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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Ilas wurde unruhig. Er hatte unverblümt gesprochen. In einer solchen Stimmung nahm die Barbarin keine Rücksicht darauf, wer neben ihr stand.
    »Nur ein ganz kleines«, sagte er besänftigend. »Die Mannschaft befand sich in sehr schlechtem Zustand.«
    Larissa knurrte vernehmlich und weder die Winzigkeit des Bootes noch das schlechte Befinden der Matrosen schien sie zu trösten. »Was haben sie erzählt?«, fragte sie und rang nach Beherrschung.
    »Nichts, was man in der Stadt erfuhr, ehe ich aufbrach. Ich sah, wie Schiffsbauer und Ingenieure an Bord gingen und Zeichnungen aller Einzelheiten anfertigten. Ob die Besatzung überhaupt in der Lage war, irgendetwas zu erzählen, weiß ich nicht.«
    Larissa drehte sich um und sah ihn durchdringend an. Sie musterte ihn vom Kopf bis zu den Zehen und ihr eisiger Blick ging ihm unter die Haut. Ilas war ein furchtloser Mann, aber nun rutschte ihm das Herz in die Hose. Die umstehenden Krieger schienen die Stimmung ihrer Königin zu spüren, nahmen Haltung an und beobachteten den Piraten aus zusammengekniffenen Augen.
    Irgendetwas schien Larissa zu beruhigen und sie entspannte sich ein wenig. Sofort nahmen die Leibwächter wieder lässige Haltung an.
    »Komm mit«, sagte sie. Er hütete sich, Einwände zu erheben und gehorchte.
    Sie kehrte nicht zum Palast zurück, sondern wanderte am Ufer entlang. Der Strand war an dieser Stelle sehr breit und wie ein Halbmond geformt. Hier und dort standen kleine Schuppen, in denen Kanus und Ruder gelagert wurden. Andere Hütten dienten den Kriegern als Schlafstätte und Schutz vor Unwettern.
    Auf einem etwas höher gelegenen Punkt sah er ein Reetdach, das von kunstvoll verzierten Säulen aus poliertem Flammenholz getragen wurde. Darunter standen Möbel – Stühle, Liegen und Tische –, die von höchster Handwerkskunst zeugten. Sie stammten eindeutig nicht von den Inseln. Während sie auf den Pavillon zugingen, eilte eine Gruppe Sklavinnen an ihnen vorüber. Vom schnellen Laufen atemlos, staubten sie die Möbel ab, legten Kissen und Decken aus, füllten Becher mit Wein und versahen sich mit riesigen Fächern. Anmutig sank die Königin auf eine Liege.
    »Ich liebe diesen Ort. Nachmittags genieße ich hier den kühlen Seewind. Hinsetzen!« Sie erteilte den Befehl mit einer Miene, als hätte sie eine liebenswürdige Bitte ausgesprochen. Mit gekreuzten Beinen ließ er sich auf einem Hocker aus duftendem Leder nieder. Ilas hätte einen Stuhl vorgezogen, aber es rief Missbilligung hervor, wenn man sich auf einen höheren Platz setzte als eine ranghöhere Person. Er nahm den Becher mit Wein entgegen und wartete, bis die Königin an ihrem Getränk nippte, ehe er selbst einen Schluck probierte. Wie erwartet, handelte es sich um einen Wein von höchster Qualität.
    »Du bist mit dem Hofzeremoniell vertraut, wie ich sehe. Das ist für einen Piraten recht ungewöhnlich.«
    Es beunruhigte ihn, dass ihn Larissa so leicht durchschaute. Er nahm sich vor, so wenig wie möglich von der Wahrheit abzuweichen.
    »Viele Menschen von guter Herkunft werden durch Unglück oder Verrat in Abgründe gestürzt. Was soll ein Edelmann mit Charakter tun? Mit den Händen arbeiten? Undenkbar! Das Soldatenleben ist ehrenhaft, aber ohne die Unterstützung von höchster Stelle bekommt man kein Kommando und ich müsste als einfacher Soldat oder bestenfalls als Kavallerist dienen und den Befehlen anderer gehorchen. Da ziehe ich es vor, mein Glück auf dem Meer zu suchen. Plündern ist ehrbar. Meine Leute sind Abschaum, aber lieber kommandiere ich Abschaum, als einem einfachen Offizier zu gehorchen.«
    Sie lachte und es klang ehrlich vergnügt. »Wie angenehm, offen ausgesprochene Gedanken zu hören. Ich kenne die Annehmlichkeiten der Macht und habe nichts für falsche oder echte Bescheidenheit übrig. Am liebsten würde ich deiner Bitte entsprechen und dir eine Flotte zur Verfügung stellen, aber ich habe viele Kapitäne und sie würden aufbegehren, wenn ich einen völlig Fremden ernenne.«
    »Wenn es die Männer sind, die für dich in den Krieg ziehen und Überfälle durchführen, gibt es keinen Grund für Unmut. Nur wenige möchten den Beruf des Sklavenhändlers ausüben. Meine Mannschaften müssten nicht aus deinen Leuten bestehen.«
    Sie nickte abwesend. »Darüber werde ich nachdenken. Sage mir …« – ihre Gedanken schweiften in eine andere Richtung – »… ob in Neva alles ruhig ist. Oder schlägt Königin Shazad auf die Kriegstrommeln?«
    »Seit Monaten herrscht Ruhe

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