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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ihm das Leben zur Hölle. Nicht nur den lieben langen Tag das Kreischen und Brüllen, sondern die Gören schafften es sogar, nachts in seinem Laden alles auf den Kopf zu stellen. Sie richteten ein fürchterliches Tohuwabohu an und stahlen sogar etwas. Der arme Kerl versuchte, sie loszuwerden und ging vor Gericht. Drei Jahre hatte er damit zu tun, er mußte soviel Geld für die Anwälte und Gerichtskosten bezahlen, daß er zum Schluß sein Geschäft verlor. Jetzt geht er stempeln. Schrecklich.«
    Sie schauten beide hoch zur Decke, und Jury schüttelte mitleidig den Kopf, als seien die Gören, die in seiner Schmerzensgeschichte eine so unrühmliche Rolle spielten, plötzlich leibhaftig in die eleganten Privatgemächer eingedrungen, wo Theo Wrenn Browne sich abends die neuesten minderwertigen Liebesschnulzen zu Gemüte führte.
    »Jarndyce und Jarndyce, Mr. Browne«, sagte Jury, als er sein Buch bezahlte und Theo Wrenn Browne um einiges blasser, aber auch klüger, zurückließ.
    Hinter der rotbraunen Steinbrücke duckten sich rund um den Dorfanger die Cottages, die Poststelle und Betty Balls Bäckerei. Obwohl Vivians Haus viel größer als ein Cottage war, nannte sie es doch so. Ein Zettel, mit Tesafilm an die Tür geklebt, verkündete, sie käme bald zurück.
    Jury ging über den schneebedeckten Rasen zur Bank am Ententeich und setzte sich hin.
    Er dachte über Jip nach. Jip mit ihrem Schreckgespenst von Tante und ihrer seltsamen Geschichte. Er zog das alte Foto aus der Tasche und studierte es. Bei dem Gedanken an das kleine Mädchen wurde er traurig. Vielleicht konnte er ihr helfen. Zumindest konnte er es versuchen.
    Dann dachte er an Jenny Kennington und fühlte sich sehr viel wohler. Morgen oder übermorgen wollte er sie unbedingt in Stratford besuchen. Er lehnte sich zurück und beobachtete, wie die Enten unter den überhängenden Zweigen eines Schwarzdornbusches Schutz suchten. Es war zehn Jahre her, seit er das letzte Mal auf dieser Bank gesessen hatte; mit Vivian hatte er hier gesessen.
    Vor zehn Jahren. War das möglich?
    Der kleine Teich hatte eine ganz dünne Eisschicht, die in dem für die Jahreszeit ungewöhnlichen Sonnenschein zu schmelzen begann. Ein Entenpaar paddelte schläfrig unter den überhängenden Zweigen einer kleinen Weide dahin, deren Blätter die Oberfläche des Teichs streiften. Jury seufzte und stand auf. Eine Tasse Tee und etwas Süßes in Betty Balls Café wären jetzt nicht verkehrt.
    Die Bäckerei befand sich auf der anderen Seite der Straße, die sich an der Brücke teilte und um den Anger führte, wo er saß. Die Bäckerei war im Erdgeschoß eines dreistöckigen Hauses und das Café in der obersten Etage, was bedeutete, daß man hoch hinaufklettern mußte, um eine Tasse Tee zu trinken, aber Betty Ball wollte offenbar aus nur ihr bekannten Gründen die Etage dazwischen für sich behalten. Vielleicht wohnte sie dort. Oder vielleicht hatte sie, wie Carole-anne, Pläne.
    Jury nahm einen Erkertisch. Er wollte auf Long Piddle-ton hinunterblicken. Selbst im Sitzen konnte er fast das ganze Dorf sehen, bis zur Plague Alley, wo Agatha wohnte. Wenn er sich hinstellte, konnte er sogar den unmittelbar unter ihm liegenden Teil des Dorfes sehen. Mit seiner Tasse Tee und seinem Muffin stand er da, nahm einen Schluck, kaute und schaute hinaus. Dieser Standort bereitete ihm ein geradezu kindliches Vergnügen, er stellte sich vor, daß sein Blick von hier oben auf das Dorf wie der Blick Gottes war, und das Gefühl, allwissend zu sein, gefiel ihm, selbst wenn er nicht wie Gott allmächtig sein konnte. Es machte Spaß, das Dorf zu sehen, ein Miniaturdorf, wo er jetzt mit bloßem Auge seine eigene Spur verfolgen konnte.
    Er sah Trueblood und Melrose Plant aus der Tür des Jack and Hammer auf der anderen Seite der Brücke treten. Sie kamen auf die Bäckerei zu. Ab und zu blieben sie stehen, um etwas zu diskutieren, und einmal sah es sogar aus, als seien sie in Streit geraten, denn beide drückten, wenn auch verschieden in Haltung und Gesten, Ärger und Ungeduld aus. Dann wandten sie sich nach rechts, und Jury bemerkte, daß Melrose einen großen braunen Umschlag trug. Sie gingen an mehreren Häusern auf der anderen Seite des Ententeichs vorbei und blieben vor der Poststelle stehen. Melrose wollte mit dem Päckchen hineingehen, aber True-blood hielt ihn zurück. Sie steckten die Köpfe zusammen, und dann trat Trueblood einen Schritt zurück und gestikulierte mit der üblichen Trueblood-Theatralik. Er

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