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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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wohl wissen, was die
beiden jetzt treiben. Tom versteht überhaupt nichts von Pferden, und David kann
zwar reiten, aber von einem Pferdeverstand zeigt sich da nichts .«
    Er besaß aber doch einen, denn
jetzt tönte ein Ruf von der Koppel herüber: »Mami, komm! Schau, was David mit
unseren Ponys macht !«
    Neugierig gingen wir hinüber.
Vielleicht hatte der junge Herr schließlich doch ein gewisses Interesse an den
Pferden gewonnen. Auf das, was nun folgte, waren wir nicht vorbereitet. David
hatte offensichtlich einen der ausrangierten Gäule des Colonels geritten.
Dieser kaufte solche Tiere stets in der frommen Hoffnung, es könnte eines Tages
ein Rennpferd daraus werden — das geschah aber nie. Diesen Gaul mit dem wenig
schönen Namen »Jock« hatte man als hoffnungslos aufgegeben und ihm gestattet,
nach seinem eigenen Willen umherzustreifen, da er sich keinem anderen beugen
wollte. Ich wunderte mich, daß es David gelungen war, ihn zu erwischen und gar
auch zu besteigen. Noch mehr überraschte mich, daß er nun neben David stand, an
seinem Hemd herumschnupperte und ihm sichtlich ergeben war. Der junge Mann
selbst schien nichts dabei zu finden.
    »Kein schlechter Gaul. Er
braucht nur jemanden, der ihn zur Räson bringt .«
    Aber den Kindern genügte das
noch nicht. »Sieh nur, was er mit Lindy macht !« riefen sie alle zugleich.
    Lindy war eine kleine,
vielversprechende Stute, in ferner Zukunft für Christopher bestimmt, aber jetzt
noch unbändig und wenig handsam. David wollte die ungewöhnliche Szene beenden,
aber die Kinder ließen ihm keine Ruhe, bis er einen hohen, seltsam klingenden
Pfiff von sich gab. Lindy warf den schönen Kopf hoch
und stellte die Ohren, rührte sich aber nicht. Noch zweimal wiederholte David
den Pfiff, dann wandte sich Lindy langsam um und
trabte über die Koppel zu ihm hin. Leise wiehernd umkreiste sie ihn, doch er
schien sie nicht zu beachten. Dann ging sie gerade auf ihn los, schob den
widerwilligen Jock zur Seite und stand nun dicht neben David. Er streckte die
Hand aus und klopfte leicht ihre Schulter, doch sie wandte sich nicht ab.
    Alle hielten den Atem an, dann
sagte Larry: »David, Sie sind ja ein Tausendsassa, der mit den Pferden alles
machen kann. Warum haben Sie das nicht erzählt ?«
    »Warum sollte ich? In unser
Zeitalter der Technik scheint so was nicht zu passen. Niemand mag zugeben, daß
er, wie Sie es so freundlich ausdrücken, ein >Tausendsassa< ist .«
    »Aber es ist wunderbar«, sagte
ich. »Damit könnten Sie Ihr Glück machen. Wann haben Sie zum erstenmal
festgestellt, daß Sie eine solche Macht über Pferde besitzen ?«
    »Macht! Das klingt schon
besser! Ich merkte es gleich am ersten Tag, als ich in den Pony-Klub kam. Aber
ich bewahrte Stillschweigen darüber, denn die anderen wurden ganz wild, weil
ihre Ponys mich lieber mochten als sie. Man sollte nicht soviel
Aufhebens davon machen. Auf mancher Farm mag es ganz nützlich sein, aber
meistens ist es vorteilhafter, wenn man etwas von Motorrädern versteht. Es ist
so, wie wenn man Sommersprossen auf der Nase oder eine Warze an der Hand hat:
Es ist kein Verdienst. Vielleicht hat meine Mutter in der Nacht, als sie mich
empfing, von Pferden geträumt .«
    Vorwurfsvoll blickte ich von
ihm zu den Kindern hin, doch er lachte herausfordernd. »Reden Sie mir nicht
ein, daß die Kinder nichts von den Ursprüngen des Lebens wissen, da sie doch auf
einer Farm aufwachsen... So, Lindy , jetzt reicht’s!
Es ist warm, und du bist verschwitzt .« Und er schob
das sabbernde Pony zur Seite wie ein Hündchen.
    »’s ist mächtig komisch, aber
man kriegt das Gefühl, daß man eines Tages auch auf einem Gaul reiten könnte«,
meinte Tom. »Ich hab’ David erzählt, daß ich Angst davor hätte. Da sagte er:
>Vor den Pferden brauchst du keine Angst zu haben, die sind harmlos und
dumm<, und dann holte er mit dem komischen Pfiff eines herbei, und damit
fing alles an. Nächsten Sonntag zeigt er mir, wie man reitet. Mrs. Lee hat’s
doch mit den Pferden; da muß sich unsereiner ja sonst schämen .« Nach diesen Worten zog er, wie immer halblaut mit seinem Hund redend, davon.
    Larry freilich ging die Sache
weiter im Kopf herum. »Ich habe ja schon immer gewußt, daß es Menschen mit
dieser geheimnisvollen Anlage gibt, aber getroffen habe ich noch keinen. Ich
dachte immer, solche Leute kennten nichts anderes als ihre Tiere. Irgendwie ist
David der letzte, von dem ich das vermutet hätte... Ich meine...«
    »Machen Sie sich keine

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