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Fremde Wasser

Fremde Wasser

Titel: Fremde Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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wollen. Ungefähr so, wie wir es im Augenblick mit den Strom- und Gaspreisen erleben.«
    »Und drittens?«, fragte Olga leise.
    »Die Wasserqualität wird schlechter. Wahrscheinlich sogar drastisch schlechter. Nach meinen Recherchen, und ich habe heute
     nichts anderes gemacht, als mich mit diesem Thema zu beschäftigen, also nach meinen Recherchen verschlechtert sich die Wasserqualität
     in allen privatisierten Wasserwerken. Hier«, er zog einen Zeitungsartikel aus dem Stapel, »nach der Übernahme der Städtischen
     Wasserwerke Potsdam durch den VED-Konzern erklärte der Geschäftsführer von VED-Wasser auf einer Betriebsversammlung, nach
     wie vor würden alle von der Politik gesetzten Mindestgrenzen für Schadstoffe eingehalten. Leistungen darüber hinaus seien
     von den VED jedoch nicht zu erwarten.«
    Alle beobachteten Harder mit großer Spannung.
    Der fuhr fort: »Fast alle kommunalen Wasserwerke arbeitenjedoch bisher nach einem anderen Prinzip. In der Regel minimieren sie ständig die Schadstoffbelastung – unabhängig von den
     Vorgaben. Deshalb haben wir in Deutschland so gutes Wasser. Wenn dieser Paragraph fällt, wird sich das ganz schnell ändern.«
    Georg Dengler sagte: »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Angelika Schöllkopf in ihrer Rede nicht das tun wollte, was alle von
     ihr erwarteten. Sie wollte – unabhängig von der Parteidisziplin – dazu aufrufen, das Gesetz abzulehnen. Es lag ihr privat
     am Herzen: Sie hatte ein Adoptivkind aus Manila, das bei einer Choleraepidemie infolge der Privatisierung der Wasserversorgung
     in Manila beide Eltern verloren hatte und beinahe selbst gestorben wäre. Und zu der Epidemie kam es, weil das Wasser in privatwirtschaftliche
     Hände fiel.«
    Stille am Tisch.
    »Da hätte sie sich aber wahrscheinlich mächtige Feinde gemacht«, sagte Martin Klein, der wie ein Besessener schrieb.
    »Der Herzinfarkt kam zur rechten Zeit.«
    »Oder sie wurde umgelegt«, sagte Mario.
    »Mario, red nicht so einen Quatsch«, entgegnete Harder. »Das ist wieder so eine deiner verrückten Verschwörungstheorien. In
     Deutschland wird niemand wegen Wirtschaftsinteressen umgelegt. Wir sind hier ein ...«
    Er suchte nach dem richtigen Wort.
    »Zivilisiertes Land?«, schlug Olga vor.
    »Genau«, sagte Harder, »bei uns setzen sich Konzerne mit ökonomischen und rechtlichen Mitteln durch. Auch wenn uns diese Entwicklung
     nicht passt und für uns nachteilig ist, wie hier beim Wasser.«
    »Da bist du dir als Wirtschaftsjournalist ganz sicher, ja?«, fragte Mario.
    Stille.
    »Es ist völliger Quatsch, zu behaupten oder nur anzunehmen, dass in unserem Land politische Morde oder Morde wegen Firmeninteressen
     verübt werden.« Harder schüttelteden Kopf, aber Dengler registrierte, das sich in Leopolds dozierenden Tonfall eine winzige Nuance der Verunsicherung eingeschlichen
     hatte.
    »Du bist Idealist«, sagte Mario. »Du willst nicht glauben, dass es so ist oder so sein kann. Frag doch mal Georg, wie das
     damals war, bei seinem ersten großen Fall, als er hier in Stuttgart anfing, den Detektiv zu spielen. Diese Geschichte da mit
     der Treuhand ... Leopold, du bist... ich will nicht sagen: blauäugig ... aber du bist, sei mir nicht böse ... zu naiv. Nein,
     sagen wir: vorsichtig. Zu vorsichtig. Du bist Idealist, und da du zudem ein guter Journalist bist, willst du die naheliegenden
     Schlüsse ohne Recherchen und Beweise schwarz auf weiß nicht ziehen«, sagte Mario.
    »Und du bist leichtsinnig wie ein Künstler.«
    Mit einem Mal war die heitere Stimmung am Tisch getrübt. Leopold Harder starrte verärgert und nachdenklich zugleich auf seine
     Blätter, während Mario mit finsterer Miene damit begann, die Teller einzusammeln.
    »Eine Geschichte ist erst dann zu Ende gedacht, wenn sie die schlimmstmögliche Wendung genommen hat. Sagt jedenfalls Dürrenmatt«,
     warf Martin Klein ein.
    »Das mag richtig sein, wenn man Kriminalromane schreibt. Im Leben geht es aber darum, die Wahrheit herauszufinden, und die
     nimmt nicht automatisch die schlimmstmögliche Wendung.«
    Mario legte die gebrauchten Bestecke auf die ineinandergestellten Teller. »Das sagst du.«
    »Um wie viel Geld geht es denn bei diesem Wassergeschäft?«, fragte Dengler.
    »Ich hab es genau ausgerechnet«, sagte Harder und zog einen anderen Zettel aus seinem Stapel, »alles in allem ist es ein 20-Milliarden-Euro-Spiel.«
    Stille.
    »Da wurde schon für weniger gemordet.«
    Es war Olga, die das sagte.
    »Wurde das Gesetz wie

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