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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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weiß das auch Shazad.«
    Ansa war völlig entspannt und wunderte sich, dass er keine Angst hatte.
    »Wo ist Harakh?«
    »Bei der Flotte, wie es seine Pflicht erfordert.« Er lachte glucksend. »Nein, er kann mich nicht zum Duell im Dornenkreis fordern oder was auch immer die Nevaner in solchen Fällen tun. Er ist nur der Prinzgemahl und das ist weniger als ein König oder auch ein Prinz. Eine regierende Königin kann ihren Gemahl fortschicken und sich einen neuen nehmen, wenn er keine Kinder zeugt. Das ist ganz gebräuchlich, und bisher haben die beiden noch keine Gören für den Thron hervorgebracht.
    Das ist wirklich ein Problem für sie. Der Adel weiß, dass sie nicht ewig lebt, und sie hat keinen Erben. In einem Reich wie Neva wetzen die vornehmen Familien die Messer. Wenn sie stirbt, entbrennt der Kampf um den Thron. Einige werden versuchen, sie vorher umzubringen. Für eine Königin in dieser Lage ist es von unschätzbarem Wert, einen großen Krieger an ihrer Seite zu haben.«
    »Sie hat meinen Vater, der ihr immer ein guter Freund war«, entgegnete Ansa.
    »Ach, Hael liegt doch im Sterben. Ich erholte mich, aber er schwebt zwischen Leben und Tod. Falls er noch nicht gestorben ist, wird es nicht mehr lange dauern. Shazad ist vernünftig. Ein toter Verbündeter ist gar kein Verbündeter. Hael liegt in der Schlucht. Ich bin hier. Haels Krieger sind über die ganze Steppe verstreut und sehen ihn vielleicht nicht mehr als ihren König an. Meine Krieger befinden sich in Shazads Königreich und sind mir treu ergeben.«
    Er sah auf Ansa herab, die Augen halb geschlossen, die Lippen kälter als Stahl. »Sage mir eines, Junge: Wer von uns ist die bessere Wahl für eine Königin, die mit dem Hintern auf einem wackligen Thron sitzt?«
    »Was wird Larissa von der ganzen Sache halten?«, fragte Ansa und hoffte, den überheblichen Mann ein wenig zu verletzen.
    »Ich sagte es dir bereits: Richte nicht über die Lebensweise von Herrschern, denn sie sind anders als gewöhnliches Volk. Wenn ich Larissa wiederhabe, wird auch sie es als einen guten Weg ansehen, unseren Zugriff auf das Festland zu festigen.« Er stand mit einer geschmeidigen Bewegung auf. Ansa bemerkte, dass seine Gelenke nicht knackten. Gasam ging zur Tür, drehte sich aber um, als Ansa sprach.
    »Gasam, sind Larissa und du überhaupt Menschen?«
    Gasam grinste vergnügt und schüttelte den Kopf. »O nein. Wir sind etwas viel besseres.« Dann verschwand er.
     
    »Galeere steuerbord!«, brüllte der Ausguck. Larissa trat an die Reling und erblickte ein langes schmales Schiff. Die Ruder glänzten in der Sonne und bewegten sich rhythmisch auf und ab. Sie fand, dass sie wie die Flügel eines wunderschönen Insekts aussahen. Graf Goss gesellte sich zu ihr.
    »Glaubst du, es holt uns ein?«, fragte sie.
    »Nein, wir haben den Wind im Rücken. Sie können gar nicht schnell genug rudern, um uns einzuholen.
    Selbst wenn sie es könnten, hätten sie keine Chance gegen uns.«
    Ihr gefiel sein Selbstbewusstsein, obwohl sie ihn als Mann verachtete. »Es ist ein immerhin Kriegsschiff.«
    Er lächelte überlegen. »Diese Nevaner mit ihren Rudergaleeren, groben Masten und einfachen Segeln! Wir kennen Geheimnisse der Seefahrt, von denen sie nichts ahnen. Wir sind allen überlegen, die über das Meer segeln.«
    Warte, bis du den Mezpanern begegnest, dachte sie. Larissa beobachtete die feindliche Galeere, die sich große Mühe gab, sie einzuholen. Sie stellte sich das Dröhnen der Trommeln vor, die schwitzenden Ruderer und den Kampf von Holz gegen Wasser. Ein anregendes Bild. Sie hatte immer gern an Deck gesessen und den Ruderern zugesehen. Im Gegensatz zu Shazads Leuten waren ihre Ruderer natürlich Sklaven gewesen.
    Larissa trug nur ein dünnes Tuch, das im Wind flatterte. Die Ketten waren verschwunden, aber die Ringe um den Hals, die Handgelenke und Knöchel waren noch vorhanden. Goss hatte angeboten, sie zu entfernen, aber sie hatte abgelehnt. Es war eine interessante Erfahrung gewesen, als Gefangene in Ketten zu liegen. Shazads eisige Höflichkeit und die Forderung, dass man sie mit königlicher Hochachtung behandelte, hatte sie enttäuscht. Sie hätte gerne ein paar leichte Misshandlungen ertragen. Der Junge hätte ihr liebend gerne Schlimmeres zugefügt, aber er war viel zu krank gewesen. Wir hätten ihn töten sollen, dachte sie und bedauerte die verschenkte Gelegenheit.
    »Du bist hier in Sicherheit«, verkündete Goss. »Ich werde dich deinem Mann unversehrt

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