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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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fuchtelte mit den Armen, als dirigiere er das Londoner Symphonieorchester, zeigte mit dem Finger wie mit einem Taktstock über die Brücke, und während Plant einfach stehenblieb, marschierte er auf und ab, schaute hierhin und dorthin, ging ungefähr hundert Meter weiter, sah anscheinend etwas, rannte zurück, und dann lehnten sich beide an das weißgetünchte Tudor-Haus, in dem die Poststelle und der Laden waren, rauchten eine Zigarette und schauten so lässig drein wie ein Paar unartiger Schuljungen, die darauf warten, daß der Direktor sie hopsnimmt.
    Jury hatte sein Karottenmuffin gegessen und seinen Tee getrunken, ohne es richtig zu merken, und langte auf den Tisch, um sich noch eine Tasse einzuschenken, dazu Milch aus dem Krug. Dann tastete er nach dem Teller mit den Muffins. Das Ausschenken und Muffinjagen bewerkstelligte er, ohne den Blick auch nur einmal von dem kleinen Drama abzuwenden, das sich dort unten abspielte.
    Mittlerweile war Abner Quick aufgetaucht. Er war mit seinem Fahrrad über die braune Brücke geholpert und ruhte sich vor der Poststelle aus. Melrose Plant und Marshall Trueblood begrüßten ihn auf das kameradschaftlichste, und Abner ging hinein, wahrscheinlich um die Ladung Post für die zweite Zustellung zu holen, um auch diese falschen Empfängern zukommen zu lassen.
    Bald kam er mit einem Bündel Briefe, Drucksachen und ähnlichem wieder heraus, und während er den Postsack am Fahrrad befestigte, ließ Melrose Plant sein Päckchen in den Schnee zu seinen Füßen fallen. Unterdes verwickelte True-blood Mr. Quick in ein Gespräch. Als Abner mit seinem Postsack davonradeln wollte, hielten sie beide an. Plant bückte sich, hob das Päckchen auf, und Trueblood händigte es ihm mit deutlichen Anweisungen aus. Er zeigte auf etwas, das die Anschrift sein mußte.
    Da ja Abner Quick seine Runden nur deshalb mit einigem Erfolg drehen konnte, weil er sich das Dorf eingeprägt hatte wie ein Buch in Blindenschrift, wußte Jury ziemlich genau, daß Plant und Trueblood ihm eine Wegbeschreibung gegeben hatten, damit das Päckchen auch sofort an die richtige Adresse kam.
    Richard Jury hatte nicht über zwanzig Jahre bei Scotland Yard verbracht, um nun nicht gleich im Bilde zu sein, wer der Empfänger war. Er beobachtete, wie Abner Quick durch eine Gasse radelte, aus dem Blickfeld geriet, wieder auftauchte, hier anhielt, dort anhielt und sich um den Dorfanger herumarbeitete. Währenddessen hatten sich Plant und Trueblood zum Teich begeben und warfen Schneebälle, die aber nirgendwo landeten, sondern wie Federn auseinanderstoben. Zweifellos warteten sie darauf, daß die Sendung zugestellt wurde.
    Kurze Zeit später erkannte Jury Vivian, weit jenseits der buckligen Brücke. Sie trug ihr Einkaufsnetz, das bestimmt voll kleiner, in Papier gewickelter Päckchen vom Fleischer Jurvis war. Vivian konnte man kilometerweit sehen, denn in der Sonne nahm ihr rotbraunes Haar die Farbe von Graham’s Sherry an.
    Plant und Trueblood sahen sie auch und hörten unverzüglich auf, den Teich mit leichtgewichtigen Schneebällen zu bombardieren. Sie machten ein Riesentrara, winkten und riefen ihr etwas zu. Vivian winkte zurück, machte ihr Gartentor auf und ging den Weg hinauf.
    Jury hatte mittlerweile drei Muffins gegessen (und er haßte Karottenmuffins) und drei Tassen Tee getrunken. Aber jetzt zog es ihn magisch zu Vivians Haus. Er bezahlte seine Rechnung und ließ sich von dem Servierfräulein noch eine Schachtel mit Muffins einpacken (»Heute haben wir nur Karottenmuffins«). Mit dem Geschenk rannte er die Treppe hinunter auf den Dorfanger.
    Mr. Quick hatte gerade vor Vivians Haus sein Fahrrad hingeworfen, als Jury Plant und Trueblood freundschaftlich winkte und ihnen zurief, er sein in Eile, weil er Vivian Muffins bringen wolle - zum Tee. Mit den Handschuhen voller Schnee standen sie da herum. Ob sie ihm und Vivian Gesellschaft leisten wollten?
    Nein. Nichts weniger als das. Da war Jury sicher.
    Mr. Quick radelte durch eine kleine Gasse weiter unten. Sein Postsack war um das Päckchen leichter, das Jury jetzt aus Vivians Briefkasten zog.
    Er hielt es mit zwei anderen Briefen hoch und winkte mit dem ganzen Bettel Melrose Plant und Marshall True-blood fröhlich zu.
    »Was machen die beiden da draußen? Oh, danke«, sagte Vivian, nahm Jury die Briefe und das Päckchen aus der Hand und schaute aus dem Vorderfenster. Es hatte wieder angefangen zu schneien - nicht viel, nur ein paar Flocken wirbelten zur Erde.
    »Ich dachte,

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