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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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noch sehr gut. Erst Gasams Angriff riss uns aus dem Schlaf. Ich sah, wie mein Vater in zwei großen Schlachten gedemütigt wurde. Manchmal muss das sein, um die Menschen wach zu rütteln. Aber bisher geht noch keine erkennbare Bedrohung von Mezpa aus.«
    »Ich werde nicht aufhören, dir immer wieder davon zu erzählen.«
    Sie lächelte unmerklich. »Das habe ich auch nicht anders erwartet. Da ist noch etwas. Hast du die seltsamen Schiffe im Hafen bemerkt?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich sah mehr Schiffe als je zuvor. Ich bin kein Seemann. Für mich sehen alle seltsam aus.«
    »Dann höre gut zu.« Sie erzählte ihm von der Ankunft des beschädigten Schiffes und von anderen, welche die Küstenwache in den Hafen geschleppt hatte. Insgesamt handelte es sich um fünf fremde Schiffe.
    »Wir wissen nicht, was das zu bedeuten hat, aber der Hauptteil der Flotte fehlt noch. Meine Admirale sagen, dass die Winde sie vielleicht bis zu den Sturminseln getrieben haben.«
    »Aber sie stammen aus einem unbekannten Land. Eines, das in weiter Ferne liegt. Wie können sie hier von Bedeutung sein?«
    Ihr Blick schien in die Ferne zu schweifen. »Das weiß ich nicht. Aber vor vielen Jahren traten zwei Männer in mein Leben. Der eine war dein Vater. Der andere war Gasam. Zwei Niemande, Wilde von einer fernen Insel. Die beiden stellten die ganze Welt auf den Kopf, die seit Jahrhunderten unverändert war. Nie wieder werde ich die Gefahr unterschätzen, die von Menschen ausgeht, die auf kleinen Inseln leben.«
    Gegen Abend saß Shazad in ihrem Arbeitszimmer und diktierte Briefe, als der Leiter der medizinischen Akademie um eine Audienz bat. Sie empfing ihn sofort und seine Miene flößte ihr einen gehörigen Schrecken ein. Er war ein ausgesprochen beleibter alter Mann mit strähnigen grauen Haaren, der ein schwarzes Gewand und einen flachen schwarzen Hut trug.
    »Wie gütig, dass mich Majestät gleich empfangen.« Keuchend ließ er sich auf einen angebotenen Stuhl sinken. »Ich versichere dir, dass ich dich nicht stören würde, wenn mich nicht dringende Gründe dazu zwängen.«
    »Ich weiß«, sagte sie ungeduldig. »Was gibt es?«
    »Majestät, eine unbekannte Krankheit ist ausgebrochen.«
    Sie erschrak. »Eine Seuche?«
    Er nickte gewichtig. »Ich befürchte es. Es begann vor wenigen Tagen in unmittelbarer Nachbarschaft der Docks. Menschen klagten über Schwindelgefühle, Sinnestrübung und manchmal über Hautverfärbungen und ähnliches. Ein paar von ihnen sind bereits gestorben und viele werden ihnen folgen. Ich fürchte, das ist erst der Anfang. Meine Königin, du hast dich in letzter Zeit häufig mit deinem Gefolge im Hafen aufgehalten.«
    »Penduma«, flüsterte Shazad und erbleichte.
    »Majestät?«
    »Meine erste Hofdame, Lady Penduma. Heute Morgen wurde sie krank und musste zum Palast zurückkehren.«
    »Ich möchte sie sofort untersuchen.« Er erhob sich mühselig.
    »Folge mir.« Sie führte ihn zu den ganz in der Nähe gelegenen Gemächern. Beim Anblick der Königin, die unangemeldet ins Zimmer stürmte, fielen die Sklavinnen rasch auf die Knie. Shazad sah, dass sie weinten, und dieser Anblick verstärkte ihre Besorgnis. Sie eilte ins Schlafgemach und stöhnte entsetzt auf, als sie die Gestalt im Bett erblickte.
    Noch heute Morgen war Penduma eine schöne, füllige Frau gewesen. Jetzt sah sie wie ein mit Haut überzogenes Skelett aus. Die vollen Wangen waren verschwunden; die Knochen standen spitz hervor. Die großen Augen quollen förmlich aus dem Kopf. Das Weiße darin hatte sich gelb verfärbt und sie sah eindeutig nichts mehr. Das glänzende Haar lag wie vertrocknetes Stroh auf den Kissen. Riesige rote Flecken bedeckten die Arme.
    Der Medikus, der neben dem Bett saß, sprang auf. »Komm nicht näher! Entferne dich, meine Königin! So eine Krankheit habe ich noch nie erlebt.«
    »Ich schon«, grunzte Shazads Begleiter. »Es ist die Hafenkrankheit.«
    Mit einem letzten entsetzten Blick wirbelte Shazad herum und verließ den Raum. Sie zwang sich zum Gehen, wäre aber gerne gerannt. Der Leiter der Akademie folgte ihr.
    »Majestät, es schmerzt mich, es zu sagen, aber du musst alle Dienerinnen, die Lady Penduma pflegten, töten und verbrennen lassen. Vielleicht kann man die Krankheit im Palast in Grenzen halten.«
    »Den Arzt ebenfalls?«
    Er seufzte. »Ja, ihn auch.«
    Sie sah ihn an. »Werter Meister, dafür ist es zu spät. Noch heute Morgen frisierte mich Penduma und brachte mir das Frühstück. Wenn die Krankheit im Palast

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