Fremde Schiffe
Ilas von Nar, dessen Besatzung zur Hälfte dezimiert war, beobachtete sie niedergeschlagen von der Küste aus.
Die Paddel fuhren mit atemberaubender Geschwindigkeit auf und ab und brachten das Wasser zum Schäumen. Singend standen die jungen Krieger im Boot und paddelten mit aller Kraft ihrer muskulösen Arme. Die älteren Krieger, die zwischen ihnen standen, schüttelten Waffen und Schilde im Takt des Lieds. Das Sonnenlicht spiegelte sich auf den Waffen und ließ die bunten Federn und die grelle Bemalung aufleuchten. Wunderbare Felle von Inseltieren unterstrichen die barbarische Schönheit dieses Bildes, das auch das Blut der abgebrühtesten Veteranen in Wallung brachte.
Larissa sehnte sich nach der Zeit, als die Flotte zurückkehrte, an jedem Kanu die Köpfe der besiegten Feinde hingen und sich reiche Beute an Bord stapelte. Jene guten Tage würden zurückkehren, gelobte sie innerlich. Vielleicht war heute der Tag, der ihnen das alte Glück zurückbrachte. Mit einem letzten Schrei wurden die Kanus an Land gepaddelt. Die gesamte Flotte legte fast gleichzeitig an. Pendu sprang an Land und seine Krieger folgten ihm eilends. Sie stießen ihren Kriegsschrei aus, der auch die tapfersten Feinde erbleichen ließ, fuchtelten mit den Waffen und stürmten die Düne empor, auf der die Königin wartete. Mit einem erneuten Schrei fielen sie gleichzeitig auf die Knie und stießen die Speere und die schwarzen Schilde in den Boden.
Pendus Stirn berührte beinahe Larissas Zehen. »Meine Königin!«, brüllte er. »Die Inseln sind zur Ordnung gerufen worden! Deine treuen Krieger erwarten den Befehl ihres Königs, um auszuziehen und alle Feinde zu vernichten!«
Sie beugte sich vor und legte die Hand auf das goldene Haar, das von ein paar grauen Strähnen durchzogen wurde. »Steh auf, General. Ihr dürft euch alle erheben. Seid euch des Danks eures Königs und eurer Königin gewiss. Haltet euch bereit. Bald kehren wir zum Festland zurück!«
Die Männer erhoben sich unter donnerndem Jubelgeschrei, machten kehrt und wanderten zu ihrem Lager hinüber. Pendu trat neben Larissa und sie unterhielten sich leise.
»Wie ist es dir ergangen?«, fragte sie.
»Sehr gut. Es gab keine ernstliche Rebellion, nur ein wenig Unruhe und die üblichen alten Stammesfehden. Wir machten ihnen ein Ende, töteten ein paar Unruhestifter und sorgten für Ordnung. Es war eine gute Übung für die Männer, damit sie nicht einrosten, und ein leichter Beginn für die jüngsten Krieger.«
»Wunderbar. Hast du Krankheiten auf den anderen Inseln bemerkt?«
Er sah sie besorgt an. »Hier etwa auch? Ja. Als wir die südlichsten Inseln säuberten, hörten wir von einer Krankheit. Je weiter wir nach Norden kamen, umso häufiger erzählte man davon. Hat sie etwas mit den Fremden zu tun? Haben sie eine Seuche eingeschleppt?«
»Ich vermute es. Sage mir eines: Sind irgendwelche eingeborenen Insulaner befallen?«
»Nur die Gullah auf der südlichsten Insel und das sind bloß Halbblutinsulaner.« Die Gullah waren der am wenigsten angesehene Inselstamm, dem nie gestattet wurde, an großen Feldzügen und Invasionen teilzunehmen. Sie wurden als Besatzungstruppen eingesetzt, da ihr Blut mit dem der Festlandbewohner vermischt war.
»Ansonsten sind nur die Sklaven erkrankt?«
»Ja, meine Königin. Ist es hier genauso?«
»Jawohl. Die Sklaven sterben wie die Fliegen. Die Fremden aus dem Süden sind gesund. Aber keinem einzigen Shasinn geht es schlecht und auch die übrigen Stämme scheinen immun zu sein.«
»Seuchen sind etwas Seltsames. Aber andere Rassen sind einfach schwächer als wir.«
»So ist es, doch das kann sich zu einem großen Vorteil auswirken. Hast du den traurigen Seemann am Ufer bemerkt? Der hübsche kleine Kutter gehört ihm.«
»Ich sah ihn.«
»Er ist bloß ein Pirat und vielleicht ein Spion Shazads, aber das ist egal. Die Hälfte seiner Mannschaft ist krank, aber ich habe Verwendung für ihn. Schick einen Mann zu ihm, er soll mich in einer Stunde aufsuchen. Ich habe einen Auftrag für sein schnelles Schiff und er hat noch genügend Männer, um in See zu stechen.«
»Zu Befehl, Majestät. Wie geht es dem König?«
Sie lächelte. »Besser denn je. Endlich heilt die Wunde und er kann ein wenig lauter sprechen. Er lacht sogar, wenn ich ihm verspreche, ihm das Blut seiner Feinde zu trinken zu geben.«
Pendu grinste breit. »Ausgezeichnet! Was meinst du, wird er uns bald wieder anführen?«
»Das wird er«, sagte sie voller Überzeugung. »Die Zeit
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