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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Zeit, die wir gemeinsam verbringen, allmählich zu einem einzigen köstlichen Nebel ineinander fließt: Wir reden, berühren uns, dösen und existieren einfach in einem warmen, entspannten Schweigen – wie in einem perfekten Strandurlaub, wo die Tage in so seliger Ereignislosigkeit verlaufen, dass man nachher, wenn man nach Hause kommt und Freunde fragen, wie es denn gewesen sei, eigentlich gar nicht sagen kann, was man getan hat, um so viele Stunden auszufüllen. So ist es, wenn ich mit Dex zusammen bin.
    Ich zähle nicht mehr, wie oft wir miteinander geschlafen haben, aber ich weiß, dass die Anzahl weit über zwanzigmal liegt. Ich frage mich, wie oft er mit Darcy zusammen war. Das sind die Dinge, über die ich jetzt nachdenke. Deshalb wäre es gelogen, wenn ich behaupten wollte, sie hat nichts mit uns zu tun. Und zu behaupten, es sei kein Wettbewerb, wäre lächerlich. Sie ist mein Maßstab, und ich messe mich an ihr. Wenn wir uns lieben, frage ich mich: Macht sie es auch so? Ist sie besser? Ist bei ihnen inzwischen die Routine eingekehrt, oder hält sie das Sexleben frisch? (Betrüblicherweise stimme ich für Letzteres. Und was noch betrüblicher ist: Wenn du einen Körper der Extraklasse hast, kommt es dann noch darauf an, ob der Sex sich auf die abgenutzte Missionarsstellung beschränkt?) Auch nachher denke ich oft an sie, wenn mein Körper mich befangen macht. Dann ziehe ich den Bauch ein, schiebe
meine Brüste hoch, wenn er mir den Rücken zuwendet, und spaziere nicht mehr nackt in meinem Apartment umher. Ich frage mich, wie oft wir wohl zusammen sein müssen, bevor ich die zierlichen Dessous aufgebe und wieder mein graues Sweatshirt und die Flanellpyjamahose von Gap anziehe, die ich trage, wenn ich allein bin. Wahrscheinlich haben wir gar nicht mehr so viel Zeit, dass dieses Stadium sich entwickeln kann. Zumindest nicht bis zur Hochzeit. Die Zeit läuft ab. Ich ermahne mich, nicht in Panik zu geraten, sondern die Gegenwart zu genießen.
    Aber ich spüre, dass sich in letzter Zeit etwas verschoben hat – ich erlaube mir jetzt, an die Zukunft zu denken. Mir ist nicht mehr mulmig bei der Vorstellung, dass Dex die Hochzeit absagt. Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass meine Loyalität zu Darcy über allem stehen sollte, schon gar nicht über dem, was ich selbst will. Ich weiß immer noch nicht genau, wie die Dinge sich entwickeln werden und was ich eigentlich will, aber meine Angst davor, gegen die Regeln zu verstoßen, ist ebenso abgestumpft wie mein Instinkt, Darcy immer über mich selbst zu stellen.
    Heute Abend erzählt Dex von seiner Arbeit. Er erz ählt mir oft von seinen Deals. Mich interessieren die Mechanismen dort, aber was mir vor allem gefällt, sind seine farbigen Schilderungen der Strippenzieher in seiner Firma, der Leute also, die seinen Alltag ausfüllen. Ich weiß zum Beispiel, dass er gern für Roger Bollinger arbeitet, seinen Gruppenchef. Dex ist Rogers Goldjunge, und Roger ist Dex’ Vorbild. Wenn er eine Geschichte über Roger erzählt, imitiert er Rogers Bostoner Akzent so gut, dass ich sicher bin, wenn ich Roger je begegnen sollte, wird es mir vorkommen, als ob Roger Dex imitiert, wie er Roger imitiert. Roger ist
gerade mal eins sechzig (danach habe ich gefragt, denn Männer liefern meistens keine Details über das Aussehen anderer Männer, sondern reden eher über Witz und Intelligenz), aber bei den Frauen schadet ihm das nicht, sagt Dex. Diese Kleinigkeit erwähnte er übrigens ganz sachlich und ohne Bewunderung, was mir zeigt, dass Dex nicht die Neigung hat, den Frauen nachzustellen. Frauenhelden sind von anderen Frauenhelden entweder beeindruckt, oder sie empfinden sie als Konkurrenten.
    Als er mir eine Geschichte über Roger erzählt hat, fragt er:«Hab ich eigentlich erwähnt, dass Roger zweimal verlobt war?»
    « Nein.»Ich glaube, er weiß, dass er es nicht erwähnt hat. Eine solche Erwähnung vergisst man in unserer Situation nicht so leicht. Mich fröstelt plötzlich, und ich ziehe die Decke über uns beide.
    « Ja. Er ist beide Male ausgestiegen. Er sagt dauernd zu mir: ‹Aus ist es erst, wenn es aus ist›, und so’n Zeug.»
    Ich frage mich, ob Roger von mir weiß. Oder ist das nur das übliche Junggesellengeflachse?«Wann?», frage ich Dex.
    « Wann es aus war?»Dex ringelt sich um mich.
    « Ja, so ungefähr.»Wir betreten heikles Terrain, und ich bin froh, dass er meine Augen nicht sehen kann.« Wann hat er die Verlobungen aufgelöst?»
    « Bei der ersten weiß ich’s

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