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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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»Fenchel«.
    Fen. Ach, verdammt noch mal! »Fengate«! Wenn Carole-Anne jetzt hier gewesen wäre, hätte er sie übers Knie gelegt.
    Dabei hatte sie die übrigen Anrufe von gestern abend klar und eindeutig und in Druckschrift weitergegeben: Inspector Sam Lasko hat angerufen und DIE Reinigung hat angerufen wegen ihres ruin Pullovers.
    Da Jury schon wußte, daß die Reinigung versehentlich Farbe auf seinen Pullover gespritzt hatte, verstand er ruin. Unter Stones aufmerksamem Blick versuchte er weiter, einzelne Worte in der Nachricht von Jenny zusammenzublinzeln. Er wußte, warum Carole-Anne nun halbe Romane verfaßte: Neulich hatte er sich beschwert, daß sie eine Nachricht von Jenny in »nada« übersetzt hatte. Darum schrieb sie jetzt alles hin, was ihr nur einfiel, in dieser Winzschrift voller Fehler. Zum Glück pfiff der Kessel, bevor er irre oder blind wurde.
    Stone folgte Jury in die Küche, wo dieser eine Handvoll Teeblätter in die Teekanne warf und »Strandfoto, Strandfoto« vor sich hin murmelte. Dann hatte er eine Erleuchtung. »Stratford!« Mein Gott. Wer außer Carole-Anne wäre auf diese Interpretation gekommen? »Strandfoto haftet.« Jury hielt die Kanne hoch und fragte Stone: »Soll ich uns ein Täß-chen eingießen?«
    Der Hund schien zu nicken.
    Vielleicht hätte Jury Stone die Nachricht aufschreiben lassen sollen.
    Obwohl er fürchtete, daß er verstanden hatte, was »haftet« bedeutete.
    Wiggins' Stimme riß ihn aus seinen Gedanken. »Sie sollten mal was von Veras Mitteln ausprobieren, Sir. Seit ein, zwei Wochen spüre ich fast überhaupt keine Symptome mehr. Als machte ich Urlaub am Meer.« Und als inhaliere er die Luft am Strand von Brighton, atmete er tief durch.
    Jury schüttelte den Kopf. Er merkte Wiggins noch nicht an, daß Schwester Lillywhites Zaubermittelchen ihre Wirkung taten. Doch Hauptsache, sein Sergeant verspürte sie. Vielleicht bedeutete ja Veränderung ohnehin nur Umstellung. Wenn man sich aus der Abhängigkeit von Bromo-Seltzer und schwarzen Keksen befreite, wurde man eben nach Aprikosensaft und Seetang süchtig. Er und Wiggins waren nun einmal Suchtcharaktere. Jetzt hatte er seit einem Monat nicht mehr geraucht. (Na gut, drei Wochen, nein, neunzehn Tage - ach, wen wollte er hier für dumm verkaufen? Er wußte es bis auf die Stunde genau.) Und wonach war er nun süchtig? Nach Lethargie vielleicht? Jede Bewegung fiel ihm schwer.
    Beim Klingeln des Telefons fuhr er dann doch zusammen.
    »Fiona«, sagte Wiggins, als er den Hörer wieder auflegte. »Sie sollen zum Chef kommen. Wenn er zurück vom Club ist.«
    »Und wann, bitte schön, ist das?«
    Wiggins zuckte die Achseln.
    Fiona Clingmore saß hinter ihrem Schreibtisch und wartete mit Engelsgeduld, daß sie das, was ihr im Gesicht pappte, in Madonna verwandelte. Es sah aus wie dicke Schichten Frischhaltefolie oder eine durchsichtige Plastikmaske aus dem Scherzartikelgeschäft. Ein Gesicht unter Eis, bewegungslos eingefroren.
    »Hallo, Fiona. Hallo, Cyril.« Jury nickte dem kupferfarbenen Kater Cyril zu, der, den Schwanz um die Pfoten geschlungen, in königlicher Pracht dasaß. Auch er geduldig, als sei er in Eis konserviert. In puncto Aussehen schlägt Cyril uns alle, dachte Jury. »Was ist das für ein Zeug?«
    Fiona begann von der Stirn abwärts die Maske abzuziehen. Da ihr das Zeug noch um den Mund klebte, konnte sie außer »Om boh mau aalah« nichts sagen. Statt dessen hielt sie ein blaßgelbes Glas mit der Aufschrift »Pearlift« hoch. Als sie sich dann von der jugendspendenden Chemie befreit hatte, sagte sie: »Das ist ein Lifting. Wenn man es regelmäßig anwendet - das heißt zweimal die Woche -, macht es einen um Jahre jünger. Sehen Sie?« Sie drehte den Kopf hin und her.
    Sie sah aus wie immer. »Sehr schön.«
    »Eine neue Entdeckung. Es sind zerstoßene Austernschalen drin, die angeblich die Poren zusammenziehen. Wunderbar festigend.«
    »Stimmt, ich war schon immer erstaunt, wie faltenfrei Austern sind.«
    Fiona rümpfte die Nase und zog Lippenstift und Eyeliner aus ihrem Kulturbeutel. »Sie haben gut la-chen. Sie sind ein Mann. Ekelhaft, daß so viele Männer mit dem Alter immer besser aussehen. Sean Connery zum Beispiel. Aber Frauen - für die geht's nur bergab. Nennen Sie mir eine Frau, eine einzige, die im Alter besser aussieht.« Während Cyril auf ihren Schreibtisch sprang und sich an den Kulturbeutel heranpirschte, malte sie sich die Augen an.
    »Mrs. Wassermann?«
    Fiona legte den Eyeliner hin. »Meinen Sie

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