Fremder in einer fremden Welt
zuzuschreiben, daß ich noch lebe - er würde mich lieber tot sehen.«
»Das glaube ich auch. Trotzdem - vergessen Sie es!«
»Verdammt will ich sein, wenn ich das tue!«
»Sie wären töricht, wenn Sie es nicht täten. Sie können nichts beweisen. Und es ist noch notwendig, daß Sie mir dankbar sind, und ich werde mir von Ihnen diese Bürde nicht auferlegen lassen. Ich habe es nicht für Sie getan.«
»Wie bitte?«
»Ich habe es für ein kleines Mädchen getan, das vorhatte, selbst ins Feld zu ziehen und dabei vielleicht ums Leben zu kommen. Ich tat es, weil sie mein Gast war und ich die Stelle ihrer Eltern vertrat. Ich tat es, weil sie mutig und tapfer war, aber zu unwissend, um es mit einer solchen Kreissäge aufzunehmen. Sie, mein zynischer und sündenbefleckter Sportsfreund, wissen dagegen über Kreissägen genau Bescheid. Wenn Sie aus Unachtsamkeit rückwärts in eine hineinlaufen, wer bin dann ich, daß ich an Ihrem Karma herumpfusche?«
»Hmmm. ich weiß, was Sie meinen. Okay, Jubal, Sie können zum Teufel gehen - weil Sie an meinem Karma herumgepfuscht haben. Falls ich eins besitze.«
»Ein strittiger Punkt. Der Kampf zwischen den Determinismusgläubigen und den Verfechtern des freien Willens steht im Augenblick unentschieden. So oder so, ich habe keine Lust, einen Mann zu stören, der in der Gosse schläft. Gute Werke gleichen der Behandlung von Hämophilie die richtige Kur ist, die Bluterkranken sich zu Tode bluten zu lassen -, bevor sie weitere Bluterkranke zeugen.«
»Man könnte sie sterilisieren.«
»Sie möchten, daß ich Gott spiele? Aber wir sind vom Thema abgekommen. Douglas hat Sie nicht ermorden lassen wollen.«
»Wer sagt das?«
»Sagt der unfehlbare Jubal Harshaw, der ex cathedra aus seinem Bauchnabel spricht. Sohn, wenn ein Hilfssheriff einen Gefangenen zu Tode prügelt, ist es so gut wie sicher, daß die leitenden Beamten des Countys es nicht erlaubt hatten, wenn sie es gewußt hätten. Schlimmstenfalls schließen sie hinterher lieber die Augen, als daß sie Apfelkarren umwerfen. Mord ist in diesem Land nie ein Mittel der Politik gewesen.«
»Ich werde Ihnen die Hintergründe einer Reihe von Todesfällen darlegen, die ich untersucht habe.«
Jubal winkte ab. »Ich habe gesagt, Mord sei nie ein Mittel der Politik gewesen. Morde hat es hier immer gegeben - von Prominenten wie Huey Long bis zu Männern, deren Tod in den Zeitungen, wenn überhaupt, erst auf Seite acht erwähnt wurde. Aber ein Mittel der Politik war es nicht, und der Grund dafür, daß Sie noch leben, ist, daß es für Joe Douglas kein Mittel der Politik ist. Der S.S. hat Sie entführt, hat Sie ausgequetscht und hätte Sie ebenso leicht loswerden können, wie man eine tote Maus in der Toilette herunter spült. Der Chef hingegen wollte nicht, daß seine Leute so weit gingen, und hätte er erfahren, daß sie doch so weit gegangen seien, hätte es sie den Job, wenn nicht den Hals gekostet.«
Jubal nahm einen Schluck. »Der S.S. ist nur ein Werkzeug. Er ist keine Prätorianer-Garde, die den Caesar bestimmt. Also, wen wollen Sie als Caesar haben? Kreisstadt-Joe, dessen Indoktrinierung noch auf die Zeit zurückgeht, als dieses Land eine Nation war, keine Statthalterschaft in einem polyglotten Imperium. den alten Douglas, der Morde nicht verknusen kann? Oder möchten Sie ihn stürzen - das können wir, einfach indem wir ihn hereinlegen -, ihn stürzen und auf seinen Stuhl einen Generalsekretär aus einem Land setzen, wo das Leben billig und Mord eine Tradition ist? Wenn Sie das tun, Ben - was geschieht mit dem nächsten neugierigen Journalisten, der eine dunkle Gasse hinunterspaziert?«
Caxton antwortete nicht.
»Wie ich sagte, der S.S. ist nur ein Werkzeug. Man kann immer Männer anheuern, die schmutzige Arbeit gern tun. Wie schmutzig wird diese Arbeit werden, wenn Sie Douglas um seine Mehrheit bringen?«
»Jubal, wollen Sie damit sagen, ich dürfe die Regierung nicht kritisieren? Auch wenn sie einen Fehler gemacht haben? Wenn ich weiß, daß sie einen Fehler gemacht haben?«
»Natürlich dürfen Sie. Stechende Viehbremsen sind notwendig. Aber man tut gut daran, sich die neuen Schurken anzusehen, bevor man die gegenwärtigen Schurken hinauswirft. Demokratie ist ein armseliges System. Das einzige, was man zu seinen Gunsten anführen kann, ist, daß es achtmal so gut ist wie jede andere Methode. Sein schlimmster Fehler ist, daß seine Führer das Niveau ihrer Wähler besitzen. Das ist ein niedriges Niveau, aber was kann
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