Fremder in einer fremden Welt
tatsächlich sehr, sehr interessiert.«
»Fein. Da ist noch ein Platz frei neben Captain van Tromp - wahrscheinlich kennen Sie ihn.«
»Van Tromp? Sicher, sicher, wir sind alte Freunde, kenne ihn gut - habe ihn beim Empfang kennengelernt.« Senator Boone nickte Smith zu, stolzierte zu seinem Platz und setzte sich.
An den Wachtposten zogen jetzt weniger Leute vorbei. Jubal beobachtete einen Streit um einen Sessel und wurde dabei immer unruhiger. Schließlich brachte er es nicht länger über sich, stillzusitzen und diesem unwürdigen Benehmen zuzusehen. Deshalb sprach er mit Mike und vergewisserte sich, daß Mike, auch wenn er nicht verstand, warum, zumindest verstanden hatte, was Jubal wollte.
»Jubal, ich werde es tun.«
»Danke, Sohn.« Jubal stand auf und näherte sich einer Dreiergruppe, bestehend aus dem Assistenten des Protokollchefs, dem Chef der Delegation von Uruguay und einem Mann, der einen zornigen und verwirrten Eindruck machte. Der Mann aus Uruguay sagte soeben: ».ihm einen Platz geben, müssen Sie sämtliche Staatschefs Plätze geben - und das sind achtzig oder mehr. Dies ist Boden der Föderation, und kein Staatschef hat Vorrang vor einem anderen. Wenn Ausnahmen gemacht werden.«
Jubal unterbrach, indem er den dritten Mann ansprach. »Sir.« Er wartete so lange, bis sich die Aufmerksamkeit auf ihn richtete, und fuhr dann fort: »Der Mann vom Mars hat mich angewiesen, Sie zu bitten, daß Sie ihm die große Ehre erweisen, bei ihm Platz zu nehmen. falls Ihre Anwesenheit nicht anderswo vonnöten ist.«
Im ersten Augenblick war der Mann verblüfft, dann lächelte er breit. »O ja, das wäre zufriedenstellend.«
Die anderen beiden, der Palastbeamte und der Würdenträger aus Uruguay, wollten Einwände erheben; Jubal kehrte ihnen den Rücken. »Beeilen wir uns, Sir - wir haben sehr wenig Zeit.« Er hatte Männer mit Gegenständen hereinkommen sehen, die an einen Christbaumständer und ein blutiges Bettlaken erinnerten, doch bestimmt die >marsianische Flagge< darstellen sollten. Mike stand auf und sah Jubal und seinem Begleiter entgegen.
Jubal sagte: »Sir, erlauben Sie mir, Ihnen Valentin Michael Smith vorzustellen, Michael - der Präsident der Vereinigten Staaten!«
Mike verbeugte sich sehr tief.
Es blieb kaum noch Zeit, ihm den Platz auf Mikes rechter Seite anzuweisen, während die improvisierte Flagge aufgestellt wurde. Musik erklang, alle erhoben sich, und eine Stimme verkündete:
»Der Generalsekretär!«
20
Jubal hatte überlegt, ob Mike bei Douglas' Eintritt sitzen bleiben sollte, den Gedanken jedoch verworfen. Er wollte ja nicht versuchen, Mike höher als Douglas zu placieren, sondern nur die Formen für ein Treffen zwischen Gleichgestellten beachtet wissen. Als er nun aufstand, winkte er Mike, desgleichen zu tun. Große Türen im Hintergrund des Saales öffneten sich bei den ersten Klängen von Heil dem universellen Frieden<, und Douglas kam herein. Er ging zu seinem Platz und traf Anstalten, sich zu setzen.
Sofort signalisierte Jubal, Mike solle sich auch setzen. Das Ergebnis war, daß Mike und der Generalsekretär sich gleichzeitig setzten, alle anderen jedoch erst nach einer respektvollen Pause.
Jubal hielt den Atem an. Hatte LaRue gespurt? Richtig versprochen hatte er es nicht.
Die Fortissimo-Sturmglocke des >Mars<-Satzes füllte den Raum - das >Kriegsgott<-Thema, über das ein Publikum auch dann erschrickt, wenn es darauf vorbereitet ist. Die Augen auf Douglas gerichtet - Douglas erwiderte den Blick -, sprang Jubal von seinem Sitz hoch wie ein Rekrut, der Haltung annimmt.
Douglas erhob sich nicht ebenso schnell, aber prompt.
Mike dagegen rührte sich nicht; Jubal hatte ihm kein Zeichen gegeben. Er blieb sitzen, ohne dadurch in Verlegenheit zu geraten, daß alle anderen sich wieder auf die Füße gestellt hatten, als der Generalsekretär es tat. Mike verstand nichts von den Vorgängen und war es zufrieden, den Wünschen seines Wasserbruders zu folgen.
Jubal hatte hin und her überlegt, nachdem er die >marsianische Hymne< verlangt hatte. Wurde seinem Verlangen entsprochen, was sollte Mike dann tun? Die Antwort hing davon ab, welche Rolle Mike in dieser Komödie spielte.
Die Musik verstummte. Auf Jubals Signal hin stand Mike auf, verbeugte sich schnell und setzte sich zusammen mit dem Generalsekretär und den übrigen Anwesenden wieder. Diesmal nahmen alle schneller Platz, da keinem die himmelschreiende Tatsache entgangen war, daß Mike während der >Hymne< sitzen geblieben
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