Fremder in einer fremden Welt
war.
Jubal seufzte vor Erleichterung. Er war damit durchgekommen. Vor vielen Jahren hatte er ein Mitglied des aussterbenden Stammes königlicher Hoheiten (es war eine regierende Königin gewesen) eine Parade abnehmen sehen - und ihm war aufgefallen, daß die Majestät sich verbeugt hatte, nachdem ihre Hymne gespielt worden war. Also hatte sie einen Salut, der ihrer souveränen Person dargebracht worden war, entgegengenommen.
Aber das Haupt einer Demokratie steht bei der Hymne seines Staates wie jeder andere Bürger auf - er ist kein Souverän.
Wie Jubal dargelegt hatte, konnte man nicht beides haben. Entweder war Mike ein Privatmann, und in diesem Fall hätte dieser Geschicklichkeitswettbewerb gar nicht erst abgehalten werden sollen, oder der Kleine war nach der Theorie, die der Larkin-Entscheidung zugrundelag, ein Souverän.
Jubal fühlte sich versucht, LaRue eine Prise Schnupftabak anzubieten. Nun, die Pointe war zumindest einem nicht entgangen - der päpstliche Nuntius saß mit unbewegtem Gesicht da, aber seine Augen funkelten.
Douglas ergriff das Wort. »Mr. Smith, es ist für uns eine Ehre und eine Freude, Sie als unseren Gast bei uns zu sehen. Wir hoffen, Sie werden die Erde ebenso als Ihre Heimat betrachten wie den Planeten Ihrer Geburt, unseren Nachbarn - unseren guten Nachbarn - Mars.« Er fuhr in geschliffenen, gefälligen Phrasen fort. Mike wurde willkommen geheißen - aber ob als Souverän, als Tourist oder als heimkehrender Bürger, ließ sich unmöglich feststellen.
Jubal beobachtete Douglas auf ein Zeichen hin, wie der Generalsekretär den Brief aufgenommen habe, den Jubal ihm hatte überbringen lassen. Aber Douglas sah ihn kein einziges Mal an. Dann kam Douglas mit seiner Rede zu Ende. Er hatte nichts gesagt, das aber sehr gut.
Jubal flüsterte: »Jetzt, Mike.«
Smith sprach den Generalsekretär an - auf marsianisch.
Er unterbrach sich, sagte ernst: »Herr Generalsekretär der Föderation freier Nationen des Planeten Erde.« und fuhr auf marsianisch fort.
Dann auf englisch: ».wir danken Ihnen für das heutige Willkommen. Wir bringen den Völkern der Erde Grüße von den Ehrwürdigen Alten des Mars.«, und wieder wechselte er zum Marsianischen über.
Jubal meinte, daß >die Ehrwürdigen Alten< eine beeindruckendere Übersetzung war als >die Alten<. Außerdem hatte Mike gegen diesen neuen Terminus nichts einzuwenden. Obwohl er darauf bestand, daß man >richtig sprechen< müsse, mußte nicht viel von Jubals Entwurf überarbeitet werden. Jill war auf die Idee gekommen, englische und marsianische Sequenzen abwechselnd vorzutragen. Jubal gestand sich vergnügt ein, daß dies die eigentlich inhaltslose Rede so weit aufblasen würde, wie wenn man aus einer sinnlosen Wahlkampfansprache eine beeindruckende Wagner-Oper machte. (Und es war genauso schwer zu verstehen, fügte er hinzu.)
Für Mike spielte das keine Rolle. Er konnte marsianische Passagen so mühelos einsetzen, wie er fähig war, englische auswendig zu lernen und herzusagen. Wenn es seine Wasserbrüder erfreute, daß er diese Dinge sagte, war Mike glücklich.
Jemand berührte Jubal an der Schulter, schob ihm einen Umschlag in die Hand und flüsterte: »Vom Generalsekretär«. Jubal blickte auf und sah, daß es Bradley war, der lautlos davoneilte. Nun öffnete er den Umschlag und warf einen Blick auf den Inhalt.
Die Nachricht bestand aus dem einzigen Wort >Ja< und war >J.E.D.< unterschrieben - mit der berühmten grünen Tinte.
Jubal hob den Kopf und bemerkte, daß Douglas' Augen auf ihm ruhten. Jubal nickte, und Douglas sah zur Seite. Die Konferenz war vorüber. Jetzt blieb nur noch übrig, es der Welt bekanntzugeben.
Mike beendete seine tönenden Nichtigkeiten. Jubal hörte seine eigenen Worte: ».zueinander wachsen zum gegenseitigen Nutzen beider Welten.« und: ».jede Rasse entsprechend ihrer Eigenart.« Douglas dankte dem Mann vom Mars kurz, aber herzlich. Es folgte eine kurze Pause.
Jubal stand auf. »Herr Generalsekretär.«
»Ja, Dr. Harshaw?«
»Mr. Smith ist in zweifacher Eigenschaft hier anwesend. Wie ein Besuche machender Prinz aus der Geschichte unserer eigenen großen Rasse, der mit Karawanen und Segelschiffen unerforschte Weiten zu einem fernen Reich durchquert, bringt er uns die guten Wünsche der alten Mächte des Mars. Aber er ist auch ein menschliches Wesen, ein Bürger der Föderation und der Vereinigten Staaten von Amerika. Als solcher hat er Rechte und Eigentum und Verpflichtungen.« Jubal schüttelte den Kopf.
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