Fremder in einer fremden Welt
später traf Caxton ein. Der S.S.-Offizier, der den Befehl über den Luftwagen hatte, ließ sich auf einem vorgedruckten Formular Harshaws Unterschrift und Fingerabdruck geben und ging wieder. Jill schluchzte an Bens Schulter.
Jubal musterte ihn. »Ben, ich hörte, Sie seien eine Woche lang betrunken gewesen - und so sehen Sie auch aus.«
Ben fluchte, hörte jedoch nicht auf, Jill den Rücken zu klopfen. »Ja, betrunken war ich - aber getrunken hatte ich nichts.«
»Was ist geschehen!«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht!«
Eine Stunde später war Ben der Magen ausgepumpt, Jubal hatte ihm Spritzen gegen die Wirkung von Alkohol und Barbituraten gegeben, er war gebadet, rasiert und in geborgte Sachen gekleidet worden und hatte den Mann vom Mars kennengelernt. Man hatte ihn in großen Zügen aufs laufende gebracht, während er Milch und Essen zu sich nahm.
Aber er war nicht imstande, die anderen aufs laufende zu bringen. Für Ben hatte die Woche nicht stattgefunden. Er hatte in Washington das Bewußtsein verloren und war in Mexiko wachgerüttelt worden. »Natürlich weiß ich, was passiert ist. Man hat mich betäubt, in einem dunklen Raum gefangengehalten und ausgequetscht. Ich kann mich nur ganz verschwommen an einige Dinge erinnern. Aber beweisen kann ich nichts. Und da sind der Jefe des Dorfes und die Madame dieser Absteige und ganz bestimmt noch andere Zeugen, die beschwören werden, wie dieser Gringo seine Zeit verbracht hat. Und es gibt nichts, was ich dagegen tun könnte.«
»Dann lassen Sie es bleiben«, riet Jubal. »Entspannen Sie sich, und seien Sie glücklich!«
»Den Teufel werde ich tun! Ich werde diese.«
»Tt, tt! Ben, Sie haben gewonnen. Sie sind am Leben, obwohl ich heute morgen noch einen hohen Betrag dagegen gewettet hätte. Und Douglas wird genau das tun, was wir wollen - und dazu noch gern.«
»Darüber möchte ich mit Ihnen reden. Ich glaube.«
»Ich glaube, Sie gehen jetzt ins Bett. Mit einem Glas warmer Milch, um Onkel Doktor Harshaw geheimes Ingrediens für heimliche Trinker zu verbergen.«
Bald darauf schnarchte Caxton. Jubal steuerte sein eigenes Schlafzimmer an und begegnete Anne im oberen Flur. Müde schüttelte er den Kopf. »Was für ein Tag, Mädchen.«
»Ja. Ich hätte ihn nicht verpassen mögen, und ich wünsche mir nicht, daß er sich wiederholt. Geh ins Bett, Boß!«
»Gleich. Anne? Was ist so Besonderes an der Art, wie der Junge küßt?«
Anne blickte träumerisch drein, dann zeigten sich ihre Grübchen. »Du hättest es ausprobieren sollen, Boß.«
»Ich bin zu alt für einen Wechsel. Aber alles, was den Jungen betrifft, interessiert mich. Ist da ein Unterschied?«
Anne überlegte. »Ja.«
»Wie?«
»Mike gibt einem Kuß seine ganze Aufmerksamkeit.«
»Ach, Quatsch! Das tue ich auch. - oder habe es getan.«
Anne schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin schon von Männern geküßt worden, die das sehr gut gemacht haben. Aber sie geben einem Kuß nicht ihre ganze Aufmerksamkeit. Das können sie gar nicht. Ganz gleich, wie sehr sie sich bemühten, ein Teil ihres Verstandes beschäftigt sich mit etwas anderem. Sie denken daran, ob sie den letzten Bus verpassen - oder an ihre Chancen, das Mädchen herumzukriegen - oder an ihre Technik beim Küssen - oder vielleicht haben sie berufliche oder finanzielle Sorgen, oder sie fürchten, von dem Ehemann oder dem Papa oder den Nachbarn erwischt zu werden. Mike hat keine Technik - aber wenn Mike einen küßt, denkt er an absolut nichts anderes. Man ist sein ganzes Universum. und der Augenblick ist ewig, weil er keine Pläne und nichts anderes im Sinn hat. Nur, einen zu küssen.« Sie erschauderte. »Eine Frau spürt das. Es ist überwältigend.«
»Hmm.«
»Komm mir nicht mit >hmm<, du alter Lustmolch! Du verstehst es nicht.«
»Nein. Leider muß ich sagen, daß ich es nie verstehen werde. Na, dann gute Nacht - und übrigens, ich habe Mike gesagt, er soll seine Tür verriegeln.«
Sie schnitt ihm ein Gesicht. »Spielverderber!«
»Er lernt schnell genug. Wir dürfen ihn nicht auch noch antreiben.«
18
Die Konferenz wurde um vierundzwanzig Stunden verschoben, was Caxton mehr Zeit gab, sich zu erholen, sich über die ihm verlorengegangene Woche zu informieren und mit dem Mann vom Mars >zueinanderzuwachsen< - denn Mike grokte, daß Jill und Ben >Wasserbrüder< waren, beriet sich mit Jill und bot Ben feierlich Wasser an.
Ben war von Jill instruiert worden. Er akzeptierte es schweigend und ohne Vorbehalte. Er hatte seine
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