Fremder in einer fremden Welt
»Verteufelte Verpflichtungen. Als sein Anwalt in seiner Eigenschaft als Bürger und als menschliches Wesen habe ich mich in seine Angelegenheiten vertieft und nicht einmal eine vollständige Liste dessen, was er besitzt, fertiggebracht - ganz zu schweigen von der Entscheidung, was ich den Steuerbehörden erzählen soll.«
Jubal hielt inne und schnaufte. »Ich bin ein alter Mann, ich lebe vielleicht nicht mehr so lange, daß ich die Aufgabe vollenden kann. Sie wissen, daß mein Mandant keine geschäftlichen Erfahrungen im menschlichen Sinne hat. Marsianer wickeln diese Dinge auf andere Weise ab. Aber er ist ein junger Mann von großer Intelligenz. Die ganze Welt weiß, daß seine Eltern Genies waren, und so etwas vererbt sich. Es besteht kein Zweifel daran, daß er in ein paar Jahren, wenn er es wollte, sehr gut ohne die Hilfe eines gewissen alten, kranken Rechtsanwalts zurechtkommen würde. Doch seine Angelegenheiten erfordern heute Aufmerksamkeit; Geschäfte warten nicht.
Außerdem ist er mehr daran interessiert, die Geschichte und die Künste und die Lebensweise der Bewohner dieser seiner zweiten Heimat zu studieren, als sich in Obligationen und Aktienausgaben und Lizenzgebühren zu vergraben - und ich glaube, damit handelt er klug. Auch wenn er über keinerlei Geschäftserfahrung verfügt, besitzt Mr. Smith eine direkte Weisheit, die mich immer wieder aufs Neue erstaunt. und alle, die ihn kennengelernt haben. Als ich ihm erklärte, um was es geht, sah er mich mit klarem Blick an und antwortete: >Das ist kein Problem, Jubal - wir werden Mr. Douglas fragen.<« Jubal hielt inne und schloß besorgt: »Bei dem Rest geht es um private Dinge, Mr. Secretary. Sollten wir das nicht unter vier Augen besprechen? Und diese Damen und Herren nach Hause gehen lassen?«
»Fahren Sie fort, Dr. Harshaw!« erwiderte Douglas. »Von jetzt an verzichten wir auf das Protokoll. Wer gehen möchte, soll es bitte tun.«
Niemand ging. »Gut«, erklärte Jubal, »ich kann alles in einem Satz zusammenfassen. Mr. Smith möchte Sie zu seinem gesetzlichen Vertreter ernennen und Ihnen Generalvollmacht erteilen, alle seine geschäftlichen Angelegenheiten zu erledigen. Das ist alles.«
Douglas machte ein überzeugend erstauntes Gesicht. »Das ist eine Aufgabe von gewaltigen Ausmaßen, Doktor.«
»Das weiß ich, Sir. Ich setzte ihm auseinander, daß Sie der beschäftigste Mensch auf diesem Planeten sind und keine Zeit für seine Angelegenheiten haben.« Jubal schüttelte den Kopf und lächelte. »Leider machte ihm das keinen Eindruck. Anscheinend gilt auf dem Mars, daß, je beschäftigter eine Person ist, desto mehr von ihr erwartet wird. Mr. Smith meinte schlicht: >Wir können ihn fragen.< Also frage ich Sie. Natürlich erwarten wir keine sofortige Antwort. Das ist eine marsianische Eigenheit; Marsianer sind nie in Eile. Auch neigen sie nicht dazu, Dinge zu komplizieren. Keine urkundliche Verpflichtung, keine Rechnungsprüfung, nichts von diesem Brimborium - nur eine schriftliche Vollmacht, wenn Sie es wünschen. Aber für ihn spielt das keine Rolle; er würde die Sache ebensogern gleich hier und mündlich abmachen. Das ist eine weitere marsianische Eigenheit: Wenn ein Marsianer jemandem vertraut, vertraut er ihm ohne Vorbehalt. Oh, ich muß noch hinzufügen, Mr. Smith richtet diese Bitte nicht an den Generalsekretär. Er bittet Joseph Edgerton Douglas um einen Gefallen, Sie persönlich. Wenn Sie sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen, wird das keine Wirkung auf unsere Abmachung haben. Ihr Nachfolger im Amt hat nichts damit zu tun. Smith vertraut Ihnen ... nicht dem Mann, wer es auch sein mag, der zufällig das Oktagon-Büro in diesem Palast innehat.«
Douglas nickte. »Wie meine Antwort auch ausfallen mag, ich fühle mich geehrt. und demütig.«
»Sollten Sie unsere Bitte ablehnen oder nicht erfüllen können oder das Amt jetzt übernehmen und später niederlegen wollen, hat Mr. Smith eine zweite Wahl - das ist Ben Caxton.
Ben, stehen Sie auf, damit die Leute Sie sehen können! Und wenn Sie und Caxton beide außerstande sind, die Aufgabe zu erfüllen, ist seine nächste Wahl - nun, ich glaube, das lassen wir für den Augenblick, merken Sie sich nur, daß es sukzessive Möglichkeiten gibt. Äh. ich muß einmal sehen.« Es hatte den Anschein, als sei Jubal durcheinandergekommen. »Ich bin es nicht mehr gewöhnt, stehend zu sprechen. Miriam, wo ist die Seite, auf der wir eine Liste gemacht haben?«
Jubal nahm ein Blatt Papier von ihr
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