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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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daß Tom auf seiner Hut war. Da war einer,
den man als »Fatzke« bezeichnen konnte, und Tom war schon seiner Herablassung
gewärtig. Aber David zerstreute diese Bedenken im Nu. Er schien Toms
Schüchternheit nicht zu bemerken und verstrickte ihn sogleich in eine heitere
Unterhaltung über das »Anhalten«.
    »Sobald ich aus der Stadt heraus
war, fing ich es ganz schlau an. Im Ort selbst gab es ja wenig Aussicht. Da
waren zu viele wie ich, die mitgenommen werden wollten. Aber weiter draußen
fiel mir was ein. Ich stellte mich mit dem Rücken zur Straße, warf meine langen
Haare, die leider jetzt abgeschnitten sind, breit über die Schultern — und
schon fuhren die meisten Autos langsamer. Das Kunststück war nur, in den Wagen
zu klettern, ehe man mein Gesicht gesehen hatte .«
    Ich schnappte nach Luft. »Sie
schrecklicher Mensch! So haben Sie’s also mit mir gemacht? Sie drehten mir
absichtlich den Rücken zu, so daß ich meinte, Sie seien ein Mädchen ?«
    »War es denn nicht so, Susan ?« Doch ganz ernsthaft fügte er gleich hinzu: »Gerade in dem
Augenblick hatte ich’s eigentlich nicht so beabsichtigt. Ich war viel zu naß
und zu kalt, um mich auch noch so raffiniert zu verhalten. Es stand auch bei
Ihnen, mich hinauszuwerfen, wenn Sie mich für gefährlich hielten. Aber Sie
behielten mich netterweise im Auto .«
    Ich lehnte sein Friedensangebot
ab und erklärte, daß nur mein Stolz mich davor zurückgehalten hätte. Ich wollte
doch nicht zugeben, daß ich vor einem Anhalter Angst hatte. »Ich hatte das
Gefühl, daß das albern sei, noch dazu in meinem Alter«, schloß ich etwas
unbeholfen.
    »Es ist höchst merkwürdig«,
stellte David fest und gab sich dabei das Air ungeheurer Weisheit, »wie das
weibliche Geschlecht sich verändert hat. Früher versuchten die Frauen, jünger
zu erscheinen, als sie waren. Heutzutage tun sie das Gegenteil; schon nach
kürzester Zeit geben sie ihr Alter bekannt. Das ist auch so eine Art von
Angeberei .«
    Wie üblich lachten sie nun alle
über mich. Nur Tom blickte etwas verwirrt drein; er hatte wohl nicht ganz
folgen können. David merkte das sofort und zog ihn ins Gespräch. »Wie hast du
es denn beim Anhalten mit deinem Hund angefangen ?« fragte er. »Riefen da nicht alle Fahrer: > Potzblitz !< und fuhren auf die andere Straßenseite?«
    »Das nicht, denn da darf man ja
nicht fahren«, entgegnete Tom ernsthaft. »Aber die meisten schüttelten den
Kopf, als sie Rufus sahen. Bis Mrs. Lee anhielt und sagte: >Das ist aber ein
schöner Hund !< «
    »Und da wußtest du, jetzt ist
alles gut. — Einmal hatte ich ein herrliches Erlebnis...«
    Unversehens hatte sich die
Gesellschaft geteilt. Tony und die beiden Burschen kicherten miteinander über
eine komische Geschichte von David, während Peter, Larry und ich uns über die
Aussichten für die Wintersaat und die Wollpreise unterhielten.
    Plötzlich fing Larry an zu
lachen. »Warum redet keiner von der Kluft zwischen den Generationen, die sich
hier auftut ?« Sogleich lenkten Tom und David ein, und
die Unterhaltung ging wieder ins allgemeine. Aber zwischen den beiden jungen
Männern war das Eis gebrochen. In Toms Gesicht sah ich die ungeheure
Erleichterung: Der andere gehörte nicht zu den eingebildeten Pinseln. Der war
schon in Ordnung. Wenn sie beisammen sein würden, würde Tom nicht von
Minderwertigkeitskomplexen überwältigt werden.
    Schließlich brach die
Gesellschaft auf; die beiden Jünglinge verschwanden in Richtung der
Pferdekoppeln. Andere Burschen in ihrem Alter hätten mehr für Motorräder
übriggehabt. Peter und Tony begannen ohne rechte Lust Tennis zu spielen. Sie
fanden es dann aber bald zu heiß und gingen zum Schwimmen im nahen Fluß.
    »Und jetzt sitzen wir beide
zusammen wie zwei alte Tanten, Susan! Da wollen wir uns auch so verhalten und
über die jungen Leute reden. Vor allem: Ich wette, deine Ängste um Tony haben
nun ein Ende. Peters neue Stute hat nach drei Jahren treuer Ergebenheit den
Ausschlag gegeben .«
    »Hoffentlich, Larry! Es gab
schon allzuviel Hin und Her .«
    »Das stimmt, und was Tony
betrifft, so ist das noch nicht vorbei. Aber das Ärgste ist überstanden. Bald
wird sie zu dir kommen und dir ins Ohr flüstern: >Susan, kannst du raten,
was geschehen ist ?< Und du wirst Überraschung
heucheln und deine Erleichterung verbergen.«
    »Ich hoffe sehr, daß es so
kommt... Doch nun von etwas anderem: Tom ist ein netter Kerl; ich freue mich,
daß David und er so gut miteinander auskommen. Ich möchte

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