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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Ratgeber betrachtete. Während Larissas Abwesenheit brauchte er sicherlich gute Ratschläge. Auch die besten seiner Krieger waren einfache Männer und nicht an die Sitten bei Hofe gewöhnt. Wer eignete sich besser, die Lage zu bewältigen, als Ilas von Nar?
    Unter gerunzelten Brauen warf ihm Gasam einen bösen Blick zu. »So, meinst du? Eigentlich gab ich nur einen Kommentar ab, stellte aber keine Frage. Eine Antwort war unerwünscht.«
    Ilas bedachte die nächsten Worte sorgfältig. »Dennoch, mein König, sollest du dich der Angelegenheit stellen. Zwischen dir und der Königin von Neva herrscht eine lange Feindschaft. Vielleicht ist es vorteilhaft, deinen Stolz herunterzuschlucken und sie wie eine Gleichwertige zu behandeln.«
    »Hüte deine Zunge, Pirat«, sagte Pendu, der hinter Gasams Stuhl stand, den langen Speer in der Hand. »Überlasse diese Angelegenheit deinem König.«
    »Nein.« Gasam hob beschwichtigend die Hand. »Ich will hören, was er zu sagen hat. Rede ohne Furcht, Mann.«
    Ilas’ Herz klopfte schneller. »Majestät, wie du sagtest, war Königin Shazad vor vielen Jahren deine Sklavin. Mit Recht benutztet ihr sie als Spielzeug. Stell dir vor, was für ein Schlag das für eine stolze junge Prinzessin war.«
    »Natürlich«, stimmte Gasam zu. »Das hat es so vergnüglich gemacht.«
    »Genau. Die ganzen Jahre hat sie daran gedacht. Jetzt hat sie unsere Königin und das ist Balsam für ihre verletzte Eitelkeit. Dennoch hasst sie deine Überheblichkeit. Wenn du dich ein wenig demütig zeigst, bin ich sicher, dass sie sich einlullen lässt und weniger auf der Hut ist.«
    »Demütig?«, rief Pendu empört. »Undenkbar! Gasam, erlaube mir, diesen Wurm zu durchbohren.« Er hob den Speer, aber Gasam winkte ab.
    »Sei friedlich, Pendu. Ich sagte, er solle ohne Furcht sprechen. Ich ertrage vieles, um Larissa zurückzubekommen. Für Rache ist später noch Zeit genug, aber sie wäre nicht süß, wenn ich sie ohne meine Frau an meiner Seite auskosten müsste.« Er beugte sich vor. »Was meinst du, Ilas?«
    Erleichtert fuhr der Pirat fort. »Mein König, wenn es sie befriedigt, deine Gemahlin festzuhalten, so bedenke, wie gut es ihr gefiele, wenn du … nun, ich will nicht sagen, dich vor ihr erniedrigst, aber dich ihr ehrerbietig näherst? Ihre Freude wird ihr Urteilsvermögen trüben.«
    Glücklicherweise war Gasam nicht wütend, sondern schien ernsthaft über den Vorschlag nachzudenken.
    Schließlich sagte er: »Aber wird das Larissas Wert als Geisel nicht noch mehr steigern?«
    »Wohl kaum, denn was wäre ein kostbarerer Besitz als Königin Larissa? Shazad weiß, dass die Gefangene von unschätzbarem Wert ist. Nein, für sie bedeutet dein Nachteil mehr als alles andere und zwar nicht in ihrer Eigenschaft als Staatsoberhaupt, sondern als verletzte Frau.«
    »Darüber muss ich nachdenken.« Gasam kniff die Augen zusammen und strich sich über das Kinn. »Immer handelte ich als Anführer meiner Krieger. Jetzt bin ich auf mich allein gestellt und muss so denken, wie Larissa es tun würde.«
    »Genau, Majestät!«, rief Ilas. Alles lief besser, als er zu hoffen gewagt hatte.
    Pendu grunzte. »Ihr beide redet, als könntet ihr dieser Shazad trauen! Warum sollte sie dir nicht alle Zugeständnisse abringen und sich dann weigern, die Königin freizulassen? Warum tötet sie Larissa nicht einfach?«
    Ilas unterdrückte seinen Unwillen. Er wagte nicht, selbst den jüngsten Shasinnkrieger zu verärgern, geschweige denn diesen mächtigen General. »Weil sie in dem Ruf steht, eine gerechte und gnädige Königin zu sein. Ihr Vater war ein skrupelloser Mann, der wahrscheinlich so gehandelt hätte, wie du befürchtest, aber Shazad ist anders.«
    »Das stimmt«, meinte Gasam. »Sie muss auch mit anderen Königen verhandeln und würde ihr Gesicht verlieren, wenn sie mir gegenüber ihr Wort bricht. Sie würde ihre … wie nennt man es?« Er sah Ilas fragend an.
    »Glaubwürdigkeit.«
    »Ja, sie würde ihre Glaubwürdigkeit verlieren. Ihre Ehre.«
    »Pah, sie hat keine Ehre!«, knurrte Pendu. »Nur Krieger haben Ehre. Nur Shasinnkrieger.«
    »Trotzdem halten sich die Ausländer für ein ehrenhaftes Volk«, entgegnete Gasam. »In den ganzen Jahren, in denen ich mit Fremden zu tun hatte, lernte ich, dass sie nicht nur anders denken, sondern auch, dass sie gar nicht merken, wie dumm sie sind. Shazad kenne ich seit vielen Jahren. Ja, ich glaube, ich kann mich darauf verlassen, dass sie sich in … welches Wort fehlt mir jetzt,

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