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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zurückgeben.« Sein Lächeln war zweideutig, fast schon gierig. Sein Benehmen, die dauernde Nähe und die häufigen Berührungen stießen sie ab. Da sie daran gewöhnt war, dass sich Männer in sie verliebten, wusste sie genau, wie sie mit ihm umgehen musste.
    »Noch eine Galeere – genau vor uns!«, schrie der Ausguck und zeigte über das Bugspriet. Larissa sah nach Norden. Eine Felsnase ragte ins Meer. Noch während das südliche Schiff einen Bogen beschrieb, um ihr auszuweichen, tauchte eine leichte Galeere dahinter auf.
    »Sie werden uns einholen«, meinte Larissa.
    »Das denkt der Kapitän«, höhnte Goss. »Gleich siehst du, was ich mit der Überlegenheit unserer Schiffe meinte. Majestät sollte besser unter Deck gehen. Vielleicht schießen sie mit Pfeilen auf uns.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Man hat von meiner Flucht erfahren, daher werden sie nicht riskieren, mich zu töten. Sie haben Befehl, mich gefangen zu nehmen. Nein, ich denke, sie rammen und entern uns.«
    »Wie du meinst. Dann sieh zu. Es wird sicher amüsant.« Er stellte sich neben den Steuermann. Der Dreimaster segelte weiter und versuchte auch nicht auszuweichen, als wollte Goss gerammt werden.
    Die Galeere kam immer näher. Bei jedem Ruderschlag waren weitere Einzelheiten zu erkennen. Das Wasser schäumte über einen Rammsporn, der wie der Kopf eines Cabos aussah. Die Bronze war grün angelaufen und mit Algen bedeckt. Der Rumpf strahlte in bunten Farben und die Rüstungen und Waffen der Soldaten funkelten im Sonnenlicht. Der Kapitän stand im Bug, zeigte mit einer Lanze und erteilte dem Steuermann Befehle. Neben ihm stand ein Trompeter, der seine Anweisungen an den Rudermeister weitergab.
    Larissa stählte sich für den Aufprall, der in wenigen Augenblicken erfolgen würde. Goss sagte etwas zu seinem Steuermann und der Bug des Schiffes schwang nach steuerbord. Der Kapitän der Galeere brüllte einen Befehl, woraufhin sich der Rhythmus der Ruderschläge änderte.
    »Siehst du, wie schnell das Schiff auf das Steuer reagiert?«, meinte Goss. Seine Augen glühten, und zum ersten Mal begriff Larissa, wie grausam dieser Mann war. Bei seinem nächsten Befehl schwang das Schiff wieder zurück. Der Kapitän der Galeere glaubte, sein Ziel zu verfehlen; er ließ sein Boot längsseits drehen und das Tempo verlangsamen. Larissa dachte, die Schwimmender Vogel würde um das Heck der Galeere gleiten und sich davonmachen. Sie irrte sich.
    Das größere Schiff führte die Drehung nach steuerbord fort, bis das Bugspriet über dem Mittelpunkt der Galeere aufragte. Die Männer an Bord des kleineren Schiffes schrien und schleuderten ein paar Speere, als könnten sie das Unglück damit abwehren. Larissa klammerte sich an die Reling, bis ihre Fingerknöchel weiß hervortraten, und erwartete einen furchtbaren Zusammenstoß. Stattdessen hörte sie das ohrenbetäubende Splittern von Holz und lautes Plätschern. Der Dreimaster erbebte, wurde aber kaum langsamer. Holzplanken und zerbrochene Ruder flogen durch die Luft, als das Schiff die Galeere unter sich zermalmte.
    Larissa blickte entgeistert nach unten, als die Hälfte des feindlichen Schiffs an ihr vorüberglitt, säuberlich von der anderen Hälfte getrennt. In dem zerborstenen Rumpf erblickte sie schreiende Männer, viele schwer verletzt, die krampfhaft versuchten, sich aus dem Wrack zu befreien. Dann segelten sie weiter und ließen die zerstörte Galeere hinter sich zurück. Die Hälften füllten sich mit Wasser und sanken. Nur ein paar Köpfe und Planken trieben auf den Wellen.
    »Ein feines Manöver, nicht wahr?«, fragte Goss, der wieder neben ihr stand. Seine Männer hingen in der Takelage und jubelten aus voller Kehle.
    »Aber dein Schiff hat keinen Rammsporn!«, entgegnete Larissa, die völlig aus der Fassung geraten war.
    »Es braucht keinen. Derartige Kampftechniken haben wir schon vor vielen Jahren eingemottet. Eine Galeere muss ganz leicht gebaut sein, sonst ist sie unbeweglich. Bei schlechtem Wetter eilt sie in den Hafen und bleibt immer in Küstennähe. Ein Dreimaster wie die Schwimmender Vogel ist viel schwerer gebaut, um den Druck der Segel und des offenen Meeres auszuhalten.« Er klopfte mit Besitzerstolz auf die Reling. »Das Holz ist dick; der Kiel liegt tief im Wasser. Ein Dreimaster muss höher, breiter und tiefer sein als eine Nussschale von Galeere. Dieses Schiff ist doppelt so groß wie das deiner Feinde, verfügt aber mindestens über die dutzendfache Masse. Man muss sich ein wenig mit

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