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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Tom!
Ohne Eltern ist er aufgewachsen in so einem gräßlichen Heim! Kein Wunder, daß
er es mit fremden Autos nicht so genau genommen hat. Wir wollen lieber
versuchen, das alles zu vergessen, Susan .«
    Tony und Miranda reagierten
ebenso, nur mit noch mehr Eifer und weniger Einsicht. »Soviel Trara wegen ein
paar Autos. Man könnte meinen, Tom hätte ihre Kinder entführt. Aber ich glaube,
über ihre Kinder hätten sie sich nicht so aufgeregt !« sagte Tony ungerecht.
    »Aber die Wagenbesitzer haben
ihn nicht in die Besserungsanstalt gesteckt. Die Sache lag in den Händen der
Polizei .«
    »Ach, ich finde immer, die
Polizei macht zuviel Wirbel um anderer Leute Angelegenheiten. Trotzdem muß ich
sagen, daß der junge Polizist neulich mächtig nett war, als ich dein Auto
ausgeliehen und den weißen Strich auf der Fahrbahn nicht bemerkt hatte .«
    Miranda sagte natürlich nicht
viel. Sie seufzte nur und meinte: »Der arme Tom! Jetzt werden die Leute noch
und noch klatschen !« Sie wußte, was das hieß, denn als
ihr Vater noch lebte und viel Wirbel machte, hatte ihre Mutter sehr unter dem
Gerede in dem kleinen Ort zu leiden gehabt. »Morgen abend ist der Ball, Tony«,
sagte sie. »Wir wollen Tom einladen, und dann können wir den Leuten zeigen, daß
wir uns nicht darum kümmern .« Und das taten sie dann
auch.
    In Wirklichkeit machten sie soviel Aufhebens um Tom, sie tanzten so häufig und auffällig
mit ihm, daß sie erst recht die Aufmerksamkeit auf ihn und seine
Schwierigkeiten lenkten. David war auch mitgekommen und stand zusammen mit Tom
im Licht dieser plötzlichen Popularität. Während das eine Mädchen mit Tom
tanzte, drehte sich das andere, oder Beth oder Trix, vor dem sich
zurückhaltenden David. Daß dieser von Anfang an zu Tom hielt, muß nicht extra
erwähnt werden.
    Diese Sympathiebeweise führten
leider dazu, daß David sich über die Angelegenheit lustig machte. Was bedeutete
denn schon so eine Zeit in der Besserungsanstalt? Das hatte doch nichts zu
sagen! Die Hälfte seiner Freunde war berechtigt, einen »Sträflingsanzug« zu
tragen. Sie hatten über ihre »Dinger« gelacht. In Wahrheit hatten einige sogar
mit der Niederschrift ihrer Erlebnisse in einer solchen Anstalt ein schönes
Geld verdient. Und wer klaute denn nie ein Auto? Kurz ehe er aus der Stadt
losgezogen war, hatte er sich um Mitternacht etwa fünf Kilometer von jeglicher
menschlicher Behausung entfernt »eines unverschlossenen Autos bedient«. Dem
Besitzer geschah ganz recht: hätte er besser auf seinen Wagen aufgepaßt!
    Die Sympathiekundgebung Davids
war für Tom nicht sehr günstig. Die Haltung der beiden anderen jungen Männer
war entschieden vernünftiger. Sie ignorierten die Sache und verhielten sich wie
zuvor.
    Aber all das munterte Tom
wenigstens auf. Anfangs war er äußerst niedergeschlagen. Er hatte sogar seinen
Rucksack gepackt und wollte in aller Stille auf und davon, aber Larry hatte ihn
noch erwischt. Und während sie ihn tüchtig ausschalt, packte sie alles wieder
aus.
    »Ich glaube, meine gepfefferte
Strafpredigt tat ihm gut! Dann kam auch noch David auf dem Mofa des Colonels
fröhlich und übermütig angefahren. In diesem Moment hatte ich den Kerl direkt
gern. Er brachte mich zum Lachen, und sogar Tom mußte grinsen und packte die
Hundedecke und die Leine wieder aus. Irgendwie rang David ihm das Versprechen
ab, zu der Tanzerei zu kommen, und was da los war, hast du wohl gehört .«
    Jawohl, davon hatte ich gehört.
Diese kleinen Tanzvergnügen waren zu einem Teil unseres Lebens in Tiri
geworden. Organisiert hatte sie der »gesellige Klub«, der wie in vielen
abgelegenen Gegenden gegründet worden war, »um die Leute ein wenig
zusammenzubringen«. Jeden zweiten Samstag gab es nicht nur einen kleinen Ball,
sondern oft sogar einen Spielabend. Da fühlten sich auch die Älteren
verpflichtet zu kommen, die Männer mit 50-Penny-Stücken als Eintrittsgeld bewaffnet , die Frauen leider(!) mit einer Platte. Mit anderen
Worten — wir stifteten Sandwiches und Kuchen zum Abendessen nach den
Kartenspielen. Einmal im Monat kamen so die Älteren und die Jungen wechselweise
an die Reihe. Bei der nächsten Party war kein Kartenspiel angesetzt, deshalb
waren meist junge Leute vertreten. Die Kartenabende waren eine echte Prüfung,
sozusagen ein »Probierabend«, wie Paul es zu nennen pflegte. Ich selbst nannte
gerechterweise die Sache beim Namen: Es handelte sich um ein Verspeisen von
gräßlichen Kuchen, die nie so gut gelingen wie die

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