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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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»Also, die
    Happy Eaters haben richtig leckere gebackene Bohnen auf Toast. Sehen Sie, da ist einer.«
    »Ein Widerspruch in sich, Wiggins. Mit Bohnen auf Toast was Leckeres zu machen ist unmöglich.«
    Wiggins ließ sich nicht beirren. »Egal, ich hätte Appetit darauf.« Er fuhr langsamer, verringerte das Tempo aber nur auf ungefähr siebzig Stundenkilometer, damit Jury ihm sagen konnte, ob er links rausfahren sollte. »Ich könnte einen Tee vertragen. Was ist mit Ihnen?« Als Jury nickte, steuerte Wiggins auf die Ausfahrt zu.
    Jury mußte zugeben, daß der Happy Eater das quietschsauberste Etablissement war, das er außer einer Intensivstation je gesehen hatte. Und alle Achtung, den Preis für die saubersten Toiletten verdiente es auch. Es war bis in den letzten Winkel leuchtend orange, quittegelb und smaragdgrün angemalt, ein Hoch auf die Farben der Kindheit! Man hatte tatsächlich ein Herz für Kinder: Ein Teil des Raumes war durch ein Seil abgetrennt und mit Kinderstühlen und Körben mit Bausteinen und Spielen bestückt. Zwei Kleinchen amüsierten sich, indem sie einander mit knallblauen Holzklötzen bearbeiteten. Dieser Zeitvertrieb würde sicher in einer erbitterten Schlacht eskalieren, der die Polizei, das heißt Jury, ein Ende würde bereiten müssen.
    Nachdem ihnen die hübsche Kellnerin Tee und für Wiggins Bohnen auf Toast gebracht hatte und munter wieder abgezogen war, sagte Jury: »Was ist mit Jack Price? Als ich in Fengate war, habe ich ihn nicht gesehen. Plant sagt, er habe das Wohnzimmer gegen halb elf verlassen. Die Fahrt zum Wash kann nicht länger als eine Viertelstunde, vielleicht zwanzig Minuten, gedauert haben. Da hatte auch er genug Zeit für Hin- und Rückfahrt. Ja, sie könnten alle dort gewesen sein. Price nach halb elf, Parker nach elf, auch die Owens nach elf.«
    »Er nicht, Sir, Max Owen nicht. Der Gärtner Sug-gins hat ja gesagt, er hat ihm Whisky hochgebracht.«
    »Hm.« Jury trank schweigend seinen lauwarmen Tee und beobachtete die Gören mit den Bauklötzen. Dann sagte er: »Fahren wir zuerst zum Pub, und danach werde ich mir den Weg ansehen. Plant hat außerdem noch diesen Emery erwähnt, der für Major Parker arbeitet.« Jury schaute auf die Uhr. »Morgen früh treffe ich den Anwalt, wir müssen also heute abend wieder in London sein.«
    Ein Anflug von Besorgnis zeichnete sich auf Wiggins' Gesicht ab. »Nachtblindheit« (was immer das war) rangierte hoch oben auf seiner Leidensliste. Wider besseren Wissens erkundigte sich Jury auch nach dieser Geißel der Menschheit. Dem Charme der Wigginsschen Belehrungen konnte er einfach nie widerstehen. »Was, zum Teufel, ist >Nachtblindheit    »Das habe ich Ihnen doch sicher schon mal erklärt, Sir. Sie tritt ein, wenn mir die Scheinwerfer der anderen Autos lange in die Augen strahlen. Mein Sehvermögen wird eminent beeinträchtigt.« Reichlich indigniert widmete er sich wieder seinen Bohnen auf Toast.
    Bloß keinen Streit, dachte Jury. »Dann fahre ich.«
    Wiggins schaute ihn mißtrauisch an. »Sie sehen aber ganz schön mitgenommen aus. Nachts zu fahren ist anstrengender, als mancher denkt.«
    Jury wußte, daß Wiggins scharf auf ein Motel war. Er liebte sie. »Im Falle eines Falles, Wiggins, steigen wir unterwegs in einem Motel ab.«
    Begeistert informierte Wiggins ihn nun über den Zustand der Matratzen in den Häusern der RaglanKette (»durchgelegen«), die Luftqualität in den Trust House Fortes (»grauenhaft stickig und feucht«) und die traurige Beschaffenheit des Frühstücks in den meisten Bed&Breakfast-Pensionen (»verbrannter Toast, ein Fingerhut voll Orangensaft«).
    »Wir brauchen ein Bett, Wiggins, keinen Erlebnisurlaub.«
    Das mißnutige Barfräulein im Case Has Altered bestätigte, daß sie keine Zimmer, mithin auch keine Übernachtungsmöglichkeiten hätten. Sie sollten es in Spalding versuchen. Das Mädchen hatte kurze braune Haare, einen blassen Teint und stumpfe torffarbe-ne Augen. Ihr herzförmiges Gesicht und die Stupsnase waren aber ganz hübsch.
    Jury bestellte ein Lager, Wiggins eine Pepsi light.
    »Wie lange arbeiten Sie schon hier?«
    Sie zuckte die Achseln. »Seit ein paar Monaten, immer mal wieder. Ich schmeiß den Laden, wenn sie nicht da sind.«
    Energisch begann sie den Tresen abzuwischen. Da sie den Laden jetzt schmiß, bot sie ihre begrenzte Autorität und alle Reize auf, die ihr zur Verfügung standen. Trotz des kurzen roten Rocks und des schwarzen Pullovers war es damit nicht weit her. Sie unterbrach

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