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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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daß David die gleiche Begabung für Pferde besaß. Sie hatten Kontakt
miteinander, um einen modernen Ausdruck zu gebrauchen.

13
     
    Der Besuch bei Davids Eltern
fiel besser aus, als ich zu hoffen gewagt hatte. Ich hatte den recht
unbekümmerten jungen Mann dazu veranlaßt, unser Kommen anzukündigen und eine
Zeit zu verabreden, wo sein Vater nicht beschäftigt war. Wir kamen zum Lunch
auf eine kurze Plauderstunde; der Arzt hatte bis zwei Uhr keinen Termin.
    Er gefiel mir sofort. Er war
ein großer, schlanker Mann mittleren Alters mit einem freundlichen Gesicht und
forschenden grauen Augen. Er hatte wohl viele schmerzliche Enttäuschungen an
seinem Sohn erlebt, aber er ließ sich das nicht anmerken. Er zeigte sich
vielmehr wohlwollend und interessierte sich sehr für die Idee der Ponyzucht.
»Die Sache gefällt mir, David«, sagte er dann. »Wenn dir dieses Leben zusagt,
könntest du dich später selbstständig machen. Wir würden das gern finanzieren .«
    »Ich möchte das lieber auf
eigene Faust machen«, erwiderte der undankbare junge Mann.
    »Es käme uns nicht so teuer wie
ein Medizinstudium .«
    »Stimmt, aber das hättet ihr gewollt; dieses jetzt ist mein Wunsch .«
    »Mag sein. Es ist eine neue
Idee, das gebe ich zu, ich glaube aber, sie gefällt mir. Jedenfalls ist es dein
Leben und deine Wahl .«
    »Und du wärest dann auch nicht
so weit weg«, sagte die besorgte Mutter, nach meiner Meinung etwas wehleidig.
»Wir könnten dich mal besuchen und deine Ponys anschauen .«
    Endlich fand er ein Lächeln für
sie. »Das ist prima«, sagte er zu meiner Erleichterung. Das ermutigte mich zu
der Mitteilung, daß Letty eines Tages einen Teilhaber aufnehmen möchte. Sie
könne so ihr Unternehmen vergrößern. Wenn sie und David gut miteinander
auskämen, könne das ein neuer Anfang sein.
    »Da könntest du mir Geld
pumpen, Vater«, meinte der unmögliche Bengel jetzt plötzlich. »Aber nur als
Darlehen und gegen Zinsen, wie es üblich ist.«
    Der Vater lächelte nur.
»Darüber können wir reden, wenn es soweit ist. Einstweilen wollten wir auf das
Gelingen dieses neuen Planes einen Sherry trinken, David .«
    Der Junge lächelte, doch dann
besann er sich. Er zuckte die Schultern. »Es ist halt eine Glückssache«, meinte
er. »Aber ich bedanke mich trotzdem .« Fast widerwillig
kam das heraus. Warum nur muß die Jugend immer so undankbar sein? Doch gleich
darauf fiel mir ein: Waren wir selbst denn wirklich dankbar gewesen? Ich mußte
zugeben, daß es im Grunde immer das gleiche war. Nur ist die moderne Jugend in
ihren Gefühlen so zurückhaltend. David war sicherlich dankbar, leider war er
nur peinlich bemüht, das nicht zu zeigen.
    Immerhin, für seine
Verhältnisse benahm er sich doch ganz anständig, und für seine Eltern war das
wohl recht tröstlich. In der Tiefe ihres Herzens mußten sie wohl ein wenig
enttäuscht sein über diese Berufswahl ihres Sohnes, der sich nach ihrer Meinung
vorzüglich für ein Medizinstudium geeignet hätte. Es überwog aber ein Gefühl
der Dankbarkeit darüber, daß er sich nun für einen bestimmten Weg entschlossen
hatte und nicht weiterhin planlos umherzog.
    Den Gedanken an Reisen hatte er
allerdings noch nicht aufgegeben. Beiläufig erzählte er: »Miß Norwood will mir ein Gehalt zahlen. Wenn ich genug
zusammengespart habe und nicht gerade Fohlzeit ist, muß ich ganz schnell meine
Weltreise machen, aber per Schiff und Flugzeug, nicht per Anhalter. Da seht
ihr, welchen Einfluß Tiri auf mich hatte. Als ich dorthin kam, dachte ich nicht
im entferntesten daran, irgendwo seßhaft zu werden,
und jetzt lege ich mich auf Jahre hinaus fest mit der Arbeit mit einem Rudel
Stuten, deren Kinder ich erziehen soll — das Wort >Dresseur< hasse ich.
Dressieren sollte man überhaupt nie .«
    »Sie können nicht behaupten,
daß wir viel getan haben, um Sie zu beeinflussen«, warf ich ein, denn ich mag
überhaupt nicht für die Entschlüsse junger Leute verantwortlich gemacht werden.
    »Unbewußt, das nehme ich zu
Ihren Gunsten an. Aber Sie haben doch einen zwar stillen, aber gefährlichen
Einfluß, Susan .«
    »Wieso? Ich habe kaum jemals
von Ihrer Zukunft gesprochen .«
    »Stimmt. Aber gerade Ihre
Zurückhaltung hat diesen Einfluß bewirkt«, erwiderte er ruhig. Ich wußte nicht
recht, was er meinte, und ging darum nicht weiter auf das Thema ein.
    Ich hatte bemerkt, wie sein
Vater etwas stutzte, als David mich so einfach mit dem Vornamen anredete;
deshalb sagte ich: »Wir nennen uns alle beim

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