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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Herz schlägt.« Dann war sie verschwunden.
    Diener halfen ihm in einen prächtigen Baderaum. Dampf stieg aus Becken mit unterschiedlich heißem Wasser. Man zog ihm die Kleider aus und er schritt die Stufen zu dem heißesten Becken hinab. Dann legte er die Waffen auf den Mosaikboden und lehnte sich zurück, während die Diener ihn sanft mit weichen Schwämmen abrieben.
    Während sie sein Haar sorgfältig wuschen, untersuchten mehrere Ärzte seine Wunden und äußerten großes Staunen über den schnellen Heilungsprozess. Sie meinten, Ansa wäre so zäh wie ein Langhals. Ein Barbier rasierte ihn gründlich, was nicht lange dauerte, da sein Vater einem bartlosen Volk entstammte. Nach einer Weile schickte er alle fort und lag im heißen Wasser. Jetzt gab es nichts mehr zu tun. Er hatte keinen Einfluss auf die kommenden Ereignisse. Das Gefühl war angenehm und er fragte sich, ob es einem Krieger ähnlich erging, wenn er nach dem Kampf auf dem Schlachtfeld lag und sein Lebensblut verströmte.
    Allmählich döste er ein und die Bilder der letzten Monate glitten durch seine Träume, als wären die Schranken der Zeit aufgehoben und Chaos ausgebrochen. Alles geschah unabhängig voneinander, kein Erlebnis war mit einem anderen verbunden. Er sah, wie Gasams Speer auf ihn zuschwebte und wie die Mezpaner mit ihren albernen, aber gefährlichen Waffen schossen. Er sah, wie die Piraten den Kaufleuten die Kehlen durchschnitten und sich selbst, wie er friedlich durch Shazads Gärten in Kasin ritt. Er galoppierte verzweifelt durch eine stürmische Nacht und hob goldene Ketten vom Boden auf. Dann lag er in einem heißen Bad und jemand lehnte im Türrahmen. Ansas Hand glitt zum Schwertgriff.
    »Du verfügst ohne Hemmungen über die Räume der Königin, Gasam. Ich wette, du verfügst auch noch über andere Dinge.«
    »Richte nicht über die Lebensweise von Königen und Königinnen, Kind. Wir sind nicht wie gewöhnliche Menschen.« Er lehnte am Türpfosten, die Arme vor der Brust verschränkt, den Kopf leicht gesenkt, die Beine lässig gekreuzt. Wie eine Riesenschlange löste er sich aus dieser Haltung und betrat den Raum, ohne sich von der Waffe beeindrucken zu lassen. Er grinste, als er die lange Narbe sah, die sich wie eine Schärpe über Ansas Körper zog. »Wir haben einander Ehrenmale zugefügt.« Seine Finger berührten die eigene Narbe. »Das ist nur recht, denn dein Vater und ich sind Brüder.«
    »Ziehbrüder als Kinder«, verbesserte ihn Ansa. »Brüder einer Kriegerbruderschaft. Aber keine richtigen Brüder.«
    Gasam hockte sich neben dem Becken nieder. Er bewegte sich so geschmeidig, als wollte er dem Verletzten seine Kraft beweisen. »Hael und ich sind durch mehr verbunden als Blutsverwandtschaft. So haben wir etwa den gleichen Geschmack, was Frauen betrifft.«
    Ansa zuckte die Achseln. »Das ist wenig Gemeinsames.«
    »Dann ist da noch unsere Herrschaft über andere Menschen. Ich vertrieb ihn von den Inseln, ehe er sich seiner Macht bewusst wurde. Damals war er noch ein Knabe und jünger, als du es jetzt bist.«
    »Ich kenne die Geschichte. Du hast ihn in eine Falle gelockt und dazu gebracht, ein heiliges Tier zu töten. Sein Mut und seine Geschicklichkeit rissen ihn ins Unglück.«
    Gasam nickte lächelnd. »Das stimmt.«
    »Er wurde verstoßen, als er deiner Frau das Leben rettete. Er tötete einen riesigen Langhals, eine Tat, die kein Shasinn jemals schaffte. Du hast die Gelegenheit ergriffen, um ihn loszuwerden. Kennt ihr eigentlich weder Scham noch Ehre, du und Larissa?«
    »Nein, die kennen wir nicht«, versicherte ihm Gasam lachend. »Beides überlassen wir Narren und minderwertigen Menschen, die andere brauchen und sich nur sicher fühlen, wenn man eine gute Meinung von ihnen hat.« Er sah auf und starrte an die Mosaikwand, als sehe er in die Ferne.
    »Wir waren Kinder: Hael, Larissa und ich. Sie war die Tochter des Häuptlings, ich war der Sohn eines einfachen Kriegers. Hael war nichts, nur ein Waisenkind. Elternlose Kinder wurden vom Stamm verachtet. Meine Familie nahm ihn auf, weil die Sitten es so verlangten. Er wollte nie ein Krieger sein, sondern ein Geistersprecher. Waisen durften aber nicht Geistersprecher werden und so trat er der Kriegerbruderschaft bei, als er alt genug war. Larissa konnte zwischen zwei Brüdern wählen und sie wählte den besseren. Sie wählte mich. Sie wusste, dass wir füreinander bestimmt waren. Ich bin der zukünftige Weltherrscher und im Vergleich zu mir ist Hael nichts wert. Jetzt

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