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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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genug zahlen können,
gibt’s viele andere, die ihn anstellen wollen; und übernachten kann er immer in
der Hütte. Er hatte nie ein richtiges Zuhause, jetzt wollen wir ihm eines
schaffen .«
    Wir seufzten tief und mußten
dann doch lachen. Es gab keinen Grund, die Dinge gar so schwer zu nehmen. Tom
hatte nun ein Zuhause gefunden und gute Freunde dazu. Die dumme Geschichte, die
da herausgekommen war, mußte irgendwie aus der Welt geschafft werden.
    »Sam meint, es wäre das beste«,
sagte Larry, »mit allen Freunden, dem Colonel, mit Justin und Peter und jedem,
der Tom Arbeit geben würde, darüber zu sprechen. Außerdem wollen wir die Sache
herunterspielen .«
    Impulsiv und ohne daran zu
denken, daß man seinen Freunden keine indiskreten Fragen stellen soll, sagte
ich: »Larry, ging es wirklich immer nur um Autos? Meistens führt das zu
schlimmeren Sachen — zu Diebstahl. War das hier auch so ?«
    Larry zögerte und sagte dann
langsam: »Susan, wenn ein Junge einmal so was anfängt, kommt er mit anderen in
Berührung, die dasselbe tun oder Ärgeres. Tom war ein rechter Dummkopf, und er
hat dafür gezahlt. Ist das nicht genug ?«
    »Mehr als genug !« rief ich. »Ich hätte das nicht fragen dürfen! Hoffentlich
fragt das auch kein anderer. Ich glaube nicht, daß einer von den Männern sich
danach erkundigen wird. In dieser Hinsicht sind sie uns über. Es tut mir leid .«
    »Schon gut. Wenn Leute darüber
reden, dann sag ihnen, sie sollten nur einmal an ihre eigene Jugend denken und
an die vermutlich noch dümmeren Streiche, die sie vielleicht an ihren Kindern
erleben. In der Bibel gefällt mir am besten die Stelle, wo es heißt: >Zeigt
mir den unter euch, der ohne Sünde ist<, du weißt schon, welche ich meine .«
    »Die Stelle gefällt mir auch;
ebenso die, wo es heißt: >Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet !< — Jetzt sind wir ja auf einmal mächtig fromm und
feierlich, aber es schadet nie, die Bibel zu zitieren. Trotzdem: Könntest du
dir vorstellen, daß wir so etwas zu Mrs. Knight sagten ?« Wir lachten.
    Es war so leicht, über die
Angelegenheit gemeinsam zu lachen. Aber die ganze Geschichte, die für Larry keine
Überraschung war, war für mich doch ein arger Schock. Immer wieder mußte ich an
Toms düstere Kindheit und Jugendzeit denken. Ich wünschte, daß weder ich noch
irgend jemand anderes diese Geschichte je erfahren hätten.

7
     
    Unsere düsteren Vorahnungen waren
nur allzu berechtigt. Von Florence Knight und ihrer Freundin Maureen Elder
konnte man wohl kaum erwarten, daß sie solch eine aufregende Neuigkeit für sich
behielten. Sie taten das auch nicht, und binnen vierundzwanzig Stunden mußten
wir, ebenso wie Sam und Larry, sehr bedauern, daß jene wohlmeinende Frau im
Laden mit ihm gesprochen hatte.
    Für die ganze Gegend war das
eine große Aufregung. Nie zuvor hatten wir hier einen ehemaligen »Sträfling«
gehabt, und »den hat Mrs. Lee auf der Straße mitgenommen und behandelt, als ob
er zur Familie gehörte !« So drückte sich einer aus.
    Ein Mensch, der soviel
Charakter und Zivilcourage hat wie Larry und sowenig Neigung zu Klatsch und
Äußerlichkeiten, konnte in unserem kleinen ländlichen Kreis allgemeine
Anerkennung erhoffen. So hatte Larry, ebenso wie wir übrigen, ergebene
Anhänger, aber auch scharfe Kritiker.
    Die Reaktionen auf die ganze
Angelegenheit waren verschieden, aber im ganzen doch so, wie wir erwartet
hatten. Die drei Freunde, Paul, Sam und Tim, hielten wie stets fest zusammen
und spielten die unseligen Vorkommnisse in Toms Vergangenheit herunter. Sie
sprachen als »alte Soldaten«, womit sie die anderen Männer, die nicht im Feld
gewesen waren, mundtot machten. »So eine verrückte Fahrerei mit dem Auto
anderer Leute ist albern, aber es hat nicht viel zu sagen .« Paul erinnerte sich, wie er sich in Ägypten ein Militärfahrzeug ausgeliehen und
eine famose Zeit damit verbracht hatte. Sam hatte für längere Zeit keinen
Urlaub bekommen, weil er einen großen Fehler gegangen hatte: Er hatte sich ein
Fahrzeug ausgeliehen, das seinem Vorgesetzten gehörte. Tim behauptete, er habe
einmal einen ganzen Panzer samt Besatzung »für eine Gaudi« ausgeliehen. Ob all
diese Geschichten buchstäblich wahr oder nur Übertreibungen waren, das wußten
die Ehefrauen nicht, aber sie brachten die Männer, die nicht am Krieg
teilgenommen hatten, zum Schweigen.
    Anne, Tims nette junge Frau und
Tochter des Colonels, verhielt sich, wie ich es erwartet hatte. »Der arme

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