Fremde Schiffe
wieder im Sattel zu sitzen, war unbeschreiblich.
Schließlich ging er zum Palast zurück und spürte zum ersten Mal seit Jahren, dass er wund vom Reiten war. Aus alter Gewohnheit machte er sich in seinen Gemächern daran, die Waffen zu säubern und zu überprüfen. Während er noch damit beschäftigt war, erschien ein Diener und teilte ihm mit, die Königin erwarte ihn. Er folgte dem Mann in einen kleinen Salon, dessen Türen auf eine Terrasse hinausführten. Shazad saß an einem kleinen Tisch und bedeutete ihm, neben ihr Platz zu nehmen.
»Prinz Ansa, es ist mir ein Vergnügen, dich zu sehen.« Sie reichte ihm die Hand.
»Majestät, ich bin nicht an diese Anrede gewöhnt. Bitte nenne mich Ansa.«
»Nur, wenn wir allein sind. Wenn du nicht zu deinen Vorrechten stehst, zollen dir die Leute nicht den gebührenden Respekt. Sie stürzen sich auf jede persönliche Schwäche.«
»Das werde ich mir merken.«
»Gut. Ich wünschte, ich könnte dir unendlich viel Zeit widmen und dich so unterhalten, wie es sich gehört. Leider geht das nicht. Es sind noch viele Vorbereitungen zu treffen und ich muss überall gleichzeitig sein. Du sagtest, du bist aus wichtigem Grund gekommen.«
»Das stimmt. Nach dem Feldzug wurde Gasam zermalmt. Obwohl mein Vater eine schreckliche Verletzung erlitt, hielten wir unseren Sieg für vollkommen. Wir irrten uns.«
»Ich weiß«, sagte sie nachdenklich. »Aber vielleicht sprechen wir von verschiedenen Dingen. Wie sieht es im Südosten aus?«
»Schlecht. Unsere Armee ist gezwungen, in die Heimat zu ziehen.«
Sie sah ihn lange an und seufzte enttäuscht. »Berichte mir davon.«
Ansa erzählte ihr von dem langen vergeblichen Widerstand gegen die mezpanischen Eroberer. Er berichtete von der riesigen, ameisenähnlichen Armee, ihrer Beherrschung der neuen Feuerwaffen und der Furcht der Steppenkrieger, dass sie eine Invasion ihrer Heimat planten.
»Wir hatten keine Wahl«, sagte er zum Schluss. »Unsere Armee besteht nur aus Berittenen und es gab im ganzen Land kein Gras mehr. Wir konnten nicht länger durchhalten. Die Mezpaner gehen zu Fuß und transportieren ihre Vorräte in Wagen. Sie haben keine Rüstungen, nur sehr leichte Waffen und gehen fast so schnell wie Gasams Leute. Sie sind zu klug, sich uns auf freiem Feld zu stellen, wo wir sie umzingeln würden.«
»Das hört sich unangenehm an.«
»Unangenehm! Es ist tödlich! Die Mezpaner werden ein Land nach dem anderen vernichten. Es sind keine prahlerischen Eroberer wie Gasam. Mezpa ist ein riesiger Drache, der alles, was in seinem Weg liegt, langsam und bedächtig verschlingt.« Ihre Miene behagte ihm nicht und so bemühte er sich um einen lässigeren Tonfall.
»Ich habe deine mächtige Flotte gesehen. Wir Steppenbewohner sind die Meister der berittenen Schlacht. Gemeinsam mit deiner Infanterie und deinen Kriegsschiffen werden wir die Mezpaner vernichten, wie wir Gasam vernichteten.«
Sie schwieg lange Zeit. Ansa hielt das für ein schlechtes Zeichen.
»Ich verstehe deine Aufregung«, sagte sie endlich, »und stimme dir zu, dass wir uns bald überlegen sollten, was wir gegen die Mezpaner unternehmen. Aber in den nächsten Wochen werde ich meine Truppen an einen anderen Ort schicken.«
»Willst du etwa Chiwa besetzen?« Im Geiste sah Ansa die Landkarte vor sich. »Das wäre kein schlechter Zug. Dann könntest du die Gebirgspässe blockieren, die nach Sono und Gran führen, ehe Mezpa sie erobert. Aber ich denke, ein gemeinsamer Angriff …«
»Nein!«, entgegnete Shazad. »Es tut mir leid, aber meine Pläne stehen fest. Die Flotte wird die Sturminseln angreifen. Ich will Gasam und Larissa vernichten und die Welt von dieser Bedrohung befreien.«
Er war verblüfft. »Aber … aber sie sind bereits vernichtet! Ich sah, wie der Speer meines Vaters Gasams Leib durchbohrte. Larissa ist ein Ungeheuer – ich kenne sie persönlich –, aber sie kann die Insulaner nicht allein anführen. Die Inseln werden euch viele Jahre nicht bedrohen, wenn überhaupt jemals. Aber Mezpa …«
»Nein. Meine Entscheidung ist endgültig. Ich muss sie vernichten. Wenn das geschehen ist, werden wir über ein Bündnis sprechen. Ich sehe die Gefahr, aber begreifst du denn nicht, dass sie in weiter Ferne liegt? Mein Volk wird keinen Krieg in einem fernen Land gegen einen Feind zulassen, von dem sie kaum jemals etwas hörten. Ich müsste mich einem Bürgerkrieg stellen!«
»Früher waren auch die Insulaner eine ferne Gefahr«, erinnerte er sie.
»Das weiß ich
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