Fremde Schiffe
erstaunlicher Regelmäßigkeit. Flottenadmiral Elkon gesellte sich zu Ansa, der im Bug des Schiffes stand.
»Ist das nicht wundervoll?«, fragte er. »Kein Anblick der Welt kann sich mit dem einer Flotte messen, die sich auf den Krieg vorbereitet.« Er hatte den Blick eines Mannes, der eine geliebte Frau bewundert.
»Ich habe so etwas noch nie gesehen«, gab Ansa zu. »Ich war nur einmal kurz in Kasin, aber wir bereiteten damals einen Feldzug vor. Der Anblick ist wirklich eindrucksvoll.«
»Sobald wir vor Anker liegen, gehe ich an Land. Wenn du dein Bündel gepackt hast, laden es die Matrosen in mein Boot. An Land melde ich mich sofort bei der Königin. Begleite mich und dann werden wir sehen, ob du der bist, für den du dich ausgibst.«
Die Zerschmetterer nebst der kleineren Begleitschiffe bildeten nur einen winzigen Teil der bereits versammelten Flotte. Ansa erblickte gewaltige Trieren, schnelle Schaluppen, die für Späherdienste und den Austausch von Nachrichten gebraucht wurden, sowie unzählige Frachter, auf denen man Vorräte und Fußtruppen beförderte, denen die lange blutige Arbeit der Eroberung oblag. Helle Segel und bunte Flaggen waren wie Farbtupfer in einer Szenerie, über der die Aura des grausamen Kriegshandwerks lag.
Entlang der Docks gab es keinen freien Platz und so wurde die Zerschmetterer bis zu der langen Kaimauer gerudert, an der mehr als hundert Schiffe ruhten. Die Matrosen ließen das Boot des Admirals zu Wasser und Ansa sprang nicht weniger geschickt als die Seeleute hinein. Er war deutlich geschickter als Elkon, den seine schwere Prachtuniform behinderte. Mit knarrenden Rudern glitten sie auf die Docks zu.
»Wir haben Glück«, erklärte Elkon. »Heute stattet Königin Shazad der Flotte einen Besuch ab.« Er deutete auf einen Baldachin, unter dem eine farbenfroh gewandete Gruppe stand und die Vorgänge im Hafen beobachtete. Das Licht der Morgensonne spiegelte sich auf den Bronzehelmen und ließ die bunten Kleider der Damen und die Uniformen der Sklaven aufleuchten.
Das Boot legte an einem überfüllten Dock an und Elkon eilte die Stufen empor, gefolgt von Ansa. Im allgemeinen Gewühl wurde nicht einmal der ungewöhnliche Anblick eines Steppenkriegers bemerkt. Außer den herumeilenden Arbeitern und Matrosen standen Schaulustige in großen und kleinen Gruppen herum, gaben zu allem Kommentare ab und sparten auch nicht mit Kritik.
Am Fuße des Podests, der von dem purpurnen Baldachin beschattet wurde, kniete Elkon nieder. Dann erhob er sich und erklomm die Stufen, um gleich darauf zu Füßen der Monarchin auf die Knie zu sinken.
Ansa, der sich einen Schritt hinter ihm hielt, folgte seinem Beispiel. Ein Mann beugte sich vor und flüsterte der Königin etwas zu.
»Willkommen daheim, Admiral Elkon«, sagte Shazad. Ansa nahm an, der Diener hatte ihr den Namen des Offiziers mitgeteilt. Nicht einmal eine Königin konnte sich an die Namen aller Offiziere erinnern.
»Langes Leben und einen glorreichen Sieg, Majestät!«, rief Elkon. Dann reichte er der Herrscherin ein hölzernes Kästchen. »Ich überreiche dir die Urkunden der eroberten Hafenstädte des Südens, die jetzt wieder zum Reich Ihrer Majestät gehören!«
Unter dem Beifall und Jubel der Umstehenden nahm Shazad die Schatulle entgegen. »Ich danke dir, Admiral. Heute Nachmittag werde ich mir bei der Versammlung deinen vollständigen Bericht anhören.« Ihr Blick fiel auf Ansa. »Ich sehe, du hast Besuch mitgebracht.«
»Der junge Mann stieß auf den Rauchinseln zu uns, meine Königin. Er behauptet …«
Sie brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. »Ich kenne ihn. Prinz … äh … Kairn, nicht wahr?«
»Ansa, Majestät. Ich bin Kairn älterer Bruder.«
»Vergib mir. Du warst nur kurze Zeit hier und es ging damals ziemlich turbulent zu. Wir hatten keine Zeit, uns kennen zu lernen. Das werden wir nachholen. Setz dich zu mir.« Sie wandte sich an einen Diener. »Bringe einen Stuhl für den Sohn meines guten Freundes König Hael.«
Eine schöne, aber besorgt aussehende Frau erhob sich. »Gib dem Prinzen meinen Stuhl, Majestät. Ich fürchte, ich muss zum Palast zurück.«
Shazad wirkte beunruhigt. »Bist du krank?«
»Ich befürchte es, Majestät.« Es kam ganz plötzlich. »Mir wird schwarz vor Augen.« Die Frau war kreidebleich geworden.
Shazad klatschte in die Hände. »Eine Kutsche für Lady Penduma! Schickt Boten voraus! Der Arzt soll sich sofort in ihren Gemächern einfinden!« Augenblicklich herrschte rege
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