Fremde Schiffe
Krieg hineingezogen zu werden.«
»Nach deinen Gesetzen vielleicht«, sagte sie zornig.
Er zuckte die Achseln. »Welchen Gesetzen sollte ich sonst folgen? Sei vernünftig, Königin Larissa. Möchtest du lieber auf einem nevanischen Frachter oder Kriegsschiff reisen? Sie sind weniger geräumig und bequem als meines und angefüllt mit deinen Feinden. Keiner deiner Wächter wagt es, dich zu behelligen, solange du an Bord meines Schiffes weilst.«
»Wir reden lieber nicht davon, dass du Shazad als die Gewinnerin des Krieges betrachtest.«
»Du musst zugeben, dass deine Invasion ein schlechtes Ende nahm.«
Sie errötete. »Pech. Meine Gefangennahme war ein dummer Zufall.«
»Ich hörte, man hat euch schon früher vom Festland vertrieben.«
»Alle Herrscher erleiden gelegentliche Rückschläge«, sagte sie und schäumte vor Wut, weil sie sich ihm gegenüber schwach zeigte.
»Aber ich hörte nie von Eroberern, die einmal verlorene Gebiete wieder errangen.«
»Vielleicht waren das gewöhnliche Eroberer, aber Gasam ist ein ungewöhnlicher Mann.«
»Sollte er das Verlorene zurückgewinnen und dich an seine Seite holen, wird meine Königin mit ihm verhandeln. Dabei geht es um staatliche Angelegenheiten, die nicht von dem berührt werden, was ich jetzt tue.«
»Du kannst sie stark beeinflussen. Bringe mich zu meinem Gemahl. Du hast doch einige meiner Schatzkammern gesehen. Nimm mir die Ketten ab und du darfst dich nach Belieben bedienen. Bringe mich zu Gasam und deine Königin wird bis ans Ende unserer Tage meine Schwester sein.«
»Dein Angebot ist verführerisch, aber dazu reichen die Vollmachten nicht, die mir Königin Isel erteilte.« Er hörte sich belustigt an.
»Na und? Deiner Königin ist es egal, wie weit du ihre Vollmacht ausdehnst, solange du ihr Schätze und politische Gunst bringst.«
»Vielleicht, aber was ist, wenn dein Mann den Krieg verliert? Dann habe ich mir jeden anderen Herrscher des Kontinents zum Feind gemacht.« Er vollführte eine ausladende Handbewegung, die das weite Land im Osten umschloss. »Für deinen Gemahl ist die ganze Welt der Feind. Was dann? Ich sage es dir: Meine Königin wird sich meinen Bericht anhören. Dann hört sie sich die Erzählungen meiner Untergebenen an, die mir nicht unbedingt freundlich gesonnen sind. Schließlich wirft sie mich in die Stierarena, damit ich die königlichen Wappentiere belustige.«
»Die ganze Welt könnte dir gehören!«, drängte sie.
»Wir sind nicht alle wie du, Königin Larissa. Wir brauchen die Welt nicht. Ich wünsche dir einen guten Tag.« Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging mit wiegenden Schritten davon.
Sie war nicht sicher, ob sich Feigheit, Mangel an Phantasie oder Aufrichtigkeit hinter seiner Weigerung verbargen, aber sie wusste, er war nicht der einzige Mann an Bord.
Ansa lag in einem Bett, das in die Wand der Kabine eingelassen war. Jede Bewegung des Schiffes rollte ihn hin und her und verursachte ihm Schmerzen. Er hatte sich so an die endlosen Qualen gewöhnt, dass sie ihm nur noch bewusst wurden, wenn ihn ein besonders heftiger Schmerz durchfuhr.
Es klopfte. »Prinz Ansa?«
»Herein!«, rief er, auf Gesellschaft erpicht.
Es war Sachu. »Ich hoffe, deine Unterbringung sagt dir zu?«
»Durchaus«, versicherte ihm Ansa. »Ich rechnete damit, auf offenem Deck zu liegen.«
»Oh, für einen im Kampf verwundeten Offizier haben wir Besseres anzubieten. Diese Reise hat sich als aufregender erwiesen, als wir annahmen. Wir erwarteten, Handelsbeziehungen anzuknüpfen und Neuland zu erforschen. Aber einen verwundeten Prinzen und eine in Ketten liegende Königin zu befördern ist unglaublich!«
»Wenn man sich für ein Leben auf Reisen entscheidet, erlebt man die ungewöhnlichsten Dinge.«
Sachu lachte. »In der Tat! Ich habe mich gerade mit Königin Larissa unterhalten.«
»Bitte sei vorsichtig«, warnte Ansa. »Diese Frau kann einen Langhals aus seiner Höhle locken, damit er ihr aus der Hand frisst und ihre Feinde tötet.«
»Sie redet sehr überzeugend«, gab Sachu zu, »und sie wirkt wahrhaft verführerisch.«
»Als ich noch ein Kind war, glaubte ich, mein Vater würde übertreiben, wenn er davon sprach, wie böse Gasam und Larissa seien. Als ich ihnen begegnete, übertrafen sie alle Befürchtungen.«
»Wie sieht es im Reich deines Vaters aus?«, erkundigte sich Sachu.
Ansa erzählte ihm von seiner Heimat, von der endlosen Grassteppe und den mit Wald bedeckten Hügeln an der Nordgrenze, wo das Volk seiner
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