Fremder in einer fremden Welt
Unternehmens war Brant noch Junggeselle. So steckte er das meiste von dem Schweinegeld, das er als Pilot auf der Mondroute verdiente, in die Lunar Enterprise. Du weißt, wie der Kurs gestiegen ist - gerade erst ist wieder eine Dividende ausgeschüttet worden. Brant hatte ein Laster, er spielte - aber der Knallkopf gewann regelmäßig und investierte auch das. Ward Smith hatte von Hause aus Geld. Valentin Michael Smith ist der Erbe von beiden.«
»Whew!«
»Das ist noch nicht die Hälfte, Schätzchen. Smith ist Erbe der gesamten Crew.«
»Wieso das?«
»Alle acht haben einen >Gentlemen-Abenteurer<-Vertrag unterschrieben, in dem sie sich gegenseitig zu Erben einsetzen - sich und ihre Nachkommen. Sie wandten große Sorgfalt darauf und benutzten als Vorbild Verträge aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die jedem Versuch, sie zu brechen, widerstanden hatten. Diese Leute waren Spitzenkräfte, und insgesamt hatten sie eine ganze Menge Besitz. Darunter war auch ein ganzer Schwung Aktien von Lunar Enterprises, abgesehen von denen, die Brant gehörten. Smith besitzt vielleicht die Aktienmehrheit oder mindestens einen Schlüsselblock.«
Jill dachte an das kindhafte Wesen, das eine so rührende Zeremonie aus einem Schluck Wasser gemacht hatte, und empfand Mitleid mit ihm. Caxton fuhr fort: »Ich wünschte, ich könnte einen Blick in das Log der Envoy werfen. Es ist geborgen worden - aber ich bezweifle, daß man es freigeben wird.«
»Warum nicht, Ben?«
»Es ist eine häßliche Geschichte. Soviel hatte ich herausbekommen, bevor mein Informant wieder nüchtern wurde. Dr. Ward Smith entband seine Frau durch Kaiserschnitt - und sie starb auf dem Operationstisch. Was er als Nächstes tat, beweist, daß er Bescheid wußte. Mit demselben Skalpell schnitt er Captain Brant die Kehle durch - und dann sich selbst. Tut mir leid, Schatz.«
Jill schüttelte sich. »Ich bin Krankenschwester. Ich bin immun gegen solche Dinge.«
»Du bist eine Lügnerin, und ich liebe dich dafür. Ich bin drei Jahre lang Kriminalreporter gewesen, Jill, und ich habe in der ganzen Zeit kein dickes Fell bekommen.«
»Was wurde aus den anderen?«
»Ich wünschte, ich würde es herausfinden. Wenn wir die Bürokraten nicht von diesem Logbuch losreißen, werden wir es nie erfahren - und ich bin ein sternenäugiger Zeitungsjunge, der findet, wir sollten es tun. Geheimhaltung erzeugt Tyrannei.«
»Ben, es könnte besser für ihn sein, wenn er um sein Erbe betrogen würde. Er ist sehr. äh. unweltlich.«
»Das genau richtige Wort, das steht fest. Er braucht auch gar kein Geld; dem Mann vom Mars wird es nie an einer Mahlzeit fehlen. Jede Regierung und einige tausend Universitäten wären entzückt, ihn als ständigen Gast zu haben.«
»Er sollte das Vermögen lieber überschreiben und vergessen.«
»So leicht ist das nicht, Jill, kennst du den berühmten Fall >General Atomics gegen Larkin und andere«
»Ach, du meinst die Larkin-Entscheidung. Das hatte ich in der Schule, wie jeder. Was hat es mit Smith zu tun?«
»Denke zurück. Die Russen schickten das erste Schiff zum Mond. Es zerschellte. Die Vereinigten Staaten und Kanada schickten gemeinsam eins. Es kehrte zurück, ließ aber niemanden dort. Wie nun die Vereinigten Staaten und das Commonwealth Vorbereitungen treffen, ein Kolonistenschiff unter der Schirmherrschaft der Weltföderation auszusenden, und Rußland das gleiche im Alleingang vorhat, kommt ihnen die Firma General Atomics zuvor, indem sie ein Schiff von einer Insel startet, die sie von Ecuador gepachtet hat - und ihre Männer saßen dort und triumphierten, als das Föderationsfahrzeug aufkreuzte, gefolgt von dem russischen.
Also erhob General Atomics, eine amerikanisch kontrollierte Schweizer Gesellschaft, Anspruch auf den Mond. Die Föderation konnte sich den Mond nicht über ihren Kopf hinweg unter den Nagel reißen, dabei hätten die Russen nicht stillgehalten. Folglich entschied das Hohe Gericht, eine juristische Person, die nichts als eine legale Fiktion ist, könne keinen Planeten besitzen, und die wirklichen Eigentümer seien die Menschen, die die Besetzung durchgeführt hätten - Larkin und Genossen. Sie wurden als souveräner Staat anerkannt und in die Föderation aufgenommen. Die Mitglieder des engeren Kreises bekamen ein paar Stückchen vom Kuchen und General Atomics sowie ihre Tochtergesellschaft Lunar Enterprises erhielten Konzessionen. Das paßte nicht jedem, und das Hohe Gericht der Föderation war damals nicht allmächtig.
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