Fremd fischen
ich einen Katalog der Dinge zusammen, die ich in der Prä-Darcy-Ära über Dex erfahren habe. Er ist in Westchester aufgewachsen. Er ist katholisch. Er hat auf der High School Basketball gespielt und sich überlegt, ob er das in George-town weiterführen solle. Er hat eine ältere Schwester namens Tessa, die auf Cornell war und jetzt an einer High School in Buffalo Englisch unterrichtet. Seine Eltern ließen sich scheiden, als er sehr klein war. Sein Vater heiratete wieder. Seine Mutter hat Brustkrebs gehabt, aber ihn überlebt.
Und dann all das, was ich durch Darcy erfahren habe: Einzelheiten aus seinem Privatleben, die ich in den letzten Tagen unversehens immer wieder heraufbeschwöre und betrachte. Zum Beispiel, dass er morgens
mürrisch ist. Dass er jeden Abend vor dem Schlafengehen mindestens fünfzig Liegestütze macht und dass er niemals schmutziges Geschirr auf der Theke stehen lässt. Dass er zusammengebrochen ist, als sein Großvater starb, und dass sie ihn da das einzige Mal hat weinen sehen. Dass er vor Darcy zwei ernsthafte Beziehungen hatte und dass eine dieser Freundinnen, Suzanne Cohen, die als Analystin bei Goldman Sachs arbeitete, mit ihm Schluss gemacht und ihm das Herz gebrochen hat.
Wenn ich das alles zusammen betrachte, weiß ich eine Menge. Aber ich will mehr wissen.«Erzähl mir alles über dich», sage ich und klinge wie eine Achtzehnjährige.
Dex berührt mein Gesicht und zeichnet eine imaginäre Linie an meiner Nase entlang, um meinen Mund herum und bis zu meinem Kinn, wo sein Finger liegen bleibt.«Du zuerst. Du bist die Geheimnisvolle.»
Ich lache.«Wohl kaum.»Vermutlich verwechselt er schüchtern mit geheimnisvoll.
« Doch. Du warst schon im Studium ein Buch mit sieben Siegeln. Ich konnte nie viel aus dir herausbekommen. »
Ich lache wieder.«Was soll das heißen? Ich hab dir eine Menge erzählt.»
« Zum Beispiel?»
Ich rattere ein paar autobiographische Details herunter.
« So was meine ich nicht», sagt er.«Ich meine die wichtigen Sachen. Wie du fühlst .»
« Ich habe Zigman gehasst», wende ich lahm ein.
« Ich weiß. Deine Angst vor ihm war grenzenlos. Und als er dich schließlich aufrief, hast du deine Sache großartig gemacht.»
« Hab ich nicht.»Ich erinnere mich, wie ich stolpernd die lange, qualvolle Reihe seiner Fragen beantwortete.
« Doch, hast du. Du hast es nur nicht geglaubt. Du siehst dich nicht so, wie du bist.»
Ich weiche seinem Blick aus und konzentriere mich auf einen Tintenfleck an meinem Oberbett.
« Du siehst dich als sehr durchschnittlich, als alltäglich. Dabei ist nichts Alltägliches an dir, Rachel», fährt er fort.
Ich kann ihn nicht ansehen. Mein Gesicht glüht.
« Und ich weiß, dass du rot wirst, wenn du verlegen bist.»Er lächelt.
« Nein, werde ich nicht!»Ich bedecke mein Gesicht mit einer Hand und verdrehe die Augen.
« Doch. Du bist anbetungswürdig. Und du ahnst nichts davon – was dich noch viel anbetungswürdiger macht.»
Niemand – nicht mal meine Mutter – hat mich je anbetungswürdig genannt.
« Und du bist schön. Absolut hinreißend schön, auf die frischeste, natürlichste Art, die man sich denken kann. Du siehst aus wie eins von den Ivory Girls. Erinnerst du dich an diese Werbung? … Wahrscheinlich bist du zu jung. Du bist wie ein J.-R.-Crew-Model. Ganz natürlich.»
Ich sage ihm, er solle aufhören. Obwohl ich entzückt bin von dem, was er da sagt.
« Es ist wahr.»
Ich möchte ihm gern glauben.
Er küsst meinen Hals, und seine Hand liegt auf meiner Hüfte.
« Dex.»
« Hmmm?»
« Wer hat eigentlich behauptet, ich hätte an der Uni keinen Freund gehabt?»
« Na, du hattest doch keinen, oder? Du warst da, um zu studieren, und nicht, um Dates zu sammeln. Das war klar.»
« Ich bin mit Nate gegangen.»
« Aber erst ganz am Ende.»
« Er hat mich erst ganz am Ende gefragt.»
« Mutig.»
Ich verdrehe die Augen.
« Ich hätte dich auch beinahe gefragt, ob du mit mir ausgehst, weißt du das?»
Jetzt muss ich lachen.
« Es ist wahr.»Er klingt ein bisschen gekränkt.
« Weißt du noch, wie wir für die Abschlussprüfung in Schadenersatzrecht gebüffelt haben?»
Ich denke an seinen Daumen an meiner Wange, wie er mir die Träne abwischt. Also hatte es etwas bedeutet.
« Du weißt genau, wovon ich rede, nicht wahr?»
Mein Gesicht fühlt sich heiß an, als ich nicke.«Ich glaub, schon. Ja.»
« Und als ich dich nach Hause bringen wollte, hast du Nein gesagt. Hast mich abblitzen lassen.»
« Ich
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