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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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bei Ihnen
glücklicher als anderswo. Er verträgt sich gut mit den anderen Arbeitern und
hat in Ihnen einen großartigen Boß, Colonel .« (Das war
übertrieben, denn in Wirklichkeit war ja Justin Davids Vorgesetzter. Aber David
konnte den Colonel gut leiden. Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte er
ihn gewiß nicht imitiert. Merkwürdigerweise tat er das nie mit Leuten, die er
nicht mochte. Er bezeichnete den Colonel immer als einen famosen alten Knaben.
Und das war bei unserem David schon ein großes Lob.)
    »Aber wenn Peter Hilfe braucht...
Klar, sein Tierpfleger ist nicht da, da muß er ja zuviel arbeiten. Daß ich
nicht eher daran gedacht habe! Gleich heute abend werde ich mit David sprechen
und feststellen, wie er über die Übersiedlung zu Peter denkt. Schließlich sind
dort ja auch gute Pferde, und wenn er Lust hat, kann er jederzeit zu mir
zurückkommen .«
    Tony war voll überströmender
Dankbarkeit, und Anne lachte später mit mir in der Küche. »Daddy ist goldig! Er
hatte das wirklich vergessen! Aber er umgibt sich gern mit einem großartigen
Gefolge und hatte David gern dabei .«
    »Aber als er begriff, daß Tony
darunter zu leiden hatte, hat er sofort darauf verzichtet. Er ist eine
ritterliche Natur und läßt es auch alle Welt wissen .«
    Alles war auf diese Weise
schnell und leicht geregelt. Mit Bedauern verließ David die anderen Arbeiter
und versprach dem Colonel, zu ihm zurückzukommen, sobald Peters Tierpfleger
wieder da sei und Peter mit der Arbeit fertig würde, »ohne ein reizendes
Mädchen zu überanstrengen«. In der nächsten Woche zog David in Peters Haus.
Vorher stellte er aber fest, dieses Arrangement gelte nur so lange, »bis sie
den schweren Irrtum der Eheschließung begehen«. Denn mit Tony wolle und könne
er nicht im selben Haus wohnen. Über den Colonel gab er ein abschließendes
Urteil ab: »Ja, ich habe gern für ihn gearbeitet. Er ist ein netter alter
Knabe, obwohl er zu einer anderen Generation und zu einer anderen Welt gehört .«
    Zu welcher Welt gehörte David?
Von einer Rückkehr in sein Elternhaus war keine Rede. Zu seiner Entschuldigung
hatte er mir zwar versichert, er habe dreimal an seine Mutter geschrieben. Tony
lüftete sogar das Postgeheimnis und berichtete mir vertraulich, daß Mrs.
Hepburn jede Woche schreibe. Gelegentlich komme auch ein dicker Brief, auf dem
die Adresse so unleserlich geschrieben sei, daß er nur von einem Arzt kommen
könne. »Aber David scheint sich nicht zu rühren«, ärgerte sich Tony.
    Ich selbst war anderer Meinung.
Ich war überzeugt, daß David eines tiefen Gefühls fähig war, welches er aber
keinesfalls zeigen mochte. Er wollte nach seiner Art mit allen Problemen allein
fertig werden. Er wollte mit den verschiedensten Menschen zusammen sein. Er
wollte ungestört seinen eigenen Weg gehen. Seine Eltern waren klug genug, ihn
in Ruhe zu lassen; aber es muß sie wohl hart angekommen sein, zuzusehen, wie er
seine Chancen in einer akademischen Welt unbeachtet ließ. Doch die Zeit der
Heranwachsenden Kinder ist für Eltern wohl immer schwierig.
    Als ich am nächsten Tag mit
Larry darüber sprach, stimmte sie mir zu.
    »Larry, ist es nicht herrlich,
daß unsere Kinder noch zu jung sind, um da auch mitzumachen? Bis sie so alt
sind, wird sich alles geändert haben .« Doch sie
erwiderte mir sachlich: »Glaub doch das nicht, Susan! Es wird vielleicht anders
sein, aber im Grunde wird es doch auf dasselbe hinauslaufen .«
    Nach dieser ziemlich
unlogischen Feststellung ließen wir das Thema fallen und kehrten zu den heißen
Problemen der »Hochzeit« zurück.

8
     
    Stets habe ich mich über Leute
lustig gemacht, die sich zu sehr mit materiellen Dingen beschäftigen. Nun muß
ich zu meiner Schande gestehen, daß ich viele nächtliche Stunden über die
Schwierigkeiten im Hinblick auf Tonys Hochzeit grübelte. Der Herbst war in den
Winter übergegangen; auf der Farm war anscheinend alles in Ordnung, so daß mich
wenig davon ablenkte. Ich überlegte abwechselnd: Wie kann ich eine große
Hochzeitsfeier ausrichten? Und: Wie könnte man die Feier kleiner gestalten?
Natürlich behielt ich das alles für mich, denn Tony sollte auf keinen Fall
erfahren, wie sehr mich die Angelegenheit umtrieb. Jeder kleinste Hinweis auf
meine Befürchtungen brachte Paul in Aufruhr. »Wir wollen die ganze Sache in Te
Rimu über die Bühne gehen lassen«, sagte er, »und die Party dort in der
Stadthalle abhalten. Da brauchst du weiter nichts zu tun, als eine

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