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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wer auch immer es war.« Wieder kicherte sie, beugte sich über den Tresen und bedeutete Jury mit gekrümmtem Finger, näher zu kommen. Ganz leise sagte sie: »Also, das behalten Sie aber streng für sich .«
    »Die Parole lautet Schweigen, Miss«, meldete Wiggins sich trocken zu Wort.
    »Sie wollte nach London, um - na, Sie wissen schon, was machen zu lassen.«
    Jury erriet korrekt, daß »Sie wissen schon, was« eine Abtreibung war.
    Nachdem Julie ihrer Freundin nun den Gnadenstoß gegeben hatte, richtete sie sich wieder auf und zupfte noch einmal an ihrem Pullover. »Hier in der
    Gegend hätte sie es nie machen lassen, das wär im Nu rumgegangen.«
    »Aber Abtreibungen sind teuer. Selbst wenn sie doppelt verdiente, mußte sie schon eine hübsche Summe für den Arzt sparen. Hat sie Geld zurückgelegt?«
    Julie lachte. »Die doch nicht. Ich hab ein paarmal gehört, daß sie gesagt hat, sie kam mit ihrem Geld kaum von einem Zahltag zum anderen aus. Sie wär froh, daß sie ihren Lohn zu verschiedenen Zeiten kriegte, sonst wäre sie an fünf Tagen der Woche blank.« Julies matte braune Augen leuchteten auf. »Ich weiß, was Sie jetzt denken. Sie überlegen, wo sie das Geld herhatte? Vielleicht von ihm?«
    Jury lächelte. »Sie können ja Gedanken lesen, Julie. Haben Sie denn eine Ahnung, wer es sein könnte?«
    Wie aus der Pistole geschossen, sagte Julie: »Von einem bin ich überzeugt. Der, an den manche denken, ist es nicht. Dieser Mr. Price.« Nachdrücklich schüttelte sie den Kopf. »Was finge er mit so einer wie Dorcas an?«
    »Ist das hier die allgemein vorherrschende Meinung?«
    »Ja, weil sie mal scharf auf ihn war. Er ist mit ihr immer zurück nach Fengate gegangen. Spricht ja auch nichts dagegen, oder? Sie wohnten ja beide dort. Das bedeutet doch nicht, daß sie ... na, Sie wissen schon. Er war nett zu ihr. Er ist auch nett zu mir, aber das heißt noch lange nicht, daß er, na, Sie wissen schon was will.«
    »Nein, was denn? Die Polizei muß alles ganz genau wissen, Miss«, sagte Wiggins.
    Julie verdrehte die Augen und schüttelte verwundert den Kopf. Sexuell lebten diese Kripobeamten ja wirklich noch im Mittelalter. »Dorcas hatte sicher ihre Fehler, aber sie war großzügig. Was Besseres kann man eigentlich gar nicht von einem Menschen sa-« Julie schaute zur Tür, durch die ein eisiger Luftschwall, ein großer, schlanker Mann und eine große Frau gekommen waren. Sie redeten einen Moment miteinander und trennten sich dann. Die Frau setzte sich an die Bar. Sie kam Jury bekannt vor, aber er wußte nicht, woher. Julie begann, wie wild den Tresen abzuwischen, während sie Jury von unten her anschaute und mit einem winzigen Nicken in Richtung des Mannes deutete, der sich an einen Tisch gesetzt hatte. Mit zusammengepreßten Lippen flüsterte sie: »Das ist er. Jack Price. Ich mache ihm nur schnell sein Pint. Er trinkt immer dasselbe, ein Pint Ridley's.«
    Jury leerte sein Glas, erhob sich und sagte, er werde Price das Bier bringen. Er dankte ihr für ihre Hilfe, gab ihr seine Visitenkarte und bat sie anzurufen, wenn ihr noch etwas einfiele. Als sie das Bier gezapft hatte, nahm Jury es, und er und Wiggins gingen zu Price' Tisch, während Julie die Frau bediente.
    Der Mann, über den Julie sich so schmeichelhaft ausgelassen hatte, schaute zu Jury und Wiggins hoch. Auf seinem Gesicht lag eine stumme Frage. Jedenfalls meinte Jury das durch die Rauchschwaden hindurch zu erkennen.
    »Mr. Price? Ich bin Richard Jury, das ist Sergeant Wiggins. Wir sind von Scotland Yard CID.«
    Price nickte, kaum überrascht, als Jury seinen Ausweis zeigte und schwieg. Mehr überraschte ihn wohl, daß Jury ihm sein Bier auf den Tisch stellte. »Darf ich?« Jury zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Um mit seiner Mitschreiberei nicht so zu stören, zog Wiggins sich ein Stück zurück. In der dunklen Ecke wirkte sein ohnehin fahles Gesicht leichenblaß.
    »Nein«, erwiderte Price, und sein ironisches Lächeln besagte, daß er wohl kaum noch Gelegenheit zum Widerspruch hatte, da sie ohnehin schon Platz genommen hatten. »Danke für das Bier. Immerhin, alle Achtung . die Kripo in Lincolnshire schaltet Scotland Yard ein. Der leitende Ermittlungsbeamte -Bannen? - kommt mir nicht gerade vor wie jemand, der um Hilfe bittet.«
    »Richtig. Hat er auch nicht. Er läßt mich nur ein bißchen rumschauen. Sie sind also keinesfalls verpflichtet, mir etwas zu erzählen.«
    Price wollte antworten, fing aber an, heftig zu husten. »Der kommt

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