Ist er zu grell?»
    « Finde ich nicht. Nein, er ist hübsch.»
    « Vielleicht ist er doch zu grell. Vergiss nicht, ich gehe in Weiß. Da sieht es anders aus. Erinnerst du dich an Kim Frisbys Make-up? Sie sah total wie ’ne Tussi aus. Ich möchte heiß aussehen – aber auch süß. Weißt du, wie eine Jungfrau. Aber trotzdem heiß.»
    Ich bin plötzlich den Tränen nah. Ich kann dieses Hochzeitsgerede nicht eine Minute länger ertragen.« Darce, ich muss jetzt zur Arbeit. Tut mir wirklich Leid.»
    Sie schiebt die Unterlippe vor.«Komm – nur noch ein bisschen. Ich kann das nicht ohne dich.»Und dann wendet sie sich an die Verkäuferin.«Nichts gegen Sie.»
    Diese lächelt. Sie hat volles Verständnis und ist nicht beleidigt. Sie weiß, dass Darcy Recht hat, und fragt sich wahrscheinlich, was für eine Ehrenjungfer die Braut in einem so entscheidenden Augenblick im Stich lässt.
    Ich atme tief durch und sage, dass ich schon noch ein paar Minuten bleiben kann. Sie testet weitere Lippenstifte und wischt sich die Lippen zwischen den einzelnen Pink-Nuancen mit Make-up-Entferner ab.
    « Was ist mit dem hier?»
    « Schön.»Ich lächle Vertrauen erweckend.
    « Na, aber schön reicht nicht!», quengelt sie.«Es muss perfekt sein. Ich muss perfekt aussehen!»
    Ich betrachte ihre schmollenden, schwellenden, himbeerfleckigen Lippen, und plötzlich ist jede Reue spurlos verschwunden. Ich empfinde nur noch handfesten, ausgewachsenen Ärger.
    Warum muss für dich immer alles perfekt sein? Warum musst du immer alles auf einem Silbertablett überreicht bekommen, hübsch eingepackt und mit einer
großen Samtschleife? Was hast du getan, um Dex zu verdienen? Ich kannte ihn vor dir. Ich habe dich mit ihm bekannt gemacht. Ich hätte ihn mir selbst angeln sollen. Warum hab ich’s nicht getan? Ach ja, weil ich dachte, ich bin nicht gut genug für ihn. Tja, das war ein Irrtum. Ich habe die Situation offensichtlich falsch beurteilt. So was kann vorkommen … erst recht, wenn man eine Freundin wie dich hat, eine Freundin, die annimmt, dass sie in allen Dingen immer ein Recht auf das Beste hat, eine Freundin, die unermüdlich darauf aus ist, dich in den Schatten zu stellen, bis du selbst anfängst, dich zu unterschätzen, und die Messlatte immer niedriger legst. Selbst schuld, Darcy, denn du hast dir genommen, was von Anfang an mir hätte gehören sollen.
    Ich stehe unter Strom und muss unbedingt weg von hier. Ich schaue auf die Uhr und seufze, und fast glaube ich, dass ich wirklich noch arbeiten muss und dass Darcy wie üblich keine Rücksicht darauf nimmt und mir die Zeit stiehlt. Ich finde, mein Job ist ein bisschen wichtiger als der Lippenstift, den du für ein Ereignis kaufst,

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