Fremde Wasser
dann dieHälfte der Soße mit einem Stabmixer, mixt sie mit dem nicht pürierten Teil.
»Die Soße wird dadurch sämiger«, sagt er und trinkt einen Schluck. Auch Dengler greift zum Glas.
Mario sieht auf die Uhr und probiert eine Nudel.
»Perfekt«, knurrt er und greift zu seinem Glas. Es ist leer.
Dengler gießt die Spaghetti ab, und Mario füllt ihre Gläser. Dann zieht er aus dem Backofen eine vorgewärmte Schüssel, in
der sie Pasta und Soße und die zweite Hälfte der klein gehackten Petersilie vermischen.
Sie trinken einen Schluck und tragen die Schüssel triumphierend zu Martin Klein und Olga ins Wohnzimmer.
»Pasta Tonnata bianca«, verkündet Mario triumphierend, setzt die Schüssel auf dem Tisch ab und zieht aus dem Regal eine neue
Flasche Brunello.
Es schmeckte herrlich. Martin Klein schenkte allen Wein nach.
»Der Abend heute gefällt mir weitaus besser als der gestern ... Abgesehen von allem anderen: Ich bin wirklich sehr ungern
auf einem Polizeipräsidium«, sagte Olga und trank einen Schluck.
»Bei deinem Beruf ist das auch kein Wunder«, sagte Martin Klein.
»Weiß man denn schon, wer der Tote war?«, fragte Mario.
»Die Polizei geht von einem Einbrecher aus«, sagte Olga. »Der Mann hatte dünne Gummihandschuhe an. Wahrscheinlich, um keine
Fingerabdrücke zu hinterlassen.«
»Hat die Polizei denn eine Theorie?«, fragte Klein.
»Sie geht davon aus, dass er einen Einbruch geplant hatte und dabei überrascht wurde. Mein Exmann und sein Kumpel hatten es
wohl auf Georg abgesehen. Die drei stießen in der Wohnung aufeinander. Mein Mann hielt den Kerl, der ja eine Mütze trug, für
Georg, und ... Ich mag gar nicht dran denken! Georg, wenn sie dich erwischt hätten ...«
»Seltsame Geschichte ... Was der wohl gesucht hat, dieserEinbrecher?«, sagte Mario und sah Dengler fragend an. Georg zuckte mit den Achseln. Klein machte sich Notizen.
»Wo bleibt eigentlich Leo?«, fragte Dengler.
Mario zuckte mit der Schulter: »Er wollte zum Essen hier sein.«
In diesem Augenblick klingelte es.
»Wenn man vom Teufel... Das wird er sein«, rief Mario und stand auf, um die Türe zu öffnen.
Leopold Harder erschien mit einem Stapel Papiere unter dem Arm. »Ich habe Neuigkeiten. Ihr werdet es nicht glauben ..«, sagte
er, als er Denglers Blick sah.
Mario brachte ihm Essen und Wein. Dann wollte Leopold Harder das Neueste vom Mord im Bohnenviertel wissen. Das werde morgen
der Aufmacher der lokalen Zeitungen sein, verkündete er. Olga berichtete ihm von ihrem Aufenthalt im Polizeipräsidium und
der Einbruchstheorie des Hauptkommissars Weber. Er trank einen Schluck, ordnete seine Papiere und lehnte sich in seinem Stuhl
zurück.
»Also«, begann er, »über das Gesetz zur Beschränkung des Wettbewerbs berichtete tatsächlich keine Zeitung. Trotzdem ist die
geplante Gesetzesänderung von allergrößter Bedeutung. Und zwar für unser aller Leben.«
»Mach's nicht so spannend«, rief Mario.
»In diesem Gesetz gibt es den Paragraph 103, der in seiner alten Fassung immer noch gilt. An dem Tag, an dem Frau Schöllkopf
das Zeitliche segnete, sollte dieser Paragraph mit der Zustimmung aller Parteien, mit Ausnahme der Linkspartei, aufgehoben
werden. Aufgabe von Angelika Schöllkopf war es, die Zustimmung der konservativen Partei zu erklären.«
»Was besagt dieser ..?«, fragte Dengler.
»Der Paragraph 103/Alte Fassung schützt die Gebietsmonopole von kommunalen Wasserbetrieben.«
»Und das ist wichtig?«, fragte Klein und griff nach seinem Kugelschreiber.
»Sehr wichtig«, dozierte Harder. »Wenn die Gebietsmonopole fallen, können die großen Konzerne mit ihrem Wasser in die Leitungen
der vielen kommunalen Wasserversorger drängen. Die Folgen davon wären dreifach und dreifach schlecht.«
Er blickte in die Runde.
»Stellt euch vor: Es gibt 8000 Wasserwerke in Deutschland. Eine Öffnung würde als Erstes bedeuten, dass die hygienischen Folgen
unabsehbar wären, wenn jeder Anbieter sein Wasser in einem allgemeinen Netz verbreiten könnte.« Er fuhr fort: »Zweitens würde
dies innerhalb kürzester Zeit zu einem Ruin der vielen kommunalen Wasserversorger führen.«
»Warum?«, wollte Mario wissen.
»Weil die großen Konzerne mit ihrer Finanzkraft die Mittel haben, über eine bestimmte Zeit mit niedrigen Preisen die kleineren
Unternehmen in die Pleite zu treiben. Wenn das passiert ist und sie die kleinen Unternehmen geschluckt haben, heben sie die
Preise an, gerade wie sie
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